P.S. Ich liebe Dich
habe«, sagte Holly und bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, obwohl sie wusste, dass ihr Ärger unüberhörbar war.
»Ach, ich bin also egoistisch?«, gab Denise schrill zurück. »Du bist doch diejenige, die sich an dem Wochenende im Hotelzimmer versteckt hat! Bei meinem Junggesellinnenabschied! Dabei bist du meine erste Brautjungfer!«
»Ich hab Sharon Gesellschaft geleistet«, verteidigte sich Holly.
»Ach Quatsch! Sharon ist schwanger, sie liegt nicht im Sterben, man braucht ihr nicht vierundzwanzig Stunden das Händchen zu halten!« Denise verstummte, als ihr klar wurde, was sie gerade gesagt hatte.
Jetzt war Holly richtig wütend, und ihre Stimme zitterte vor Zorn. »Und du wunderst dich, dass ich keine Lust habe, mit dir auszugehen? Genau wegen solchen blöden, gedankenlosen Bemerkungen! Hast du vielleicht schon mal eine Sekunde daran gedacht, dass es für mich schwer sein könnte? Die Tatsache, dass du über nichts anderes als über deine elenden Hochzeitsvorbereitungen redest oder darüber, wie toll alles ist und wie sehr du dich darauf freust, den Rest deines Lebens glücklich und zufrieden mit Tom zu verbringen? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Denise, ich habe diese Chance nicht, weil mein Mann nämlich leider tot ist. Ich freue mich für dich, von ganzem Herzen, das kannst du mir glauben. Ich freue mich, dass du glücklich bist. Aber ein bisschen Geduld und Rücksicht ist doch nicht zu viel verlangt, ein bisschen Verständnis, dass ich nicht in ein paar Monaten über den Tod meines Mannes wegkomme. Was den Ball angeht, habe ich nicht die Absicht, irgendwo hinzugehen, wo ich die letzten zehn Jahre mit Gerry war. Vielleicht verstehst du das nicht, Denise, aber ich würde es ein bisschen schwierig finden, um es mal vorsichtig auszudrücken. Deshalb möchte ich nicht, dass du ein Ticket für mich kaufst, weil ich nämlich lieber zu Hause bleibe!«, schrie sie und knallte den Hörer auf die Gabel.
Dann brach sie in Tränen aus und legte schluchzend den Kopf auf den Tisch. Sie fühlte sich schrecklich. Ihre Freundin verstand sie nicht. Vielleicht war sie ja wirklich verrückt. Vielleicht hätte sie längst über Gerry hinweg sein müssen. Vielleicht schafften normale Leute das, statt Freunden und Familie ewig auf die Nerven zu gehen.
Schließlich versiegten die Tränen, und sie lauschte in die Stille, die sie umgab. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass bestimmt alle im Büro mitgehört hatten, und sie schämte sich so, dass sie sich nicht mal traute, zur Toilette zu gehen und sich ein Papiertaschentuch zu holen. Ihr war heiß, ihre Augen waren rot und geschwollen. Vorsichtig tupfte sie sich die Tränen mit dem Saum ihrer Bluse ab. »Scheiße«, schimpfte sie leise, als sie merkte, dass sie Make-up, Mascara und Lippenstift quer über den ganzen Ärmel der teuren weißen Bluse verteilt hatte, und fegte mit einer hastigen Bewegung gleich noch einen ganzen Stapel Papiere vom Schreibtisch. In diesem Moment klopfte es behutsam an ihre Tür. Schnell setzte sie sich aufrecht hin.
»Herein!«, rief sie, aber ihre Stimme zitterte.
Chris kam herein, mit zwei Teebechern in der Hand.
»Tee?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, und Holly musste lächeln. Er stellte einen Becher vor sie hin und ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder.
»Hast du heute einen schlechten Tag?«, fragte er so sanft, wie es mit seiner barschen Stimme eben möglich war.
Sie nickte, und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen. »Tut mir Leid, Chris«, stammelte sie und wedelte in dem Versuch, die Fassung wiederzugewinnen, nervös mit der Hand. »Das hat aber keinen Einfluss auf meine Arbeit«, beteuerte sie.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Darüber mache ich mir keine Sorgen, ich bin sehr zufrieden mit dir, Holly.«
Sie lächelte dankbar. Wenigstens etwas.
»Möchtest du heute früher nach Hause gehen?«
»Nein danke, Arbeit ist eine gute Ablenkung.«
Er schüttelte traurig den Kopf. »So funktioniert das aber nicht, Holly. Ich kann das beurteilen. Ich hab mich in diesen vier Wänden hier verkrochen, aber es hilft nicht. Jedenfalls nicht auf lange Sicht.«
»Aber ich habe den Eindruck, dass du ganz gut zurechtkommst«, wandte sie ein, immer noch mit zittriger Stimme.
»Der äußere Eindruck entspricht nicht immer unbedingt der Wirklichkeit. Das weißt du auch.«
Sie nickte.
»Du brauchst nicht immer tapfer und ausgeglichen zu sein«, meinte er beruhigend und reichte ihr ein
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