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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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berufene General der Grauen Garde, stand bereit.
    Resolut musterte den Mann. Grymlis war klein und breit und kräftig, besonders für seine mehr als siebzig Jahre. Sein kurzes graues Haar und sein Bart waren borstig, seine graue Uniform zerknittert, nur die silbernen Rangabzeichen blitzten im Schein der Lampe. Er stand vermutlich schon länger im Dienste des Lichts als Oriv lebte und hatte sich zurückgezogen, um zu rekrutieren und hochrangige Amtsträger zu begleiten. Er war es auch gewesen, der vor scheinbar so langer Zeit Orivs Karawane zum Palast angeführt hatte.
    »Wir haben noch einen Vogel von Sethbert erhalten«, sagte Grymlis und reichte ihm die kleine, aufgerollte Nachricht.
    Oriv entrollte sie und überflog sie rasch. »Rudolfo ist ohne seine Streunende Armee in Windwir aufgetaucht.« Er lächelte. »Vielleicht hat das etwas Gutes zu bedeuten.«
    Grymlis sagte nichts, und Oriv konnte die Härte seines Blickes spüren, als der General vor sich hin starrte. »Was?«, wollte der Papst schließlich wissen.
    »Ich würde mir weniger Sorgen um Rudolfos Aufenthaltsort machen als um den der Waffe«, sagte Grymlis.
    »Es ist ein Automat«, sagte Resolut. »Ich habe es Euch doch gesagt, der Mechoservitor ist keine Gefahr mehr. Sie können nicht lügen, wie Ihr wisst. Sie sind Maschinen. Was sie tun, was sie wissen, sogar was sie sagen können und was nicht, ist auf kleinen Metallregistern festgeschrieben, die sie in ihren Metallköpfen tragen.«
    Grymlis schnaubte. »Vergebt mir, Exzellenz, wenn ich Euer Vertrauen in seine Worte nicht teile. Er hat eine Stadt vernichtet. Das ist Völkermord in einem gewaltigen Ausmaß; über zweihunderttausend verlorene Seelen, zusammen mit dem größten Speicher von Wissen und Artefakten, den die Neue Welt je gekannt hat. Ich habe meine Zweifel, ob Lügen wirklich ein Hindernis bei seinem weiteren Vorgehen darstellen.« Die Stimme des Generals wurde weicher. »Wenn seine Register verändert werden konnten, damit er den Bannspruch aufsagt, dann kann man sie gewiss auch so verändern, dass es ihm möglich ist zu lügen.«
    Oriv seufzte. Er wusste, dass der General recht hatte. Aber der Gedanke, dass so vieles auf so viele Arten so schrecklich falsch laufen könnte, verstörte ihn.
    Weshalb? Das war die wichtigste Frage all der letzten Monate gewesen, und dieser Tage passte sie auf nahezu alles. Weshalb war Windwir gefallen? Weshalb war Oriv verschont geblieben? Weshalb hatte dieser versteckte Möchtegernpapst Bekanntmachungen verfasst, ohne ausgerufen worden zu sein oder sich zumindest zur Überprüfung seines Anspruchs denjenigen gestellt zu haben, die vom Orden übrig waren? Weshalb war der Zigeunerkönig den ganzen Weg aus freien Stücken hergekommen, um sich selbst auszuliefern, nur um dann zu fliehen, sobald der Möchtegernpapst ans Licht trat?
    Fragen. Nichts als Fragen. »Ich bin der Papst der Fragen«, sagte er leise. Als Grymlis die Augenbrauen hob, winkte er ab. »Es ist nichts.«
    »Vielleicht gibt es keine Antworten, Exzellenz«, sagte Grymlis. »Darf ich so frei sein?«
    Papst Resolut nickte. »Ja. Fahrt fort.«
    »Euer Schweigen wird Euer Untergang sein. Die Leute sehnen sich nach Antworten, aber wenn keine Antworten kommen, werden sie der lautesten, klarsten Stimme folgen.«
    »Ihr glaubt, dass ich die Herausforderung des Möchtegernpapstes annehmen soll?«
    Grymlis nickte. »Noch mehr als das. Wenn Ihr der Papst sein wollt, dann seid auch Papst. Wenn Ihr der König von Windwir im Exil sein wollt, dann, um des Lichtes willen, seid auch der König von Windwir.« Seine Stimme war lauter geworden und hatte eine Schärfe angenommen, die Oriv aufwühlte.
    »All das bin ich«, sagte Oriv. »Das bin ich.«
    Grymlis sprach seine nächsten Worte klar und deutlich: »Ihr seid ein Beamter, der sich in den Bergen versteckt hält, um dort nachzuzählen, wie viel ihm geblieben ist, während Bettler und Flüchtlinge Eure Toten begraben.« Seine Stimme wurde zu einem Knurren. »Während Euer Vetter und seine Verbündeten Krieg spielen und Euch nur das sagen, was sie Euch wissen lassen wollen. Während Euer Bankier die Reichtümer des Ordens in die Taschen eines Heuchlers schiebt, über den Ihr nichts wisst. Während die größte Waffe, die die Welt je gesehen hat, frei und unbewacht herumläuft und König Rudolfo seinen gekühlten Birnenwein serviert.«
    Die Worte trafen ihn, und sein erster Gedanke war, dem General eine Ohrfeige zu geben. Sein zweiter Gedanke war, seine Festnahme zu

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