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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Totengräber verfassen würde.
    Neb schritt alle Himmelsrichtungen ab und versuchte dabei, den Saum seiner neuen Robe vom Schnee fernzuhalten. Sie hatten Windwir in Quadranten zerlegt. Die eigentliche Stadt – der Kern innerhalb der Mauern – bildete den inneren Ring, in Norden, Süden, Osten und Westen geviertelt. Um den Großteil dieses Abschnitts hatten sie sich vor dem Schneefall gekümmert, um erhalten gebliebene Artefakte aufspüren zu können, solange der Boden noch sichtbar war. Den äußeren Ring, außerhalb der Stadt selbst, hatten sie ebenfalls in Viertel aufgeteilt. Sie hatten den östlichen und den südlichen Quadranten fertig, aber ihre Unsicherheit über die Absichten des Sumpfkönigs – ungeachtet seiner Worte – hatte sie vom Norden ferngehalten, und im Moment zogen sie Gräben im westlichen Viertel, um den Beginn der Arbeiten dort vorzubereiten.
    Als Neb den äußeren nördlichen Quadranten erreichte, war er bereit für seine Mahlzeit. Er räumte einen kleinen Flecken auf dem Boden unter einem Baum frei und zog zwei Brotstücke heraus, die in der Pfanne gebratenen worden waren, dazu eine Scheibe Lammfleisch. Er aß das belegte Brot, nippte zwischen den Bissen an seiner Feldflasche und fragte sich zum zwanzigsten Mal an diesem Tag, was in diesem Augenblick wohl das Sumpfmädchen Winters tat, ob sie an ihn dachte oder nicht und wann er sie wiedersehen würde.
    Er spürte, wie er rot wurde, und zwang seine Gedanken zurück auf die Ebenen. Sie tauchte immer öfter in seinem Kopf auf, und er war sich nicht sicher, weshalb. Er hatte sogar zweimal von ihr geträumt. Er hatte mit Bruder Hebda über die Mahlenden Ödlande gesprochen und sie gleich vor dem Fenster gesehen, wie sie unter einer einsamen Kiefer in einer weiten Ödnis stand und ihn mit einem seltsamen Lächeln auf ihrem schmutzigen Gesicht anblickte.
    Plötzlich nieste jemand laut, und Neb zuckte zusammen. Er blickte sich um und sah niemanden.
    »Ich weiß, dass du hier bist«, sagte er.
    Schweigen.
    »Du bist ein Späher der Sümpfler«, sagte er. Und unversehens kam ihm ein Gedanke. »Du bist derselbe Späher, der mich zu eurem König gebracht hat.«
    Immer noch keine Antwort. Neb rutschte unsicher hin und her und fragte sich, ob er die Frage wirklich stellen sollte, die ihm als Nächstes in den Sinn kam. Er versuchte, sie beiseitezuschieben, aber er schaffte es nicht. »Kennst du das Mädchen Winters?«, fragte er und spürte, wie sein Gesicht und seine Ohren rot wurden.
    Diesmal hört er ein Grunzen. Neb entschloss sich, es als Bestätigung zu nehmen. »Sag ihr, dass Nebios ben Hebda sie unter einem Baum in den Mahlenden Ödlanden gesehen hat.«
    Noch ein Grunzen.
    Neb zog einen Apfel aus der Tasche und kaute darauf herum. Dann nahm er, als würde ihm der Gedanke jetzt erst kommen, einen weiteren Apfel heraus. »Hier«, sagte er und hielt ihn hoch. »Fang.« Er warf ihn in Richtung des Grunzens und sah, wie er im Nichts verschwand, als der Späher ihn aus der Luft schnappte.
    Still aßen sie ihre Äpfel. Dann stand Neb auf und streckte sich. »Ich muss wieder zurück«, sagte er. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, kam er sich albern vor. »Überbring ihr diese Nachricht, bitte.«
    Ein letztes Grunzen, dann wandte Neb sich um und verließ den Wald. Auf dem ganzen Weg zurück hielt er regelmäßig an und suchte den Schnee nach einem weiteren Paar Fußspuren ab. Aber wegen der Kämpfe und der Patrouillen waren hier so viele Leute zu Fuß durchgekommen, dass er es nicht sicher feststellen konnte.
    War es möglich, dass ihm der Späher den ganzen Vormittag gefolgt war? Vielleicht war er immer noch da draußen, ging sorgfältig in Nebs Spuren, ließ sich zurückfallen, ließ aber niemals zu, dass er den Jungen aus den Augen verlor.
    Konnte es sein, dass der Sumpfkönig Neb eine Leibwache zugeteilt hatte? Unwahrscheinlich. Eher schon war es ein Späher, der sich auf Patrouille befand oder in diesem Gebiet seinen Posten hatte.
    Trotzdem ließ ihn der Gedanke an ein solches Maß an Aufmerksamkeit von einem König lächeln. Es war noch nicht lange her, da waren die einzigen Könige, die er gekannt hatte, lediglich in Büchern vorgekommen.
    Neb blickte zum Himmel, sah, wie er sich weiß färbte, und ging nach Osten zum Fluss, während er seine Gedanken auf die vor ihm liegende Arbeit richtete.

Kapitel 26
    Rudolfo
    Der Frühling kam so früh wie nur selten in die Benannten Lande, und der Krieg setzte sich bis dahin fort. Für Rudolfo waren die

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