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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Ein Tunnel war in die Flanke des Hügels gegraben worden, der sich zu einer Höhle mit knotigen Wurzeln an der Decke und Schlamm auf dem Boden erweiterte. In der Mitte der Höhle, am Fuß eines großen Götzenbildes, saß der größte Mann, den Neb je gesehen hatte. Stücke von Zweigen und Essensreste hingen in seinem ausladenden schwarzen Bart, und auf dem Schoß hielt er eine gewaltige Axt, deren Kopf im Lampenlicht wie ein Spiegel glänzte, das Licht zurückwarf und es verstärkte. Er trug eine ganz ähnliche Rüstung – noch nie hatte Neb gesehen, dass etwas so sehr spiegelte wie dieses Silber. Der Hüne heftete seinen dunklen Blick auf Neb, dann blickte er rasch nach links auf das Götzenbild. Es war eine Meditationsbüste des P’Andro Whym aus einer der älteren Irrlehren.
    »Tritt vor«, bellte der Sumpfkönig in der whymerischen Sprache.
    Selbst ohne die Magifizienten war seine Stimme zwingend. Neb schlurfte vorwärts. Auf dem Weg blickte er sich im Raum um. Es sah aus, als gäbe es einen Hintereingang, deutlich kleiner und sicher zu schmal für den Sumpfkönig, verdeckt von einem schweren Vorhang, der hastig an der Decke befestigt worden war. Verstreute Schilfmatten und Stapel von löchrigen Decken lagen herum.
    Neb war nicht sicher, was er als Nächstes tun sollte, also war er vorsichtig und ließ sich auf die Knie nieder. »Ich bin hier, Herr.«
    Noch einmal starrte der Sumpfkönig auf ihn herab und blickte dann wieder hinüber zu dem Götzenbild. »Ich werde heute Nacht von dir predigen«, sagte der Sumpfkönig. »Ich werde dich den Traumjungen nennen, weil ich dich in meinen Träumen gesehen habe.« Er blickte zu dem Götzenbild und nickte langsam. »Die Zeit des Gerichts hat begonnen, und die ungeliebten Kinder des P’Andro Whym werden die Erstgeborenen unter den neuen Göttern sein.« Neb blickte selbst auf das Götzenbild, sah dort aber nichts als einen alten Götzen aus Metall. Der Sumpfkönig beugte sich herab. »Verstehst du irgendetwas von dem, was ich sage?«
    Neb schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ein weiterer Blick auf das Götzenbild, den Kopf zum Lauschen etwas geneigt, dann fuhr die tiefe Stimme langsam fort: »Begreifst du, was es bedeutet, der widerstrebende Prophet von Xhum Y’Zir zu sein? Denn eines Tages wirst du es sein.«
    »Das tue ich nicht, Herr«, sagte Neb. Aber die Worte erschütterten ihn, nachdem sie durch ihn hindurchgegangen waren. Er hatte die Grundlagen der mystischen Irrlehren studiert und verstand die Abkehr von der Wahrheit der Androfranziner. Sein eigener Traum von Hebda, der tot war und mit ihm sprach, als würde er noch leben, hatte ihn tief beeindruckt, ob er nun real war oder nicht. Wer würde nicht auf den Geist seines toten Vaters hören?
    Aber die Lehren der Franziner diesbezüglich waren klar: Der Geist Bruder Hebdas war lediglich ein Teil von Nebs Bewusstsein, das im Schlaf Probleme löste.
    Nur hatte dieser Traum offensichtlich auch einen Teil Wahrheit enthalten, wofür der Sumpfkönig und seine Armee der beste Beweis waren.
    »Wie kommt es, dass du in meinen Schlaf eindringst, Traumjunge? Was sind das für Dinge, die du mir zeigst?« Der Sumpfkönig wartete, blickte rasch auf das Götzenbild. »Wer ist dieser wiederauferstandene Papst, der das Licht rächen wird, indem er es vernichtet?«
    Die Angst arbeitete sich bis zu Nebs Magen vor und zog sich dort zusammen. Der Sumpfkönig hatte irgendwie von Petronus erfahren. Nebs Hand wollte in seine Tasche greifen und noch einmal nachsehen, sichergehen, dass er noch da war. Aber er tat es nicht. »Ich weiß es nicht, Herr«, sagte er schließlich.
    Der Sumpfkönig brüllte und sprang auf, lief eilig an Neb vorbei zur Zeltklappe. »Ich werde morgen Früh mit dir sprechen.« Neb sah, wie er ein großes, silbernes Trinkhorn nahm und es an die Lippen hielt. Als er sein Gesicht wieder senkte, war es mit etwas bedeckt, das wie Blut aussah, und sein zufriedenes Seufzen ließ die Wände des Zeltes erbeben.
    Der Sumpfkönig schritt in die Nacht hinaus, seine Kriegspredigt hallte weit über die Ebenen, ein Sturm aus Worten, der noch in zwanzig Meilen Entfernung hörbar war.
    Neb sah ihm noch nach, als das Mädchen von hinten näher trat. Er zuckte zusammen, als sie ihn an der Schulter berührte, und drehte sich um. Der Vorhang, durch den sie den Raum betreten hatte, schwang noch hin und her. »Er wird die ganze Nacht beschäftigt sein«, sagte das Sumpfmädchen.
    »Er predigt über mich«, sagte Neb.
    Sie nickte. »Das tut

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