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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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durch die Glasscheibe. Er stürzte hinaus in den mitternächtlichen Regen und sprang von dem kleinen Balkon in den whymerischen Irrgarten darunter.
    Das war vor einigen Stunden gewesen. Er war durch die unter dem Irrgarten gelegenen Geheimgänge gerannt, die ihm sein Vater gezeigt hatte, als er noch ein Junge gewesen war, und entkommen. Einer der Tunnel hatte ihn in einem auch nachts belebten Stadtviertel ausgespien, wo er sich mit einem Betrunkenen prügelte, um an dessen zerschlissene Kleider und ein Paar Schuhe zu kommen, die zu eng für seine Füße waren.
    Anfangs hatte er den Gedanken gehegt, sich als blinder Passagier auf einem der Boote im Hafen zu verstecken, aber wegen der Blockade wäre er sicherlich nicht weit gekommen. Und Lysias war wahrscheinlich bereits dabei, ein ganzes Netz aus Wachposten an den Stadttoren und entlang der Brücken über die Flüsse aufzuspannen.
    Letztendlich war Sethbert in die Abwasserkanäle gekrochen und ihnen aus der Stadt hinaus gefolgt. Dann hatte er sich an der Küste entlanggearbeitet, bis er diesen Schuppen gefunden hatte.
    Langsam stand er auf, spürte die Blasen an seinen Füßen und den stechenden Schmerz an Rippen und Schulter, der ihm von der harten Landung im Garten letzte Nacht geblieben war.
    Er hatte gehofft, hier schlafen zu können, aber sein rastloser Verstand ließ es nicht zu. Wohin würde er gehen? Was blieb ihm nun noch? Und wohin war die Tasche mit den Dokumenten verschwunden?
    Weniger als eine Handvoll Leute wussten von der Rufello-Kassette. Und ihre Verschlüsselung war seit Generationen vom Vater auf den Sohn weitergegeben worden. Niemand außer ihm konnte sie gekannt haben.
    Außer …
    Es musste Li Tams Misthure von einer Tochter gewesen sein. Aber das ergab keinen Sinn. Wenn sie die Verschlüsselung kannte, weshalb hatte sie die Dokumente nicht schon vor Monaten mitgenommen? Schließlich hatte sie sein Bett oft genug geteilt. Weshalb hätte sie so lange warten sollen? Und wenn sie diese Dokumente gelesen hätte, hätte sie sofort erkannt, was für ein Held Sethbert in Wirklichkeit war.
    Sie ist tausend Meilen weit weg, wandte ein vernünftigerer Teil seiner selbst ein. Inzwischen war sie seit Monaten fort, arbeitete im fernen Nordosten mit dem verdammten Gecken Rudolfo und seinem Papierpapst zusammen.
    Wenn nicht Tam, dann eine andere Schlampe aus dem Gefolge der Androfranziner. Aber wer es gewesen war und wie sie die alte Schließkassette geknackt hatten, spielte kaum eine Rolle. Was nun zählte, war das Überleben. Die Dokumente waren fort, und Sethbert begriff, dass in den Benannten Landen kein Platz mehr für ihn war. Sie würden ihn zur Strecke bringen, wohin er auch floh. Das Gewicht dieser Erkenntnis legte sich als schwerer Klumpen auf seine Brust.
    Der Golf wurde von der Eisernen Armada blockiert, damit war jeder Fluchtweg nach Süden zu den Inseln oder nach Westen an die Smaragdküsten abgeschnitten. Aber im Osten, dachte Sethbert, gab es eine Reihe kleiner Fischerstädte entlang der bewaldeten Küsten von Caldusbucht. Vielleicht konnte er sich dort auf ein Boot stehlen, das weitab von Li Tams Blockade lag, und dem zackigen Rand des Hüterwalls nach Süden folgen, um das Weitschreiterhorn herum und in die Mahlenden Ödlande. Sethbert ging zur Tür des Schuppens und blickte hinaus. Zwischen dem Feld und dem Flussufer konnte er nichts erkennen. Die Sonne schien hell, und die paar Regenwolken am Himmel trieben langsam nach Osten.
    Mit vor Hunger und Angst blubberndem Magen folgte Sethbert dem Wetter.
    Rudolfo
    Rudolfo ritt trotz der Proteste seiner Männer allein nach Süden. Wäre Gregoric noch am Leben gewesen, wäre er damit nie durchgekommen. Er hätte den Befehl unumwunden missachtet oder wäre ihm zumindest in einiger Entfernung unter dem Schutz von Magifizienten gefolgt. Selbst Aedric hätte auf die eine oder andere Art einschreiten können, aber er war bereits im Süden. Der neue Erste Hauptmann arbeitete mit den Grenzläufern von Pylos, um Meirovs östliche und westliche Grenzen zu schützen und die Schwierigkeiten ihrer Nachbarn in deren eigenen Hinterhöfen zu halten.
    Also ritt er allein, sein Pferd magifiziert, damit es schneller und ausdauernder war, und stemmte sich gegen den anpeitschenden Regen. Er hatte Nachrichten geschickt, ehe er gegangen war, hatte sorgfältig Mitteilungen an Jin Li Tam, seinen leitenden Anatom und Aedric verschlüsselt. Und Petronus hatte im Namen von Rudolfo mit Vlad Li Tam Kontakt aufgenommen, um ihn zu

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