P.S. Ich liebe Dich
nicht?«, fragte Holly leise. »Du schreibst fantastisch. Ich bin sicher, wenn Chris wüsste … «
»Er weiß es«, fiel Alice ihr ins Wort.
»Was?« Holly war verwirrt. »Er weiß, wie toll du schreibst?«
»Ich hab mich vor fünf Jahren hier als Redakteurin beworben, aber damals stand nur der Job der Sekretärin zur Verfügung. Chris meinte, wenn ich abwarte, ergibt sich vielleicht etwas.« Holly fand es beunruhigend, dass die sonst stets muntere Alice so … so aufgebracht war. Nein, wütend, angekotzt – das traf den Sachverhalt besser.
Holly seufzte und machte sich auf den Weg zu Chris’ Büro. Diesen Artikel würde sie wahrscheinlich ohne die Hilfe ihrer Kollegin schreiben müssen.
Lächelnd blätterte Holly die Novembernummer durch, die erste Ausgabe, an der sie voll mitgearbeitet hatte. Morgen würde die Zeitschrift an den Kiosken ausliegen, und sie war furchtbar aufgeregt. Und sie durfte außerdem noch Gerrys nächsten Brief öffnen. Morgen war ein guter Tag.
Obgleich sie ja nur die Anzeigen organisierte, war sie sehr stolz, zu einem Team zu gehören, das so etwas produzierte. Himmelweit entfernt von dem jämmerlichen Faltblatt, das sie vor Jahren zusammengeschustert hatte, und wenn sie daran dachte, dass sie es in ihrem Vorstellungsgespräch auch nur erwähnt hatte, musste sie kichern. Als hätte sie Chris damit beeindrucken können! Aber trotzdem hatte sie das Gefühl, sich bewährt zu haben. Sie war ins kalte Wasser gesprungen und nicht untergegangen.
»Schön, dass du so glücklich aussiehst«, meinte Alice, die gerade hereingeprescht war und Holly zwei Zettel auf den Tisch warf.
»Du hast zwei Anrufe bekommen, während du weg warst. Einen von Sharon und einen von Denise. Sag deinen Freundinnen doch bitte, sie sollen nicht gerade in der Mittagspause anrufen, weil das für mich nämlich die reine Zeitverschwendung ist.«
»Okay, danke«, erwiderte Holly. »Hey, Alice!«, rief sie ihr nach, ehe die Tür hinter ihr zuknallte.
»Was?«, fauchte sie.
»Hast du den Artikel über die Party im Pub gelesen? Er ist toll geworden, samt Fotos und allem. Ich bin echt stolz.« Holly grinste breit.
»Nein, ich hab ihn nicht gelesen!«, entgegnete Alice angewidert und knallte jetzt endgültig die Tür zu.
Aber Holly lief ihr mit der Zeitschrift nach. »Jetzt schau ihn dir doch an, Alice! Daniel wird begeistert sein!«
»Na, das ist ja super für dich und Daniel«, keifte Alice und schob wahllos irgendwelche Papiere auf ihrem Schreibtisch herum.
Holly schnitt eine Grimasse. »Jetzt lass das und lies endlich den verdammten Artikel!«
»Nein!«, konterte Alice.
»Tja, dann kriegst du das Foto von dir und dem halbnackten Supermann eben nicht zu sehen … « Damit drehte Holly sich um und schlenderte langsam davon.
»Her damit!« Alice schnappte sich die Zeitschrift aus Hollys Hand. Als sie auf die Seite mit dem Bericht über die Releaseparty für Blue Rock kam, fiel ihr buchstäblich die Kinnlade herunter.
Oben auf der Seite prangte die Schlagzeile: »Alice im Wunderland«, mit dem Foto von Alice und dem Muskelprotz, das Holly gemacht hatte.
»Lies vor«, kommandierte Holly.
Mit zittriger Stimme begann Alice: »Ein neues Mixgetränk kommt in die Regale, und unsere neue Party-Korrespondentin Alice Goodyear hat sich vorgenommen herauszufinden, ob der neue heiße Drink für den kommenden Winter auch wirklich hält, was er verspricht … « Sie brach ab und sah Holly an. »Party-Korrespondentin?«, wiederholte sie ungläubig.
Holly rief Chris aus seinem Büro, und er gesellte sich zu ihnen, ein breites Grinsen im Gesicht.
»Gut gemacht, Alice, wirklich ein fantastischer Artikel. Sehr amüsant.« Er klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. »Ich habe extra für dich eine neue Seite namens ›Alice im Wunderland‹ eingerichtet, damit du jeden Monat über ähnlich seltsame und wunderbare Ereignisse berichten kannst.«
Alice schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und stotterte: »Aber Holly … «
»Holly beherrscht nicht mal die Rechtschreibung«, lachte Chris, »aber du bist ein echtes Talent. Eines, das ich schon viel früher hätte unterstützen sollen.«
»O mein Gott«, stieß sie hervor. »Vielen, vielen Dank, Holly!« Sie fiel Holly um den Hals und drückte sie so fest, dass Holly kaum noch Luft bekam.
»Danke, Chris«, brachte sie mit Müh und Not heraus, während ihr Gesicht knallrot anlief. Alice ließ Holly unvermittelt los und warf sich ihrem Chef an den Hals. »Ich werde
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