P.S. Ich liebe Dich
durch die schweren Tage, wenn sie ein mitfühlendes Ohr brauchten oder jemanden, der sie zum Lachen brachte. Und solche Tage gab es viele.
»Na?«, begrüßte er sie und kam hinter dem Tresen hervor. »Wird Aschenputtel nun zum Ball gehen oder nicht?«
Holly grinste und zog die Nase kraus. Gerade wollte sie antworten, dass sie nicht gehen würde, aber dann überlegte sie es sich in letzter Sekunde doch anders. »Und was ist mit dir?«
Er lächelte und zog ebenfalls die Nase kraus. »Garantiert wieder so eine Pärchenversammlung. Ich glaube, noch einen Abend mit Sam und Samantha, Robert und Roberta halte ich nicht aus.« Daniel zog einen Barhocker für Holly heran, und sie setzte sich.
»Wir könnten natürlich einfach total unhöflich sein und sie alle ignorieren.«
»Was hätte es dann überhaupt für einen Sinn hinzugehen?«, wandte Daniel ein, setzte sich neben Holly und stellte seinen Lederstiefel auf die Fußstütze ihres Hockers. »Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich den ganzen Abend mit dir unterhalte, oder? Inzwischen haben wir uns wirklich schon alle Ohren abgekaut.«
»Na schön!«, rief Holly und tat beleidigt. »Ich hatte sowieso vor, dich zu ignorieren.«
»Puh!« Daniel wischte sich in gespielter Erleichterung über die Stirn. »Dann kann ich ja auf jeden Fall hingehen.«
Holly wurde ernst. »Ich glaube, ich muss wirklich hin.«
Auch Daniel hörte auf zu grinsen. »Na gut, dann gehen wir doch.«
»Ich denke, für dich wäre es sicher auch nicht schlecht, Daniel«, meinte sie leise.
Daniel wandte sich ab und tat so, als würde er sich prüfend im Raum umsehen. Sein Fuß rutschte von ihrem Stuhl. »Holly, mir geht’s gut«, wehrte er nicht sehr überzeugend ab.
Holly sprang von ihrem Hocker, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn auf die Stirn. »Daniel Connelly, versuch nicht ständig, den starken Mann zu markieren. Das nehme ich dir nämlich nicht ab.«
Sie umarmten sich zum Abschied, und Holly marschierte in ihr Büro zurück, entschlossen, ihrer Entscheidung treu zu bleiben. Mit lauten Schritten stapfte sie die Treppe hinauf und ging an Alice vorbei, die sich immer noch verträumt ihren Artikel ansah. »Ciaran!«, rief sie. »Ich brauche ein Kleid!«
In seinem Büro schmunzelte Chris in sich hinein. Er zog eine Schublade auf und sah sich ein Foto von sich und seiner Frau an. Eines Tages würde er wieder in den Botanischen Garten gehen. Wenn Holly es schaffte, dann schaffte er es auch.
Holly war schon furchtbar spät dran und sauste immer noch in ihrem Schlafzimmer herum. Die letzten zwei Stunden hatte sie damit verbracht, sich zu schminken, zu weinen und alles zu verschmieren und sich dann neu zu schminken. Jetzt tuschte sie sich gerade zum vierten Mal die Wimpern und schickte dabei ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihr Tränenreservoir für den heutigen Abend ausgetrocknet war. Das war zwar recht unwahrscheinlich, aber man durfte ja die Hoffnung nicht aufgeben.
»Aschenputtel, dein Prinz ist da!«, rief Sharon von unten.
Hollys Herz raste. Sie war noch nicht bereit! Sie brauchte Zeit, um noch einmal darüber nachzudenken, ob sie wirklich auf diesen Ball wollte. Auf einmal hatte sie den Grund dafür vergessen, und ihr fiel nur noch ein, was dagegen sprach.
Nämlich: Sie wollte da nicht hin, sie würde den ganzen Abend nur weinen, sie würde an einem Tisch zwischen lauter so genannten Freunden festsitzen, die sich seit Gerrys Tod nicht mehr bei ihr gemeldet hatten, sie fühlte sich beschissen, sie sah beschissen aus, und Gerry würde nicht da sein.
Für den Ball sprach eigentlich nur, dass sie das Gefühl hatte, es wäre irgendwie wichtig hinzugehen. Sie versuchte, ruhig zu atmen, um eine neue Tränenflut einzudämmen.
»Holly, du kannst das!«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Du musst es tun, es wird dir helfen, es wird dich stärker machen.« Immer wieder sagte sie sich das, bis ein Quietschen an der Tür sie zusammenfahren ließ.
»Entschuldige«, sagte Sharon, die im Türspalt erschien. »O Holly, du siehst fantastisch aus!«, rief sie.
»Ich sehe beschissen aus«, grummelte Holly.
»Ach hör doch auf«, widersprach Sharon. »Ich sehe aus wie ein Zeppelin – und beklage ich mich vielleicht?« Sie lächelte Holly im Spiegel zu. »Kopf hoch, es wird alles gut.«
»Aber ich möchte viel lieber zu Hause bleiben, Sharon, ich muss doch heute Nacht auch Gerrys letzte Botschaft aufmachen.« Sie konnte gar nicht glauben, dass dieser Augenblick tatsächlich
Weitere Kostenlose Bücher