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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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inne. »Ich sehe es als eine Privatsache zwischen Euch und mir an.«
    Jin Li Tam nickte. »Ich danke Euch«, sagte sie noch einmal.
    Als sie die Hütte verließ, um sich zurück zur Waldresidenz zu begeben, stellte sie fest, dass sie sich fragte, was für eine Mutter sie wohl sein würde. Sie hatte ihre eigene Mutter kaum gekannt, da sie den Großteil ihrer Zeit mit großen Gruppen von Geschwistern verbracht und Anweisungen von ihrem Vater und seinen Brüdern und Schwestern entgegengenommen hatte, die sie zu einer Tam erzogen. Der Gedanke verwirrte sie: Zwei Eltern, die ein Kind in die Welt setzten und in der Nähe des Kindes blieben, bis das Alter die Eltern forttrug. Dieses Kind würde wieder eigene Kinder zeugen, und der Turban würde vom Vater an den Sohn weitergegeben, im Schatten einer neuen Bibliothek in einer veränderten Welt.
    Es war die erschütterndste Unternehmung, die Jin Li Tam sich je vorgestellt hatte.
    Sobald sie in ihrem Zimmer war, ließ sie das Bad neu ein, zog sich aus und stellte sich vor den mannshohen Spiegel, um ihren Bauch zu betrachten.
    Als sie sich in das heiße, wohlriechende Wasser gleiten ließ, lächelte Jin Li Tam.
    Neb
    Neb spürte die Erschöpfung tief in seinen Knochen, nun, da die Arbeit erledigt war. Er war in der letzten Woche zweimal durch ganz Windwir gelaufen, um vollkommen sicher zu sein – aber trotz der Winterstürme waren sie schneller fertig geworden, als der Zeitplan es vorgesehen hatte. Und obwohl ihn das befriedigende Gefühl durchdrang, etwas vollbracht zu haben, spürte er auch eine Art von Traurigkeit. Im Lauf der Monate hatte er das Sumpfmädchen Winters immer öfter gesehen, und sie hatten sich eine Art Routine angewöhnt: Mindestens zweimal wöchentlich gesellte sie sich draußen an den nördlichen Grenzen des Lagers zu ihm, wenn er unauffällig im Wald verschwinden konnte. Sie gingen zusammen spazieren, und irgendwann im Laufe der Zeit hatten sich ihre Hände berührt und ineinander verschränkt, so dass sie nun, wann immer sie für sich waren, Hand in Hand gingen. Sie hatten sich nicht wieder geküsst, aber Neb stellte fest, dass er die ganze Zeit daran dachte, unsicher, wie er es wieder dazu kommen lassen könnte.
    Er lachte, als er nach Norden über die leere Ebene ging. In den letzten paar Monaten hatte er ein Lager von Totengräbern geführt, über die Disziplin gewaltet, sogar einige ihrer eigenen Toten begraben, als der Krieg ihren Einsatzort gestreift hatte. Er wusste, wie er die Vorräte eines Lagers ordnen und zusammenhalten musste, und er stellte fest, dass er plötzlich etwas von Militärstrategie verstand und sogar selbst hin und wieder eine ausarbeitete. Alles sehr beeindruckend für einen fünfzehnjährigen Jungen.
    Sechzehn inzwischen, wie ihm unversehens einfiel. Irgendwann in den letzten paar Wochen hatte er Geburtstag gehabt, ohne es zu merken.
    Er hatte viel gelernt und viel bewiesen, aber er wusste immer noch nicht, wie man ein Mädchen küsste.
    Als er den Waldsaum erreichte, rief er, und sie kam hervor, rannte geschickt über Asche und Schlamm.
    »Nebios ben Hebda«, sagte sie lächelnd und außer Atem. Ihr Blick schweifte über das Feld, und sie schaute nach Süden auf das, was vom Lager der Totengräber noch übrig war. Die Zelte wurden schon abgebaut, während die Arbeiter mit ihrem Auszug begannen. Eine kleine Gruppe würde mit Neb nach Norden ziehen, um beim Aufbau der neuen Bibliothek zu helfen. Die meisten aber zerstreuten sich, suchten eine neue Heimat, kehrten in die alte zurück oder bauten sie wieder auf. »Du bist tatsächlich fertig«, sagte sie.
    Neb nickte. »Das bin ich. Petronus und Rudolfo sollten morgen eintreffen. Ich werde mit ihnen in die Neun Wälder reiten, um zu sehen, ob ich in der Bibliothek von Nutzen sein kann.«
    Winters lächelte. »Deine Arbeit hier war beeindruckend. Ich bin sicher, dass du ihnen von Nutzen sein wirst.«
    Er lächelte und spürte, wie seine Wangen warm wurden. Seltsam, wie nur sie das bei ihm fertig brachte. »Danke«, sagte er. »Gehen wir ein Stück?« Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie nahm sie.
    Als Erstes gingen sie zum Fluss, wo sie anhielten, um das Wild am anderen Ufer zu beobachten. Noch nie waren die Tiere so nahe gekommen… Die Natur eroberte ihr Reich schnell zurück. Eines Tages, dachte Neb, wird sich diese Ebene wieder in den Wald verwandeln, der sie einst gewesen ist.
    Diesmal sprachen sie nicht, während sie gingen. Früher hatten sie über seine Träume und die

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