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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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hast dein Licht in jungen Jahren verloren , rief er sich die Worte seines Vaters ins Gedächtnis, die er zu ihm gesprochen hatte, während er sterbend auf dem Bernsteinfeld lag. Erst seinen Bruder mit fünf, dann seinen Vater und seine Mutter mit zwölf. Windwirs Zerstörung hatte an diesen Kummer gerührt und ihn aufgescheucht, hatte in Rudolfo eine Sehnsucht nach Heimat und Ruhe geweckt, die er sich nicht entsinnen konnte, schon einmal verspürt zu haben.
    Er zuckte zusammen, als sie an seiner Seite unter das dünne Bettlaken schlüpfte. Sie bewegte sich so leise wie ein Zigeunerspäher, vielleicht sogar noch leiser. Und als sie ihre Arme und Beine um seine geschlungen hatte, hielt sie ihn fest und küsste ihn auf den Mund. »Für einen großen und mächtigen General«, flüsterte sie, »bist du sehr zurückhaltend.«
    Rudolfo erwiderte ihren Kuss, erstaunt darüber, wie sich just in dem Augenblick, als er sich endlich nach einer Heimat sehnte, diese Heimat zeigte und ihn willkommen hieß.
    Petronus
    Petronus ging um die Ecke und näherte sich dem Küchenzelt, als der schlammbespritzte Vogel ins Lager flatterte. Er quäkte und hüpfte herum, bis er ihn aufhob und die garnlose Botschaft von seinem Fuß löste. Er rollte sie aus und sah whymerische Runen.
    Dein Enkel ist unser Ehrengast , hieß es.
    Als Erstes sah Petronus im Zelt nach. Dann im Wagen und der Küche und dem Waschzelt. Als Neb an keinem dieser Orte zu finden war, ging Petronus zu den Wachposten. Aber die Wachposten waren viel näher an das Lager beordert worden, nun, da alles auf Verteidigung ausgerichtet war, und bei Sonnenuntergang hatte es einen Wachwechsel gegeben.
    Nachdem er all das getan hatte, kehrte Petronus ins Lager zurück und stellte einen Suchtrupp auf die Beine. Die Kriegspredigt begann, als sie sich in die Stadt aufmachten.
    Mitten in ihrer Suche rief Petronus sie zusammen und schickte sie ins Lager zurück. Die Botschaft des Sumpfkönigs war so eindeutig, dass er wusste, dass sie den Jungen nicht finden würden. Während die anderen langsam zurücktrotteten, blieb Petronus am nördlichen Stadtrand und beobachtete den Waldsaum. Heute war die Kriegspredigt besonders kryptisch, eine Abfolge von hellseherischen Äußerungen über einen Jungen, obskure Anklänge an Texte, von denen Petronus gehört, die er aber nie gesehen hatte. Texte, die in zweitausend Jahren nicht einmal die Androfranziner zu Gesicht bekommen hatten. Nur die Erinnerung an diese Schriften war in Form von Quellenangaben in jüngeren Werken überliefert.
    Er verstand die Worte, aber nicht ihre Bedeutung.
    »Er ist im Lager des Sumpfkönigs«, sagte Gregoric.
    Petronus wandte sich in die Richtung der Stimme. »Habt Ihr ihn gesehen?«
    »Jawohl«, sagte der Späher. »Wir haben gesehen, wie er mit einem ihrer Späher fortlief.«
    Petronus verspürte Zorn, scharf und gebündelt. »Und doch habt Ihr ihn nicht aufgehalten?«
    »Nein. Aus vielen Gründen nicht, die Ihr Euch sicherlich erschließen könnt.«
    Ja . Es hätte geheißen, die fortwährende Anwesenheit der Neun Häuser der Neun Wälder in Windwir zu verraten. Petronus gefiel die Gleichung nicht, die dahinterstand, aber so war es nun einmal. Er hoffte, dass er sich diesmal anders entscheiden würde, aber er wusste, dass er schon früher vor ähnlichen Entscheidungen gestanden hatte – Opfer für ein übergeordnetes Wohl zu bringen. Erinnerungen an jenes brennende Dorf nagten an ihm. »Habt Ihr ihr Lager gesehen?«
    Gregorics Stimme bewegte sich wieder. »Das habe ich nicht. Sie sind bessere Waldarbeiter als Sethberts Leute. Und sie scheinen Bundschaft mit uns zu haben.«
    »Das war eine Überraschung für mich«, sagte Petronus.
    »Für uns auch. Aber innerhalb der nächsten Tage werden wir mehr darüber erfahren.«
    Petronus hob die Augenbrauen und wartete darauf, dass Gregoric zu Ende sprach, aber er sagte erst einmal nichts mehr. Als er wieder etwas verlauten ließ, war seine Stimme weit weg, und er lief schnell. »Wir werden uns auch nach Eurem Jungen erkundigen.«
    Diese Worte beruhigten Petronus ein wenig. Er spürte, wie die Anspannung an seinem Nacken und seinem Rücken zerrte, und schüttelte die Arme, als er sich zurück zum Lager wandte.
    Es gibt hier nichts mehr für dich zu tun, alter Mann.
    Während er ging, dachte er über die Worte des Zigeunerspähers nach. Am wahrscheinlichsten hatten sie zu bedeuten, dass Rudolfo sich in der Nähe aufhielt und vorhatte, mit dem Sumpfkönig zu verhandeln. Das wäre

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