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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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»Ich werde eine Nachricht schicken, sobald ich Bescheid weiß. Bis dahin bleibt die Streunende Armee zu Hause. Wir müssen herausfinden, was dieser neue Papst für die aktuellen Bündnisse bedeutet.«
    Jin nickte. »Ich glaube, Königin Meirovs Allianz mit Sethbert steht bestenfalls auf wackligen Beinen. Er war ihrem Volk kein guter Nachbar.«
    Rudolfo strich sich über den Schnurrbart. »Sie ist eine starke Königin mit einer schwachen Armee.« Pylos, das kleinste der Benannten Lande, benutzte seine Armee vor allem, um die Grenze zu bewachen, die es mit den Entrolusischen Stadtstaaten teilte. In der Vergangenheit hatten sie miteinander Bundschaft gehalten. »Vielleicht wende ich mich an sie, wenn ich mit dem Sumpfkönig verhandelt habe.«
    »Mein Vater wird auch eine Nachricht an sie schicken«, sagte Jin. »Sie hängt mit ihrer kleinen Flotte von Flussschiffen vom Haus Li Tam ab, außerdem wird ein nicht geringer Teil ihres Vermögens dort verwahrt.«
    Rudolfo lächelte. »Was, glaubt Ihr, wird Euer Vater wegen der Stadtstaaten unternehmen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist schwer zu sagen. Ich bin sicher, dass er den Vorgaben dieses neuen Papstes folgen wird. Er kann die Blockade innerhalb weniger Tage wieder errichten.«
    Und innerhalb von zwei Wochen konnten, wie Rudolfo wusste, diese eisernen Schiffe – deren Antriebe auf ähnliche Art wie die der Metallmänner der Androfranziner funktionierten, aber viel stärker waren – die Vorräte und Verstärkungstruppen zerschlagen, auf deren Lieferung durch seine hölzernen Flussbote Sethbert angewiesen war.
    Nach und nach trieben die Wolken über ihnen auseinander, und die Sterne leuchteten hervor, angeschwollen im feuchten Licht, und sie wurden still. Die Späher arbeiteten im Lager, einige hängten ihre Bogensehnen ein und machten sich bereit, auf Wache zu gehen, andere krochen in ihre Zelte, um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Ihnen gegenüber saß Isaak unter seiner eigenen Plane, seine Augen blitzten und seine Blasebälge pfiffen leise, während er rechnete.
    Sie saßen eine Stunde lang schweigend da, lauschten auf den Wald, der sich um sie herum bewegte. Eine Böe trug ein Geräusch heran, eine brüllende Stimme, die über weite Entfernung hörbar war, und sie ließ die Härchen auf Rudolfos Nacken und Armen zu Berge stehen. Jeder kannte die Kriegspredigten des Sumpfkönigs – sie stammten aus der seitenlangen Geschichte voller Gewalt, die dieses Volk in den Benannten Landen hinter sich hatte, obwohl man die Predigten seit fünfhundert Jahren nicht mehr vernommen hatte.
    Rudolfo wandte sich um und versuchte, einzelne Worte zu verstehen, aber sie waren in der alten whymerischen Sprache gesprochen, einer Sprache, mit der er kaum vertraut war.
    Jin beugte sich näher zu ihm. »Er spricht von alten Prophezeiungen. Es ist fesselnd.«
    Rudolfos Augenbrauen hoben sich. »Du verstehst ihn?«
    »Ja«, sagte sie. »Es ist ganz undeutlich. Etwas über den Traumjungen und ein letztes Testament des P’Andro Whym. Ein Gericht, das um der Sünde der Androfranziner willen über die Benannten Lande kommen wird.« Sie hielt inne, und Rudolfo bewunderte die Wölbung ihres Halses, die Spannung ihrer Lippen, während sie den Kopf neigte und lauschte. »Der Zigeunerkönig wird …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist weg. Der Wind hat es fortgetragen.«
    Sie wurden wieder still, und eine weitere Stunde verging. Schließlich erhob sich Rudolfo, wünschte seiner Verlobten eine gute Nacht und kroch in das niedrige Kriegszelt, das sie für ihn aufgestellt hatten.
    Er lag ruhig da, lauschte den leisen Stimmen und den Geräuschen des Windes, der draußen auf dem Dach aus Nadelbäumen spielte. War es so lange her, dass er den Gedanken verabscheut hatte, sich nur an einem einzigen Ort aufzuhalten? Er hatte den Großteil seines Lebens unterwegs zwischen neun Waldresidenzen verbracht. Von seinem zwölften Lebensjahr an, als er den Turban seines Vaters angenommen hatte, hatte er mehr Lebenszeit im Sattel und in Zelten verbracht als in Häusern oder Betten. Und er hatte dieses Leben geliebt. Aber diese Säule am Himmel hatte eine Sehnsucht nach etwas anderem in ihm ausgelöst. Vielleicht war es nur ein vorübergehendes Liebäugeln. Die Franziner würden ihm raten, den Faden seiner Gefühle zurückzuverfolgen. Es war ein Schmerz, der an einen anderen Schmerz anknüpfte – die Traurigkeit von heute reichte zurück in die Traurigkeit von gestern und wurde dadurch verstärkt.
    Du

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