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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Danach wird eine Zigeunerklinge dieses Licht bewachen, und indem sie darüber wacht, wird sie auch unseren Weg bewachen.«
    Rudolfo spürte, wie seine Augen schmal wurden. »Erzählt mir von diesem wiederauferstandenen Papst.«
    Noch ein Blick. »Das werdet Ihr bald genug erfahren.«
    »Trotzdem«, sagte Rudolfo, der aus dem Augenwinkel das Götzenbild beobachtete, »könnt Ihr Euch bestimmt vorstellen, wie seltsam es ist, wenn Ihr nach zweitausend Jahren, in denen Ihr die Benannten Lande und ihre Ehrerbietung gegenüber den Gepflogenheiten der Bundschaft mit Verachtung gestraft habt, plötzlich so schnell bereit seid, nach Süden zu reiten und Euch für eine Seite zu entscheiden.«
    Dann, ehe die Augen sich auf das Götzenbild richten konnten, signalisierte Rudolfo: Ihr seid nicht der Sumpfkönig.
    Der Mann blickte zu dem Bildnis, sein Gesicht in Sorge gehüllt. Sein Blick löste sich nicht mehr von dem Götzen, und Rudolfo lächelte. Schließlich sprach der Hüne. »Träume kommen, wenn sie kommen. Ich habe sie nicht erbeten.«
    Rudolfo nickte. »Ich verstehe.« Dann bewegten sich seine Hände. Ihr seid lediglich die Marionette des Sumpfkönigs , signalisierte er. Ihr lest seine Handzeichen von dem Spiegel ab.
    Nun zeigte sein Gesicht einen Ausdruck irgendwo zwischen Wut, Verblüffung und Angst. Sein Mund ging auf und zu, rasselnder Atem ließ seinen Bart zittern.
    Rudolfo nippte an dem Whisky, dann stellte er ihn ab. »Ich weiß, was hier vor sich geht«, sagte er mit erhobener Stimme. Bestellt Eurem Puppenspieler, dass König Rudolfo ihn aufgespürt hat.
    Aber noch ehe er wieder sprechen konnte, kam ein Mädchen hinter dem Vorhang hervor. Sie lächelte ihn an, und Rudolfo sah, dass es sich um dasselbe Mädchen handelte, das ihn hergeführt hatte. »König Rudolfo, ich entschuldige mich für diese Täuschung«, sagte sie, trat vor und streckte ihm ihre rechte Hand hin. »Ihr könnt Euch vorstellen, weshalb es klug ist, dass die Benannten Lande den Sumpfkönig nicht so sehen können, wie er wirklich ist.«
    Rudolfo nahm ihre Hand und zwang sich, sie an seinen Mund zu heben, trotz Asche und Schlamm. »Ich verstehe es vollkommen. Solange zwischen uns Bundschaft besteht, werde ich Euer Vertrauen ehren.«
    Sie nickte. »Ich danke Euch. Ich weiß, dass Ihr versteht, was es bedeutet, wenn man jung und allein die Macht an sich nimmt.«
    Rudolfo fühlte den Stich der Erinnerung, als er sich seinen ersten einsamen Tag als neuer Herr der Neun Häuser der Neun Wälder in Erinnerung rief. Gregorics Vater hatte Rudolfo Kraft gegeben und nicht wenig später den Posten des ersten Hauptmanns mit Gregoric besetzt, damit er Rudolfos stellvertretender General werden konnte. »Ja«, sagte er. »Es ist eine große Herausforderung, sich Respekt zu verdienen und ihn auch zu behalten.«
    Sie blickte den großen Mann an, der als ihr Vertreter fungierte. »Mein Vater hat Hanric ausgewählt, um die Rolle meines Schattens zu übernehmen, bis ich meine eigene Stärke finde. Natürlich weiß mein Volk davon.«
    Das überraschte Rudolfo. »Wirklich?«
    Sie lächelte. »Das Sumpfvolk ist anders als die Bewohner der Benannten Lande.«
    »Jawohl«, sagte Rudolfo mit leisem Lachen. »Ebenso wie die Waldzigeuner.«
    »Meine Rolle ist eher spirituell als weisend«, fuhr sie fort. »Den Großteil meines Lebens verbringe ich damit, meine Träume aufzuschreiben, sowohl die wachen als auch die schlafenden. Ich schreibe auch meine Zungenrede nieder.«
    Rudolfo dachte darüber nach. »Das sind die Kriegspredigten, die wir zu hören bekommen.«
    Sie nickte. »Ja. Ich schreibe diese Dinge auf, seit ich mich erinnern kann. Meine whymerischen Seher katalogisieren sie und teilen ihnen Nummern zu und weben so meine Träume in das Gitter der Träume der Sumpfkönige, die vor mir kamen. Mein Vater hat Hanric zum Teil wegen seiner Stärke als Krieger zu meinem Schatten auserwählt, aber auch, weil er, so wie ich, alles im Gedächtnis behält, was er gelesen hat. Er hat sein Leben damit verbracht, sich auf den Krieg der Androfranzinischen Sünde vorzubereiten und meine Träume zu lesen.« Sie blickte jetzt zu Hanric. »Ich werde heute Abend Nummern ziehen, und die Kriegspredigt des Sumpfkönigs wird weitergehen.«
    Nun lachte Rudolfo. »Ich glaube, dass wir unsere Häuser sehr unterschiedlich leiten.«
    In ihren Augenwinkeln entstanden kleine Falten, als sie lächelte. »Das tun wir.«
    Rudolfos Hand bewegte sich nach oben, um über seinen Bart zu streichen. »Ich

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