Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
sie mit Tom zusammen sein konnte.
Und wenn dies nicht der Fall war, dann lag sie auf ihrem Bett, starrte sehnsuchtsvoll an die Decke, in Gedanken Toms Gesicht vor den Augen, und hörte immer wieder die CD, die Tom ihr geschenkt hatte.
Das hat die Welt noch nicht gesehen. Trotzdem ist Liebe wunderschön
...
Und Tom schien es genauso zu gehen. Er war nur noch selten mit seiner Clique zusammen und traf sich stattdessen lieber mit Mathilda im Park auf
ihrer
Bank. Sie redeten über Gott und die Welt, fabulierten über den Sinn des Lebens, die Liebe und ihre Zukunft, diskutierten und stritten aus Spaß miteinander, nur um sich anschließend mit leidenschaftlichen Küssen wieder zu versöhnen.
Sie spazierten unzählige Meter Arm in Arm durch den Park, saßen stundenlang eng umschlungen und knutschend auf
ihrer
Parkbank und hatten das Gefühl, sie würden sich schon ein Leben lang und nicht erst seit ein paar Wochen kennen.
Mathilda war glücklich. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Diese Liebe war wirklich wunderschön und sie war fest davon überzeugt, dass nichts und niemand an diesem Zustand etwas ändern könnte.
Als Tom ihr ein paar Tage später mitteilte, dass sie sich in der nächsten Zeit nicht mehr so häufig treffen könnten, war Mathilda zwar einen Moment enttäuscht, aber absolut nicht besorgt.
„Mein Alter flippt aus, wenn ich durchs Abi rausche.“ Tom kräuselte seine Nase, als ob ihn etwas kitzelte, bevor er fortfuhr. „Ich muss für die Schule pauken, sonst wird das nichts mit dem Abi im nächsten Jahr.“ „Schade. Aber wenn es nicht anders geht ...“ Mathildas Stimme klang gepresst, weil sie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Tom schaute sie einen Moment nachdenklich an. Dann grinste er von einem Ohr zum anderen und stupste mit seiner Nasenspitze an Mathildas.
„Sei nicht traurig, Süße. Uns bleibt trotzdem noch genug Zeit. In zwei Wochen werde ich achtzehn. Dann kann ich endlich,
ohne
meine Mutter auf dem Beifahrersitz, Auto fahren. Und in den Sommerferien fahren wir beide dann irgendwohin. Das verspreche ich dir.“ Tom nahm einen tiefen Schluck aus seinem Alkopop und reichte die Flasche anschließend an Mathilda weiter.
„Prost, Süße.“ Mathilda nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. Eigentlich mochte sie das Zeug nicht. Zu süß. Und Süßes war absolut nicht Mathildas Ding.
Aber Tom trank ständig diese Alkopops und Mathilda wollte nicht, dass er sie für kindisch oder sogar unreif hielt.
Und was war schon dabei. Schließlich tranken alle Alkopops. Die waren doch völlig harmlos. Viel Limo und ein kleines bisschen Alkohol. Nicht so eine Hammerdroge wie der Rotwein, den sich Conni Abend für Abend reinschüttete und der sie immer mehr zu einer fremden Frau werden ließ. Dagegen war dieses süße Gesöff echt Peanuts, da war sich Mathilda ganz sicher.
Sie leerte die Flasche und nahm sich eine neue aus Toms Rucksack.
„Und noch was.“ Tom riss sie aus ihren Gedanken. Er legte seine linke Hand auf ihre Schulter und massierte sie leicht. „Ich habe einen ganz besonderen Geburtstagswunsch.“ Seine Hand wanderte an Mathildas Arm hinunter zu ihrer Hand. Er massierte jeden einzelnen Finger und zog anschließend ihre Hand an seine Lippen.
„Was denn für einen Wunsch?“
Toms Blick ließ Mathildas Herz einen Schlag lang aussetzen. Sie wusste, was er sagen würde, noch bevor er den Mund aufgemacht hatte.
„Es ist wunderschön mit dir.
Du
bist wunderschön! Aber auf Dauer ist mir das alles zu wenig, Süße.“
Verlegen löste Mathilda ihre Hand aus seiner. Sie rutschte auf der Bank ein bisschen hin und her, öffnete die neue Flasche und trank hastig ein paar tiefe Schlucke, nur um etwas Zeit zu gewinnen.
„Seit Wochen treffen wir uns
nur
hier im Park. Zu dir willst du nicht, wegen deiner Mutter und zu mir traust du dich nicht. Warum auch immer. In der Schule gehst du mir aus dem Weg, damit deine Schwester uns bloß nicht zusammen sieht.“
Tom drehte Mathilda so um, dass er sie mit beiden Händen an den Schultern packen konnte. „Hör zu, Süße, so läuft das nicht. Ich habe darauf keine Böcke. Heimliche Treffen im Park sind echt nicht mein Ding. Das ist Kinderkram.“ Er ließ ihre Schultern los und fuhr sich mit beiden Händen über Gesicht und Haare. „Ich hatte bisher auch nicht das Gefühl, dass ich ein Typ bin, für den man sich schämen muss, oder?“ Das war eine Frage, klang aber wie eine Feststellung.
Mathilda beeilte sich den Kopf zu schütteln.
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