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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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muss zugeben, dass das nicht das ist, was ich von meinen Verhandlungen mit Euch erwartet habe.«
    »Aber Ihr habt allzu schnell meine Täuschung durchschaut.«
    Der Zigeunerkönig zuckte mit den Schultern. »Mein ganzes Leben bestand aus Staatskunst und Ränken. Ich stelle mir vor, dass Ihr bisher ein Leben fernab davon verbracht habt.«
    »Das habe ich«, sagte sie. »Obwohl ich einen androfranzinischen Tutor hatte.«
    Rudolfo hob die Augenbrauen. »Das ist sehr seltsam, wenn man die Geschichte betrachtet.«
    »Ja.« Sie blickte Hanric an. »Ich werde dich bald rufen, Hanric.«
    Er verbeugte sich und verließ rasch die Höhle.
    Als er ging, sah sie Rudolfo an, und nur einen Augenblick lang wurden ihre harten Augen weich. Unter all dem Schmutz lag eine gewisse Schönheit, in ihrer Haltung eine ausgelassene, unbeholfene Stärke. So jung sie auch war, Rudolfo spürte, dass sie bereits die äußeren Anzeichen aufwies, die jedem Gegenüber Respekt abnötigten. »Nun«, sagte sie, »lasst uns über die Strategie für unseren Krieg sprechen.«
    Rudolfo lächelte und griff nach der Whiskyflasche.
    Petronus
    Petronus saß inmitten von Schutt und Asche und dachte über die Vergangenheit nach.
    Er hatte auf Nebs Rückkehr oder irgendeine Nachricht von Gregoric gewartet, aber keines von beiden war eingetroffen, und schließlich war er in die Stadt hinausspaziert. Neben dem Verschwinden des Jungen machte er sich auch Sorgen über die Arbeit. Nach seinen Schätzungen hatten sie beinahe ein Drittel der Toten begraben, aber es war nun offensichtlich, dass der Winter über sie gekommen war, und ihre Arbeitskräfte wurden mit jedem Tag weniger, während die Armeen verweilten.
    Er hatte schon oft festgestellt, dass ein Spaziergang ihm weiterhelfen konnte. Eines der Dinge, die er am Papsttum gehasst hatte, war, dass er nicht mehr einfach einen Spaziergang unternehmen konnte. Graue Gardisten, Erzbischöfe oder Lakaien umringten ihn überall, wohin er auch ging, obwohl es ihm von Zeit zu Zeit gelungen war, ihnen zu entschlüpfen. In diesen Tagen oder Nächten war er im Kreis durch die Straßen gewandert, immer auf denselben Straßen, den Kopf gebeugt und die Hände hinter seinem Rücken verschränkt, in die einfachsten Talare gekleidet, die er sich leihen konnte.
    Jetzt tat er dasselbe, seine Füße hatten ihn auf einen Pfad entlang der Rückseite des Kraters geführt, in dem einmal die Große Bibliothek gestanden hatte. Ehe er sich dessen bewusst wurde, war er an dem Ort angelangt, an dem sich einst die Gärten der Krönung und Weihe befunden hatten. Einst hatte er hier als junger Mann Zepter und Ring entgegengenommen und war als Papst Petronus ausgerufen worden.
    Er setzte sich und dachte darüber nach, was es damals bedeutet hatte, Papst zu sein, im Gegensatz zu dem, was es heute bedeutete.
    Heute Abend würde Rudolfo das entrolusische Lager überfallen. Petronus hatte seine Zweifel am Erfolg der Unternehmung, aber zumindest der Wiederaufbau der Bibliothek war angesichts der Verheerung von Windwir eine von allen geschätzte Aufgabe. Und es war sinnvoll, die Bibliothek nach Norden zu verlegen. Der einzig schwache Punkt an der Strategie war, dass die Androfranziner sich weiterhin um das Licht kümmerten. Wenn man ihre jetzige Zahl betrachtete – von über hunderttausend Seelen waren vielleicht noch tausend übrig – bestand kaum eine Möglichkeit, dass sie die Geheimnisse der Alten und sogar der Ersten Welt vor Männern wie Sethbert würden zurückhalten können.
    Du weißt, was du tun musst, alter Mann, sagte er sich. Du wusstest es, seit du erfahren hast, dass es Sethbert getan hat. Du wusstest es, seit dieser Beamte sich zum Papst ausgerufen hat.
    Petronus seufzte. Damals war es einfacher gewesen, mit den Trompeten, dem Jubel und den Menschenmengen. Denn, ganz oberflächlich betrachtet, hatte er nichts tun müssen. Nichts, für das man echte Verantwortung übernehmen musste. Erzbischöfe und Graue Garde, Wissenschaftler und Rechtsgelehrte schirmten einen vor jenen stillen Momenten ab, in denen man Rechenschaft hätte ablegen müssen. Das Dorf der Sümpfler hatte ihn noch am ehesten in die Nähe eines solchen Moments gebracht, und das nur, weil er diesem Hauptmann befohlen hatte, ihn hinzubringen.
    Er hörte eine Bewegung hinter sich und drehte sich um. Neb kam auf ihn zu, mit langsamen Schritten. Petronus stand auf und ging dem Jungen entgegen. »Du bist zurück«, sagte er und breitete die Arme aus.
    Neb nahm die Umarmung

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