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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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davon gesehen, die sich um ihn herum abgespielt hatten. Und er wusste, dass viele Leute diesen Trieben folgten, aber alles, was er gelernt hatte, sagte ihm, dass man als Androfranziner über solchen Dingen stand. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, seinen Vater nach seiner Mutter zu fragen, oder danach, wie es gekommen war, dass Bruder Hebda die Gelübde gegenüber dem Orden nicht eingehalten hatte. Die Antwort war offensichtlich: Sein Vater hatte einen Fehler gemacht, und die Gnade des P’Andro Whym deckte diesen Fehler zu, stellte sogar ein Heim, Nahrung und Bildung für das Ergebnis dieses Fehltritts zur Verfügung.
    Vielleicht war dies die Sorte von Gefühlen, die Männer auf den Pfad der Fehltritte leitete. Vielleicht hatte auch der Anfall der Zungenrede, den sie gemeinsam durchgemacht hatten, sie irgendwie tiefer verbunden.
    Neb war nicht sicher, aber er wusste, dass die Verlegenheit größer wurde und dass auch sie es spüren musste.
    Als würde sie seine Gedanken lesen, ging sie nicht mehr weiter und wandte sich zu ihm. »Ich spüre Unbehagen zwischen uns.«
    Neb hielt inne. Er mühte sich um Worte. »Ich bin nicht sicher, was es ist.« Er dachte noch einmal darüber nach.
    »Ist es unangenehm?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nur unbehaglich. Ich weiß nicht, was es bedeutet, oder was ich tun oder sagen soll.«
    Sie lachte. »Das geht mir genauso.«
    Nun, da er einen Anfang gemacht hatte, hörten die Worte nicht mehr auf. »Und dann sind da noch dein König und seine Träume. Es ist eine Art von Wissen, die dem Kern von allem widerspricht, das ich je gelernt habe.« Er spürte, wie tief in seiner Kehle ein Klumpen anschwoll und ihm die Augen übergingen. »Und ich will eigentlich einfach nur nach Hause gehen, mit Bruder Hebda über seine letzte Ausgrabung sprechen, meine Ausbildung abschließen und dem Orden als Akolyth beitreten. Aber das kann ich nicht. Denn meine Heimat ist ein Acker aus schwarzen Knochen, es gibt keine Bibliothek und allzu bald vielleicht auch keinen Orden mehr. Alles, was ich je gekannt und geliebt habe, ist aus der Welt verschwunden.«
    Winters nickte, ihre braunen Augen weich von einem Ausdruck, der so etwas wie Besorgnis sein mochte. »Dann wirst du etwas anderes kennen und lieben lernen«, sagte sie, »und lernen, diesen Bruch zu überwinden. Dies sind harte Tage, Nebios ben Hebda, aber sie sind wie die Plagen einer schwangeren Frau. Durch diesen Schmerz wirst du dein Volk in seine neue Heimat führen, und sie wird auch für dich eine Heimat sein. Ich habe es in den Träumen gesehen.«
    »Ich will niemanden irgendwohin führen«, sagte er, und hörte die Stimme eines zornigen Kindes in seinen Worten.
    Winters seufzte. »Ich verstehe dieses Gefühl nur allzu gut. Aber wir tun, wozu wir geschaffen wurden.«
    Plötzlich glitten ihre Hände an seinem Hals nach oben, umschlangen ihn, und sie schmiegte sich an ihn. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf den Mund. Dann trat sie schnell zurück, ihre Wangen leuchtend rot trotz der Schicht aus Schlamm und Asche darauf. Neb spürte, wie auch seine Wangen heiß wurden, und dazu kamen andere Regungen an anderen Orten. »Weshalb hast du das getan?«
    Sie lächelte. »Das habe ich dir schon gesagt. Wir tun, wozu wir geschaffen wurden.« Dann suchte sie in ihrer Tasche herum und zog eine kleine, silberne Phiole hervor. »Der Sumpfkönig lässt dir das geben.«
    Neb nahm die Phiole und betrachtete sie. »Wozu ist das?«
    »Es sind Magifizienten für die Stimme«, sagte Winters. »Du wirst sie brauchen.«
    Neb ließ das Fläschchen in seine Tasche gleiten und wollte sie fragen, wozu er Magifizienten für die Stimme brauchen würde, aber er schluckte die Frage hinunter, als seine Finger den Ring spürten, der sich an das Geschenk des Sumpfkönigs schmiegte. Noch etwas, das Bruder Hebda ihm im Traum verraten hatte, und noch etwas, das der Sumpfkönig wusste, ohne dass Neb es ausgesprochen hatte.
    Winters musste seinen Gesichtsausdruck bemerkt haben. »Sei nicht beunruhigt«, sagte sie. Sie hob ihre Hand und berührte ihn an der Schulter.
    Dann drang der Klang von Pferdehufen an ihre Ohren, und sie wandten sich um. Neb sah eine Handvoll Pferde, die durch den Wald kamen – ein schlanker, bärtiger Mann in einem grünen Turban und einer langen goldenen Robe ritt mit unerschütterlichem Selbstvertrauen hoch im Sattel aufgerichtet an ihrer Spitze, gefolgt von Männern in bunten, wollenen Uniformen.
    »Ist das …?«
    Winters

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