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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Flasche. »Bedient Euch.«
    Grymlis schüttelte den Kopf. »Das brauche ich nicht.«
    Oriv dachte einen Augenblick lang, der alte Soldat wolle damit sagen, dass es vielleicht auch Papst Resolut nicht nötig hätte. In den vergangenen Tagen hatte er sich mit seiner Meinung ganz gewiss nicht zurückgehalten. Aber stattdessen sah er, wie der alte Soldat eine Reiseflasche aus der Tasche zog und sie herüberreichte. »Versucht das«, sagte Grymlis. »Das hat mehr Pfiff.«
    Oriv nahm es entgegen, schraubte den Deckel ab und schnüffelte daran. »Was ist das?«
    »Würzfeuer, ein Zigeunergebräu. Sehr stark.«
    Oriv nickte, nahm ein Schlückchen, spürte, wie es sich durch seine Kehle hinabbrannte. Er dehnte das nächste Schlückchen zu einem großen Schluck aus, dann schraubte er den Deckel wieder zu und hielt es Grymlis hin.
    »Behaltet es«, sagte er.
    Oriv war nicht ganz sicher, weshalb, aber diese Großzügigkeit rührte ihn. »Ich danke Euch. Ihr seid ein guter Mann, Grymlis.«
    Der General zuckte die Achseln. »Da bin ich mir nicht so sicher.« Er beugte sich vor. »Aber ich will ein besserer Mann sein, als ich bin. Und ich will dasselbe auch für Euch, Oriv.«
    Er hat meinen Geburtsnamen benutzt. Oriv lachte leise. »Es würde uns allen guttun, wenn wir bessere Männer wären«, sagte er.
    Grymlis nickte langsam. »Das würde es.« Er hielt inne und blickte sich im Zimmer um. »Heute Abend«, sagte er. »Wir könnten heute Abend bessere Männer sein.«
    Oriv beugte sich vor. »Wie?«
    »Wir könnten diese Stadt verlassen«, sagte Grymlis. »Wir könnten nach Pylos fliehen und Sethbert als den verräterischen Hurensohn anprangern, der er ist. Wir könnten diesen Krieg beenden und wieder aufbauen, was sich wiederherstellen lässt. Das Licht lebendig halten.«
    Noch während Grymlis sprach, erkannte Oriv, dass es stimmte. Er hatte sich in den letzten paar Monaten ein Dutzend Mal dasselbe gedacht. Seit dem Winter hatte sich der Krieg ausgebreitet. Alle hatten ihre Seite gewählt, und alle stellten ihren Krieg in den Dienst ihres sogenannten Lichts. Aber man musste kein Papst sein, um festzustellen, dass die Neue Welt in etwas hineingetrudelt war, das rein gar nichts mit Licht, doch umso mehr mit Angst zu tun hatte.
    Er wollte Grymlis sagen, dass er recht hatte, dass sie einpacken sollten, was sie tragen konnten, und in aller Stille das Kontingent versammeln sollten. Sethberts Männer waren damit beschäftigt, Aufstände niederzuschlagen und eine Revolution zu unterdrücken. Sie konnten bis zur Morgendämmerung mühelos die Ruinen von Rachyls Brücke erreichen und sich den Grenzläufern anvertrauen, damit diese sie über den Fluss brachten.
    Aber stattdessen schnaubte er verächtlich. »Und Ihr glaubt, Petronus würde uns nach alldem zurücknehmen?«
    Grymlis zuckte die Schultern. »Gut möglich. Er war ein gerechter Mann.« Er beugte sich noch näher heran. »Aber spielt es eine Rolle? Was eine Rolle spielt, ist, dass wir all das beenden können, wenn wir uns dafür entscheiden.«
    Oriv spürte, wie seine Unterlippe bebte. »Ich bin nicht sicher, dass ich das kann.«
    Nun beugte sich Grymlis so nahe heran, dass Oriv den Wein im Atem des alten Mannes riechen konnte. Seine Kiefermuskeln zeichneten sich deutlich ab, und seine Augen blitzten. »Sagt nur ein Wort, Eure Exzellenz, und ich werde es für Euch tun. Ich werde meine Männer rufen, und wir werden Euch von alldem wegbringen. Ihr müsst nichts tun, außer zu sagen, dass Ihr es wünscht.«
    Aber Oriv sagte nichts. Er blinzelte seine Tränen fort, schraubte die Reiseflasche auf und leerte sie in einem langen Schluck.
    Grymlis’ Schultern sanken herab. Er richtete sich auf. »Ich habe noch eine Flasche in meinem Zimmer«, sagte er. »Ich werde sie Euch holen.«
    Oriv nickte. »Ich bin mir sicher, dass sich alles von selbst regeln wird, Grymlis.«
    Grymlis nickte ebenfalls. »Das wird es bestimmt, Eure Exzellenz.«
    Er empfahl sich und Oriv sah, wie sich die Tür schloss. Schon nahm das Würzfeuer allem die Schärfe, und er erblickte den flauschigen Mantel des Vergessens. Vielleicht würde er morgen, wenn er sich besser fühlte, zu Sethbert gehen und weitere Verhandlungen vorschlagen. Vielleicht konnten sie die Kämpfe beenden. Vielleicht konnten sie bessere Männer werden.
    Als Grymlis mit der Flasche zurückkehrte, entkorkte Oriv sie rasch und goss sich seinen Becher voll. Der alte General setzte sich ihm gegenüber hin und sah zu, wie er ihn mit einem langen Zug

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