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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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war.
    Dies war wirklich ein Mann, dem er ähnlich sein wollte.
    Freilich erkannte Neb Petronus’ Meisterschaft sogar in der Art, wie er die Totengräber anführte. Irgendwann, so hatte Bruder Hebda behauptet, würde er ihn zum Papst ausrufen. Vielleicht war das nur bildlich zu verstehen, dachte er. Vielleicht sollte er ihm den Ring geben.
    Er hatte ein Dutzend Mal darüber nachgedacht, seit er das verdammte Ding gefunden hatte. Und jedes Mal hatte er es zurück- und aus seinen Gedanken hinausgedrängt, aus Gründen, die er nicht ganz nachvollziehen konnte.
    Er hob abermals den Blick, und ihm fiel auf, dass er, während er Hals über Kopf aus dem Lager weggegangen war, ziemlich weit in die zerstörte Stadt hinausgewandert war. Er sah sich um, versuchte den Fluss und die Hügel zu Hilfe zu nehmen, um zu bestimmen, wo in der Stadt er sich befand. Er war nahe der Stelle, an der einst der Garten gewesen war, oder zumindest nahm er das an. Ohne Mauern und Gebäude, an denen man sich orientieren konnte, wurde die Sache schwierig. Aber er schlug einen Weg nach Norden ein, etwa so lang wie ein Gebäudeblock, dann nach Westen, dann abermals nach Norden.
    Als er einigermaßen sicher war, dass er es gefunden hatte, setzte er sich in die Asche und zog seine Knie an den Körper. In diesem Teil der Stadt waren sie schon gewesen, hatten in der Asche nach Knochen und Artefakten gewühlt.
    Neb zog den Ring aus der Tasche und musterte ihn zum hundertsten Mal. Er war einfach und besonders zugleich – genau so, wie das Leben sein sollte. Er hatte ihn im Licht einer flackernden Kerze sorgfältig gereinigt, während Petronus in der Nacht seine Runden durch das Lager drehte. Nun schimmerte er matt in seiner Hand. Er betrachtete ihn, wendete ihn im grauen Tageslicht des einbrechenden Winters hin und her.
    »Mein König möchte mit dir sprechen«, flüsterte eine schwere, kehlige Stimme zu seiner Linken.
    Neb sprang auf und blickte sich um, ohne etwas zu sehen. Doch dieses düstere Licht war für Späher wie geschaffen. »Wer ist Euer König?«
    Die Stimme bewegte sich jetzt. »Mein König ist der widerstrebende Prophet Xhum Y’Zirs, der ungeliebte Sohn des P’Andro Whym, die Schönheit der Sümpfe des Nordens.«
    Neb zögerte, als die Stimme sich weiter entfernte. Er blickte zurück zum Lager, inzwischen so weit entfernt, dass er kaum mehr die Gestalten erkennen konnte, die sich an seinen Rändern bewegten. Er blickte nach Norden, in die Richtung, in die die Stimme ging, und sah eine Reihe von dunklen Bäumen. Hinter den Bäumen stieg Rauch von den Lagerfeuern des Sumpfkönigs in den Himmel.
    Die Stimme kehrte zurück. »Mein König möchte mit dir sprechen«, wiederholte sie. »Dir wird nichts geschehen. Du wirst zurückkehren und deinem Volk seine Gunst überbringen.«
    »Ich denke, da irrt Ihr Euch«, sagte Neb. »Ich denke, dass er vielleicht mit Petron … Petros, unserem Anführer, verhandeln will.«
    »Nein«, sagte der Späher und bewegte sich wieder fort. »Kein Irrtum. Bist du nicht Nebios, der Sohn von Hebda, der die große Auslöschung des Lichts gesehen hat, die Verheerung von Windwir?«
    Neb schluckte die plötzliche Furcht in seiner Kehle hinunter und nickte.
    »Mein König möchte mit dir sprechen.« Nun erklang die Stimme immer weiter entfernt, und Neb blickte noch einmal zum Lager zurück.
    Dann wandte er sich nach Norden und rannte hinter dem geisterhaften Boten des Sumpfkönigs her.

Kapitel 19
    Rudolfo
    Rudolfo und sein Gefolge errichteten ihr letztes gemeinsames Lager zwanzig Meilen nordwestlich von Windwir. Am Morgen würden sie sich trennen. Er würde mit seiner Eskorte weiterreiten, um weit außerhalb der Sicht der Armeen auf Gregoric und seine Abteilung Zigeunerspäher zu stoßen, die um Windwir herum Stellung bezogen hatten. Während er sich nach Südosten wandte, würden Jin Li Tam und Isaak mit ihrer Eskorte nach Nordosten reiten und mit größter Eile auf das Gräserne Meer zuhalten.
    Ein kalter Regen fiel, als Dämmerlicht den Himmel verwandelte, und die Sonne glitt hinter die Wolken, um ohne Farbenspiel zu verschwinden. Heute Nacht würden sie auf ein Feuer verzichten, denn man konnte nie sicher sein, wie weit draußen die Späher und Patrouillen der anderen Parteien unterwegs waren. Mit Sethberts Streitkräften und denen der Nachbarnationen Pylos und Turam würden die südlichen und westlichen Hügel gut abgedeckt sein. Und der Sumpfkönig hatte nun die Oberhand im Norden.
    Sie drängten sich unter

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