Psalms of Isaak 01. Sündenfall
wäre, trocknete sie ihn anschließend mit dicken, gewärmten Handtüchern ab und wickelte ihn in einen schweren Morgenrock aus Baumwolle.
Während er auf dem Feldbett saß und halbherzig an einem Stück Käse knabberte, das sie für ihn abgeschnitten hatte, wandte sie ihm den Rücken zu und schenkte ihm Branntwein ein.
Den Knoten in ihrer Kehle schluckte sie hinunter, als sie zum ersten Mal das Pulver einrührte. Dann setzte sie sich zu ihm und zwang ihn dazu, noch mehr zu essen und den warmen, gewürzten Alkohol auszutrinken.
Danach legte sie ihn in sein Bett, blies die Lampen aus und kroch neben ihm unter die Decke. Sie hielt ihn fest, streichelte seine Locken und ließ ihre Hand über seinen Nacken streichen, bis er einschlief.
Jin lag noch lange wach und dachte an das, was kommen musste. Sie wartete ganze drei Stunden, dann zog sie sich aus und schmiegte sich eng an ihn, streichelte ihn und küsste ihn am Hals.
Als er reagierte, schob sie seinen Rock auseinander, kletterte auf ihn, nahm ihn in sich auf und suchte einen Rhythmus, der sie beide weitertragen konnte.
Er klammerte sich an sie, ließ aber nichts verlauten, nicht einmal am Schluss. Anschließend schlief er fest ein, dicht an sie geschmiegt.
Aber Jin Li Tam schlief nicht. Stattdessen dachte sie über die neue Gewissheit nach, zu der sie gefunden hatte, als sie Rudolfo zum ersten Mal in seinem Kummer erblickt hatte, und sie wusste, dass sie den Willen ihres Vaters überwunden hatte.
Dieses Kind ist nicht für dich, sprach sie in ihrem Herzen zu ihrem Vater, an jenem tief vergrabenen Ort, dessen Erkundung sie ängstigte. Dieses Kind ist niemals für dich.
Sie rollte sich herum und blickte Rudolfo ins Gesicht, spürte seinen warmen Atem auf ihrem Hals, als er sich im Schlaf bewegte, um sie in den Arm zu nehmen.
»Für dich«, sagte sie. »Nur für dich.«
Rudolfo murmelte etwas, als würde er ihr antworten.
Jin Li Tam zog ihn dicht an sich heran und küsste ihn auf die Wange.
Und schließlich trieb sie der Schlaf in eine Reihe von ruhelosen Träumen.
Petronus
Die Männer versammelten sich im Küchenzelt um Petronus, und er blickte mit erhobenen Augenbrauen auf. Inzwischen waren überall, wo er hinging, magifizierte Späher um ihn. Meirovs persönliche Grenzläufer bildeten seine private Eskorte. Jemand hatte sogar einen hübschen Talar in Weiß, Blau und Violett ausgegraben – dem Geruch nach zu urteilen ein Relikt von irgendeinem Dachboden. Petronus hatte das Geschenk angenommen, aber er wusste, dass er es nicht tragen würde. Alles, was er bis jetzt an sich ertragen konnte, war der Ring.
»Eure Exzellenz«, sagte der Anführer der Gruppe mit einer höflichen Verbeugung. »Wir bitten um eine Audienz bei Euch.«
Petronus lachte leise. »Du brauchst nun nicht anzufangen, darum zu bitten, Garver. Ungeachtet der jüngsten Ereignisse bin ich immer noch ich selbst.«
Garver sah sich unter seinen Begleitern um und knetete seine Mütze in den Händen. »Ja, Eure Exzellenz.«
Petronus seufzte. Alles hatte sich verändert, und ein Teil von ihm hasste Neb für die Rolle, die er dabei gespielt hatte, auch wenn er wusste, dass er diesen Pfad mit oder ohne den Jungen eingeschlagen hätte. Auch die Rolle, die der Sumpfkönig darin spielte, sollte er nicht vergessen. Warum unterstützten die Sümpfler den Orden plötzlich? Oder war das lediglich Unterstützung für Rudolfo?
Er blickte zu den Männern auf und legte seinen Löffel neben die Schale mit den gekochten Haferflocken. Sie hatten versucht, ihm passend zu seinem hübschen Talar auch ein größeres Zelt und besseres Essen zu geben, aber das hatte er abgelehnt und darauf bestanden, wie jeder andere Arbeiter behandelt zu werden. Er drehte weiterhin seine Runden, obwohl er jetzt eskortiert wurde, und machte immer wieder Halt, um beim Ausgraben von Knochen aus dem gefrorenen Boden zu helfen.
»Was kann ich für dich tun, Garver?«, fragte er schließlich.
Der Mann fühlte sich nun sichtlich unwohl. Vor der Bekanntmachung hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, offen mit Petronus zu sprechen, und diese plötzliche Veränderung erinnerte Petronus daran, dass diese Rolle, die er nun spielte, auf einer Lüge basierte, an die er nicht glaubte: dass seine Stellung im Orden ihn auf irgendeine Weise besonders machte.
Petronus sah zu Neb hinüber. Der Junge saß still da, sein Blick wanderte von Petronus zur Gruppe.
Petronus seufzte noch einmal. »Es hat dir nie etwas ausgemacht, mir einfach Bescheid zu
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