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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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unterschlagen hatte, dass sie und Beck zum Zeitpunkt der Explosion im Hotelzimmer gesessen hatten, fragte er sich offensichtlich etwas ganz anderes. Und sprach es aus.
    »Sind Sie sicher, dass der Anschlag auf das Hotel Ihnen galt?«
    Mavie zögerte. Es erschien ihr nun erst recht unklug zu erwähnen, dass sie und Beck im Zimmer gewesen waren. Aber ehe sie sich für eine Variante entschließen konnte, die möglichst elegant und unbeschadet zwischen der Wahrheit und den verschiedenen offiziellen Versionen bestehen konnte, antwortete Philipp für sie.
    »Offiziell galt der Anschlag einem Schotten, irgendeinem Energietypen, und Eisele, nicht uns«, sagte er. »Das heißt, am ersten Tag sollte vermutlich das Ehepaar …«
    »Wem?«, unterbrach Milett ihn.
    »Wie, wem?«, sagte Philipp.
    »Eisele?«
    Philipp nickte. Und nickte gleich noch mal, in Mavies Richtung. »Ein geschätzter Freund und Mentor von …«
    »Fritz Eisele?«, sagte Milett.
    Mavie nickte. »Sie kennen sich?«
    »Was hat Eisele damit zu tun?«, fragte Milett, ohne auf ihre Frage einzugehen. Zum ersten Mal, seit sie einander im Flur gegenübergestanden hatten, sah er wieder richtig schlecht gelaunt aus.
    »Wir sind nach Rotterdam gefahren, um ihn zu treffen«, sagte sie. »Ich schätze Professor Eisele sehr, und er war informiert über Gerrittsens doch etwas merkwürdiges Verhalten nach meinem … Fauxpas beim IICO . Er hat sich sehr für mich eingesetzt, aber …«
    »Entschuldigung«, sagte Milett, meinte es aber nicht so. »Damit ich Sie richtig verstehe. Fritz Eisele wusste von der Prognose?«
    »Ja, von mir.«
    »Und danach ist Ihre Freundin umgekommen?«
    »Ja.«
    »Und danach sind Sie ihm hinterhergereist, und ein paar Stunden später verübt jemand einen Anschlag auf Sie?«
    »Gerrittsen …«, sagte Mavie.
    »Na, endlich redet mal jemand meine Sprache«, sagte Philipp.
    Mavie funkelte ihn wütend an. »Deine persönlichen Aversionen in allen Ehren …«
    »Was hat Eisele gesagt?«, unterbrach Milett sie barsch.
    »Wozu?«
    »Zu dem Anschlag auf Sie.«
    »Nichts«, sagte Mavie.
    »Weil«, sagte Philipp, »er angeblich in einem Krankenhaus liegt, weil er ja in die Luft gesprengt worden ist.«
    »Jesus«, sagte Milett verächtlich.
    »Er war im Zimmer neben unserem …«, sagte Mavie, aber Milett unterbrach sie erneut. Und diesmal stand er dabei auf.
    »Wie gut kennen Sie Fritz Eisele?«
    »Er war mein Dozent, früher, da haben wir uns kennengelernt …«
    »Oh ja, ich erinnere mich, er hatte immer große Wirkung auf seine Studentinnen. Das heißt, Ihre besondere Zuneigung ist reine Schwärmerei?«
    »Nein, ich halte ihn für fachlich herausragend, und damit stehe ich ja nicht allein …«
    »Er ist herausragend. Er versteht es wie kein anderer, seine Haut macht- und gewinnbringend zu Markte zu tragen, noch besser versteht er es indes, Allianzen zu schmieden. Und, glauben Sie mir, Mademoiselle, damit hat Fritz Eisele nicht erst vorgestern begonnen.«
    Mavie sah ihn fragend an. Sie wusste weder, wovon er redete, noch weshalb er offensichtlich kurz davor stand zu explodieren.
    »Siehste«, sagte Philipp, griff nach der Whiskykaraffe und fühlte sich offensichtlich wohl. »Ich kriege doch noch meine Zwei in Menschenkenntnis, und du ne Fünf.«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Mavie.
    »Ich auch nicht«, sagte Philipp, ließ sich gemütlich zurücksinken und sah Milett erwartungsvoll an. »Woher kennen Sie den Affen?«
    Milett schnaubte verächtlich, um ein dünnes Grinsen herum, trat auf den Tisch zu und schenkte sich ebenfalls noch einen Whisky ein. »Wir haben uns 2002 kennengelernt, als ich anfing, mich auf politischem Glatteis zu bewegen. Eisele war damals bereits ein erfahrener Schlittschuhläufer. Oder, präziser, Eishockeyspieler. Er war nie der Beste, aber er war immer gut vernetzt. Und dabei hat ihm sein Vermögen nicht direkt im Weg gestanden.«
    »Ich denke, das ist so’n kleiner Professor«, sagte Philipp zu Mavie.
    »Er ist nicht dumm«, sagte Milett. »Wer für regenerative Energien eintritt, sollte das nicht vom Balkon seines Schlosses aus tun. Es wirkt unglaubwürdig, und Glaubwürdigkeit ist Eiseles entscheidendes Asset. «
    Mavie begriff schlagartig, was seinen Stimmungswechsel verursacht hatte, jenseits der Fakten, über die er offensichtlich verfügte. Milett war offensichtlich verärgert. Ebenso offensichtlich war er eitel. Ehe sie die Bemerkung herunterschlucken konnte, hatte sie sie bereits ausgesprochen.
    »Eisele war der

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