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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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leerte. Dann stand Grymlis auf und trat hinter Oriv, um die offenen Fenster des Zimmers eines nach dem anderen zu schließen.
    Anschließend ging der General zur Tür und öffnete sie, um die anderen hereinzulassen. Oriv blickte zu ihnen auf – vier Graue Gardisten und zwei Entrolusier, von denen er wusste, dass er sie hätte erkennen sollen. Sie traten rasch ins Zimmer, während Grymlis die Tür schloss und absperrte.
    »Was macht Ihr da?«, wollte Oriv wissen und versuchte aufzustehen, stellte aber fest, dass seine Beine ihn nicht mehr trugen. Die Grauen Gardisten traten hinter ihn und hielten ihn in seinem Sessel fest. Einer der Entrolusier griff hinab und nahm ihm den Becher aus der Hand, den er dann auf dem kleinen Tisch neben der Flasche mit dem Würzfeuer abstellte. Plötzlich erkannte er ihn. »General Lysias?«
    Der General sagte nichts, blickte stattdessen Grymlis an. Oriv sah, wie sie Blicke austauschten, und versuchte noch einmal, sich zu erheben. Starke Hände hielten ihn fest, wo er war.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
    Grymlis nahm ein in Tuch geschlagenes Bündel von dem anderen Entrolusier entgegen und zog einen langen Gegenstand heraus, den Oriv nur allzu gut kannte. »Was macht Ihr?«
    Grymlis’ große Hand schloss sich über der von Oriv, und nun kämpfte Oriv darum, seinen Griff an der Armlehne, die er mit weißen Knöcheln umklammert hielt, nicht zu lockern. Aber der Alkohol hatte ihn betäubt, und Grymlis löste Orivs Hand mühelos. Der Erzbischof spürte, wie ihm das kalte Holz des Artefakts in die Hand gedrückt wurde. Er spürte, wie das kalte Eisen der Mündung des Gegenstandes in das weiche Gewebe zwischen seinem Kinn und seiner Kehle gepresst wurde.
    »Was macht Ihr?«, fragte er noch einmal mit einer Stimme, die eher wie ein Flüstern als eine Forderung klang. Nur wusste er inzwischen genau, was Grymlis tat, und er wand und krümmte sich auf dem Sessel in der Hoffnung, es würde irgendwie genügen.
    »Ich schütze das Licht«, sagte Grymlis mit einer Stimme, die trotz der Härte in seinem Blick schwer und hohl klang.
    »Aber ich …«
    Und in diesem Augenblick fand Oriv das Vergessen, das ihm keine Flasche jemals bieten konnte.
    Petronus
    Petronus erreichte den Grat des letzten Hügels und stieg aus dem Sattel, um seine Beine auszustrecken. Unter ihm floss der flache, breite Fluss träge nach Süden, die Zeltstadt am gegenüberliegenden Ufer war mittlerweile zu einem kleinen Dorf geschrumpft. Ein paar Gestalten bewegten sich zwischen den letzten Zelten und der Wagenflotte hin und her. Hinter den Zelten erstreckte sich die weitläufige Ebene, die einst Windwir gewesen war – eine Suppe aus Schlamm und Asche.
    Neben ihm stieg Rudolfo aus dem Sattel. »Es sieht ruhig aus«, sagte er.
    Natürlich war es ruhig. Die Arbeit war seit beinahe einer Woche erledigt. Die Entrolusier waren schon seit einiger Zeit fort, hatten sich nach Süden zurückgezogen, um sich um Schwierigkeiten innerhalb der eigenen Grenzen zu kümmern. Petronus blickte zu Rudolfo und dann zurück über die Schlammwüste hinweg. »Er hat hier gute Arbeit geleistet«, sagte er.
    Rudolfo nickte. »Das hat er. In diesem Jungen steckt ein Hauptmann.«
    Oder ein Papst, dachte Petronus, und spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Wind kam auf, und ein paar Regentropfen platschten auf seine Wangen und Hände. »So ist es«, sagte er und warf wieder einen Blick auf den Zigeunerkönig.
    Hinter ihnen hörte er einen kleinen Vogel rascheln, während ein Späher ihm zugurrte und zuflüsterte. Der braune Kriegssperling kam flatternd in seine Sichtlinie und schoss den Hügel hinab, um den Fluss zu überqueren.
    Nachdem er zurück in den Sattel gestiegen war, trieb Petronus sein Pferd vorsichtig den verschlammten Pfad entlang, der sie schlängelnd den Hügel hinabführte. Als sie auf halbem Weg nach unten waren, bemerkte Petronus die Arbeiter, die sich am anderen Ufer versammelten. Eine Handvoll Männer ging an Bord des Lastkahns, den sie mit Seilen und Rollen zu einer behelfsmäßigen Fähre umgebaut hatten. Langsam überquerte sie den Fluss, und als Petronus und Rudolfo mit ihren Begleitern am Flussufer ankamen, stand Neb da und erwartete sie.
    Er lächelte nicht. Das überraschte Petronus. Der Junge – inzwischen ein junger Mann, wie ihm auffiel – schien größer und breitschultriger geworden zu sein, aber das war es nicht, was dazu führte, dass er den Androfranzinertalar ausfüllte, den er trug. Nein, erkannte

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