P.S. Ich liebe Dich
wusste nicht, ob sie den Abend überstehen würde. Ihr fehlte die Kraft, ständig mit ihren Gefühlen zu kämpfen, sie waren einfach zu stark. Da fiel ihr Blick auf den Notausgang neben der Küchentür, der offen stand, damit ein wenig Qualm abzog, und sie schlich sich nach draußen. Sobald sie an der frischen Luft war, fühlte sie sich wieder frei. Mit zügigen Schritten überquerte sie den Parkplatz und dachte sich dabei eine Ausrede für Denise und Sharon aus.
»Hi, Holly.«
Sie erstarrte und drehte sich langsam um, als ihr klar wurde, dass jemand sie erwischt hatte. Es war Daniel. Er lehnte an seinem Auto und rauchte eine Zigarette.
»Hallo, Daniel«, sagte sie und ging auf ihn zu. »Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.«
»Nur wenn ich Stress habe.«
»Du hast also Stress?« Holly umarmte ihn zur Begrüßung.
»Ich habe mir gerade den Kopf darüber zerbrochen, ob ich mich den glücklichen Paaren da drin anschließen möchte oder eher nicht«, erklärte er mit einem Kopfnicken zum Restaurant.
Holly lächelte. »Du auch?«
»Ich werd’ dich nicht verraten«, lachte er.
»Du hast also beschlossen reinzugehen?«
»Irgendwann muss ich mich den Tatsachen ja stellen«, meinte er grimmig und drückte die Zigarette unter dem Absatz aus.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, stimmte Holly ihm nachdenklich zu.
»Du musst nicht mitkommen, wenn du keine Lust hast. Ich möchte nicht, dass du meinetwegen einen blöden Abend verbringst.«
»Im Gegenteil, ich denke, in Gesellschaft eines anderen Einzelgängers könnte es ganz nett sein. Es gibt nur so wenige von uns.«
Daniel lachte und hielt ihr den Arm hin. »Sollen wir?«
Holly hakte sich bei ihm unter, und sie gingen langsam hinein. Ein angenehmes Gefühl, dass sie nicht allein war mit ihrem Gefühl, allein zu sein.
»Übrigens verschwinde ich, sobald wir mit dem Hauptgang fertig sind«, lachte er.
»Verräter«, lachte sie und knuffte ihn in den Arm. »Aber ich muss auch früh los, um den letzten Bus zu erwischen.« Die letzten Tage hatte sie nicht genug Geld für eine Tankfüllung gehabt.
»Na, dann haben wir doch die perfekten Ausreden parat. Ich würde sagen, wir müssen früh los, weil ich dich heimfahre. Wann musst du zu Hause sein?«
»Halb zwölf?« Gleich um Mitternacht wollte sie den September-Umschlag öffnen.
»Sehr gut«, lächelte er, und sie betraten das Restaurant beide in deutlich besserer Stimmung.
»Da sind sie ja!«, rief Denise, als sie zum Tisch kamen.
Holly setzte sich neben Daniel; sie hatte nicht vor, ihr Alibi aufzugeben. »Tut mir Leid, dass wir zu spät kommen«, entschuldigte sie sich.
»Holly, das sind Catherine und Thomas, Peter und Sue, Joanne und Paul, Tracey und Bryan, Geoffrey und Samantha, Des und Simon«, stellte ihr Denise die anderen vor.
Holly lächelte und grüßte in die Runde.
»Hallo allerseits, wir sind Daniel und Holly«, verkündete Daniel, und Holly kicherte leise.
»Wir mussten schon bestellen«, erklärte Denise. »Aber wir haben einfach viele verschiedene Sachen genommen, von denen alle probieren können. Ist das in Ordnung für euch?«
Holly und Daniel nickten.
Die Frau neben Holly, deren Namen sie vergessen hatte, wandte sich ihr zu und fragte laut: »Und was machst du so, Holly?«
Daniel zog argwöhnisch die Augenbrauen hoch.
»Wie meinst du das – was mache ich wann?«, gab Holly die Frage ernst zurück. Sie hasste Gespräche, die sich nur darum drehten, was man beruflich machte, vor allem, wenn es wildfremde Leute waren, die sie noch keine zwei Minuten kannte.
Sie merkte, dass Daniel neben ihr das Lachen unterdrückte.
»Ich meine beruflich«, erklärte die Frau irritiert.
Eigentlich hatte Holly vorgehabt, ihr eine lustige, aber etwas freche Antwort zu geben, aber dann stockte sie, weil am Tisch plötzlich alle Gespräche verstummt waren und alle Blicke auf ihr ruhten. Verlegen sah sie sich um und räusperte sich nervös. »Hmm … na ja … ich bin gerade auf Jobsuche«, antwortete sie schließlich.
Der Mund der Frau begann zu zucken, und sie kratzte sich ziemlich ungehobelt ein Stück Brot von den Zähnen.
»Und was machst du?«, fragte Daniel sie laut in das allgemeine Schweigen hinein.
»Oh, Geoffrey hat ein eigenes Unternehmen«, verkündete sie stolz und sah ihren Mann an.
»Aha, aber was machst du ?«, wiederholte Daniel.
Die Frau geriet kurz aus dem Konzept, dann antwortete sie trotzig: »Also, ich beschäftige mich mit ganz verschiedenen Dingen. Schatz, warum erzählst du
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