Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
die hat total den Boden unter den Füßen verloren. Die ist nur noch am Ende und ständig be...“ Mathilda schlug sich mit der flachen Hand auf den Mund. Darunter ließ sie ein leise gemurmeltes „Mist!“ hören.
„Mist?“, sagte Tom. „Was ist Mist?“
Mathilda sprang von der Mauer und schüttelte ihre Beine aus.
„Was rede ich hier eigentlich? Entschuldige bitte.“ Mathilda war von sich selbst enttäuscht. Anstatt diesen wahnsinnigen Typen zu erobern, laberte sie ihn hier mit ihren Familienproblemen voll. Fast hätte sie ihm sogar von Connis inzwischen regelmäßigen Besäufnissen erzählt.
Wie dumm und unreif von ihr.
Tom drehte den Kopf zur Seite und lächelte von unten zu ihr rauf. Dann sprang er ebenfalls von der Mauer.
„Du musst dich doch nicht entschuldigen. Ich möchte alles über dich erfahren“, sagte er und blieb direkt vor ihr stehen. Dann streckte er plötzlich die Arme aus und zog Mathilda an sich. Alles ging so schnell. Im nächsten Moment spürte sie Toms Lippen auf ihren. Ihre Beine drohten wegzusacken.
Bloß jetzt nichts falsch machen, schoss es ihr durch den Kopf. Aber dass es so schnell gehen würde, damit hatte Mathilda wirklich nicht gerechnet. Unsicher legte sie ihre Arme um Toms Hals und rückte näher an ihn heran. Toms Hände strichen zärtlich über ihren Rücken. Der Kuss wollte gar nicht mehr aufhören. Seine Lippen waren unglaublich weich und sanft. Schließlich löste er sich vorsichtig und schaute ihr in die Augen.
„Es tut mir leid.“ Seine Stimme klang ganz rau. „Aber ich muss schon wieder los.“
„Musst du?“ Mathilda konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen.
Toms Lippen suchten sie wieder. Diesmal küsste er sie viel wilder und atmete schneller. Seine Hände fuhren unter ihr T-Shirt und glitten über ihren nackten Rücken. Mathilda bekam eine Gänsehaut. Tom ging leicht in die Knie und drückte seine Hüfte gegen ihre. Doch das ging ihr nun doch alles ein bisschen
zu
schnell. Vorsichtig versuchte Mathilda sich etwas aus seiner Umarmung zu lösen.
Plötzlich ließ Tom sie los. Er atmete schwer, als er sagte: „Entschuldige.“ Tom wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
„Weißt du eigentlich, dass ich noch nicht einmal deinen Namen kenne?“
„Ma – Mathilda“, stammelte sie noch immer völlig verwirrt.
„Mathilda.“ So wie er ihren Namen aussprach, klang es fast wie eine Liebeserklärung.
„Schöne Mathilda, ich muss jetzt wirklich los. Sehen wir uns morgen Abend wieder? Um sieben hier im Park?“
Mathilda konnte nur nicken, obwohl sie absolut nicht wusste, wie sie Conni erklären sollte, dass sie mitten in der Woche abends noch mal aus dem Haus gehen wollte.
Tom lächelte sie ein letztes Mal an, drehte sich um und ging – und ließ Mathilda mit totalem Chaos im Kopf zurück.
In meiner Klasse bin ich so ziemlich der Einzige, der nichts trinkt. Das liegt daran, dass ich im „Zudröhnen“ am Wochenende keinen Sinn sehe. Am Montag wird dann immer obligatorisch erzählt, wie „dicht, klinisch tot oder voll“ man war. Wer am meisten getrunken hat oder vielleicht gekotzt, ist im Allgemeinen der „männlichste“
.
Wer nicht mitschwimmt, wird zum Außenseiter – zum Weichei
.
Sebastian, 17 Jahre
Absturz
Den Weg nach Hause legte Mathilda tief in Gedanken versunken zurück. Tom, der Kuss, der Zauber und diese plötzliche Vertrautheit zwischen ihnen, so als ob sie sich schon ein ganzes Leben lang kannten. Es war alles so unglaublich. Mathilda hätte niemals gedacht, dass sie sich Hals über Kopf – einfach von einem Moment auf den nächsten – so unsterblich verlieben könnte.
Als sie die Wohnungstür aufschloss und ihr der Geruch aus der Wohnung entgegenschlug, merkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte.
Mit steifen Schritten ging sie in die Küche und entdeckte Conni am Küchentisch. Sie hing mehr, als dass sie saß und starrte Mathilda aus glasigen Augen entgegen. Vor ihr auf dem Küchentisch stand ein leeres Weinglas. Direkt daneben befand sich eine ebenfalls leere Flasche Rotwein. Im Backofen verbrannte gerade eine Pizza.
Mathilda rannte zum Herd und schaltete den Backofen aus. Sie öffnete die Klappe, schloss sie aber sofort wieder, weil ihr eine stinkende Qualmwolke entgegenschlug.
Mathilda eilte zum Küchenfenster und riss es weit auf.
Conni hing noch immer unbeweglich auf dem Küchenstuhl. Die Beine weit von sich gestreckt, den Mund mit Lippenstift verschmiert, das rote Haar völlig zerzaust.
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