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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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wunderbar«, log er.
    Das Mädchen machte noch einen Knicks und lief fort. Wenn er jemals ein verwahrlostes Kind gesehen hatte, war sie es: langes braunes Haar, verheddert und schmutzig. Getrockneter Schlamm und Asche waren auf ihrem Gesicht und dem einfachen Kleid aus Sackleinen verschmiert. Es gab keine saubere Stelle an ihr. Und obwohl sie einen gewissen Abstand gewahrt hatten, hatte Rudolfo sich außerordentlich bemühen müssen, wegen ihres Geruches nicht die Nase zu rümpfen.
    Er blickte über die Schulter zu seinen Männern und übermittelte ihnen ein paar rasche Handzeichen. Einer von ihnen blieb bei den Pferden, die anderen bezogen in der Nähe des Zeltes Stellung. Gregoric schlüpfte in das Zelt und kam eine Minute später wieder heraus.
    »Es ist in Ordnung, General«, sagte er. »Dreckig, aber in Ordnung. Es gibt einen Hintereingang.«
    Rudolfo nickte. »Gut. Warte bei den Männern auf mich, Gregoric.« Er fegte an seinem Ersten Hauptmann vorbei und in das Zelt. Am Ende des kurzen Ganges sah er, dass ein kleiner Tisch aufgestellt worden war, daneben ein Hocker. In der Nähe stand ein gewaltiger Stuhl, und daneben eine Meditationsstatue des P’Andro Whym – diejenige mit dem Spiegel der Selbsterkenntnis. Sie war verbeult und schmutzig, aber sie sprach von vergangenen Jahrhunderten und demselben Mystizismus, der den whymerischen Irrgärten und den Anatomen der Bußfertigen Folter den Weg bereitet hatte – von den dunklen Seiten der Bewunderung des T’Erys Whym für seinen Bruder.
    Rudolfo ging an den kleinen Tisch und setzte sich, trommelte mit den Fingern leicht auf das Holz.
    Eine äußerst ungewöhnliche Bundschaft, dachte er.
    »König Rudolfo«, donnerte eine Stimme hinter ihm.
    Er blickte über die Schulter und stand auf, während sich der riesige Mann in die Höhle drängte. Hinter ihm folgten zwei Sumpffrauen, die Bretter mit Essen und Getränken trugen. Rudolfo streckte dem Sumpfkönig seine rechte Hand entgegen. »Ich weiß nicht, wie ich Euch nennen soll«, sagte er.
    Der Hüne blickte auf Rudolfos Hand, dann sah er ihm fest in die Augen. »Ich bin der Sumpfkönig.« Er ging an ihm vorbei und ließ sich schwer auf seinem Stuhl nieder. Sein Blick fiel auf das Götzenbild, dann wieder auf Rudolfo. »Wie lautet Eure Strategie, um diesen Krieg zu gewinnen?«
    Rudolfo lachte leise. »Ihr verschwendet keine Zeit mit Höflichkeiten, nicht wahr?«
    Die beiden Frauen stellten ihre Bretter auf dem kleinen Tisch ab. Eine goss einen dicken, bernsteinfarbenen Sirup in ein Glas und stellte es neben Rudolfos rechte Hand, während die andere Schalen mit pochiertem Lachs, der mit Walnüssen, Äpfeln und Zwiebeln vermengt war, schwarzes Brot und Scheiben eines stark riechenden Käses auftrug. Rudolfo nahm sich ein Stück Käse und knabberte daran.
    »Höflichkeiten interessieren mich nicht«, sagte der Sumpfkönig und blickte dabei wieder zu dem Götzenbild. »Habt Ihr meine Kriegspredigt gehört?«
    Rudolfo zuckte die Achseln. »In den meisten Nächten sprecht Ihr in der whymerischen Sprache. Es ist keine Sprache, die ich eingehend studiert habe.« Aber diese Sprache habe ich eingehend studiert , signalisierte er und gebrauchte die Haussprache von Xhum Y’Zir.
    Die Augen des Sumpfkönigs wurden groß, aber er signalisierte nichts zurück. »Die Welt verändert sich, König Rudolfo. Ich habe es geträumt. In der Nacht vor der Rauchsäule habe ich von einem Feuer geträumt, das die Benannten Lande verbrennt, um der Sünden eines Vaters willen, der verehrt wird und dennoch vergessen ist.« Der Sumpfkönig blickte zu dem Götzenbild. »Windwir ist nur der Anfang. Doch wenn es vorbei ist, wird der Aufenthalt des Sumpfvolks im Land des Kummers ein Ende haben.« Er beugte sich vor. »Und in meinen Träumen bewacht Eure Klinge den Weg zu unserer neuen Heimat.«
    Mit einer kleinen, angelaufenen Gabel stocherte Rudolfo in der Lachsmischung. Der Lachs war in Zitronensaft gedünstet und schmeckte überraschend süß und sauer. Rudolfo spülte ihn mit einem kalten, braunen Getränk hinunter, das sich als starker Whisky erwies. Er spürte, wie die Wärme durch ihn hindurchging und genoss sie. Er blickte den Sumpfkönig an. »Und deswegen habt Ihr unsere unerwartete Bundschaft verkündet?«
    Rudolfo passte diesmal gut auf: Der Blick wanderte immer zu dem Götzenbild, ehe der Sumpfkönig sprach. Und nach einem raschen Blick folgten die Worte. »Euer wiederauferstandener Papst wird das Licht retten, indem er es vernichtet.

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