Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Petronus. Es war Selbstvertrauen. Ein stilles Selbstvertrauen, doch diese Art war die stärkste von allen.
Das Gesicht des Jungen war gemessen und hart, sein Kinn bestimmt. »Vater«, sagte Neb mit einer leichten Verbeugung, »Windwir hat seine letzte Ruhe gefunden.«
Aber da ist noch etwas . Petronus ließ sich aus dem Sattel fallen. »Du hast hervorragende Arbeit geleistet, Neb.«
Neb nickte. »Ich danke Euch, Vater.«
Auch Rudolfo stieg ab und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. »Ich habe Seiner Exzellenz gesagt, dass du das Zeug zu einem guten Hauptmann hast.«
»Ich danke Euch, König Rudolfo«, sagte Neb und beugte den Kopf vor dem Zigeunerkönig. Dann blickte er wieder fest Petronus an. »Kurz vor der Dämmerung erhielt ich einen Vogel für Euch, der unter den Farben der Androfranziner kam.« Er hielt einen Papierfetzen hin. »Er ist vom Haus Li Tam.«
Petronus nahm die Botschaft und überflog sie. Sie war nicht verschlüsselt – eine Seltenheit bei seinem alten Freund – und sehr nüchtern.
Resolut hat sich das Leben genommen , hieß es in der Nachricht. Sethbert ist abgesetzt und flieht aus dem Delta. Petronus spürte, wie sich sein Kinn versteifte, und er reichte Rudolfo die Nachricht. Er wusste, dass er irgendwie erleichtert hätte sein sollen, aber er war es nicht. Wenn Resolut tot und Sethbert machtlos war, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Krieg sich selbst verzehrte. Das waren gute Neuigkeiten für Petronus, gute Neuigkeiten für die gesamten Benannten Lande. Und doch machten sie ihn traurig. Ein weiteres Leben war ausgelöscht. Und zumindest ein Teil von ihm hegte den Verdacht, dass dies allzu gelegen kam.
Der ernüchterte Ausdruck auf Nebs Gesicht sagte Petronus, dass der junge Mann es ähnlich sah.
Rudolfo blickte von der Nachricht auf und grinste wie ein Wolf. »Wenn das wahr ist, ist der Krieg vorbei.« Er reichte Petronus die Nachricht zurück. Dann wandte er sich um und ging nach hinten, um sich mit seinen Männern zu beraten.
Petronus nahm Neb zur Seite. »Bist du bereit, hier alles abzubrechen?«
Neb nickte und warf rasch einen Blick nach Norden. Sein Gesicht wurde wehmütig und in seiner Stimme lag ein Zögern. »Ja.«
Das Mädchen, wurde Petronus klar. Er hatte sie noch öfter getroffen. Vor dreißig Jahren hätte er darauf bestanden, dass der junge Mann sich von solchen Verstrickungen fernhielt. Aber die Zeit und die Veränderungen hatten ihn weich werden lassen, und er konnte es dem Jungen kaum zum Vorwurf machen, hier in der Verheerung von Windwir so etwas wie Liebe gefunden zu haben. Er legte seine Hand auf Nebs Schulter. »Du wirst mir auf dem Weg nach Hause von ihr erzählen müssen.«
Die Spur eines Lächelns spielte um Nebs Mund. »Ich bin nicht sicher, ob ich das kann, Vater.«
Petronus drückte ihm die Schulter und ließ dann seine Hand fallen. »Zu deiner Zeit, Sohn. Ich bin halb verhungert. Steht das Küchenzelt noch?«
»Sie kochen ein Totengräberfestmahl für Euch«, sagte Neb und deutete auf den Kahn. »Bohnen und Brötchen und Bratentunke vom Schwein. Unsere letzten Vorräte.« Eine Reihe von Männern stand in der Nähe, bereit, die Fähre in den Fluss zurückzuschieben und die Seile zu bedienen, die sie hinüberbringen würden.
Petronus führte sein Pferd eine niedrige Rampe entlang. Rudolfo schloss sich ihm an, seine Augen leuchteten. Als alle an Bord waren, schlingerte die Fähre ins Wasser hinaus.
Ich werde Euch nicht zurückbegleiten , signalisierte Rudolfo.
Petronus nickte. Er hatte sich nach der genauso eiligen wie leisen Beratung des Zigeunerkönigs mit seinen Männern schon so etwas gedacht. Ein Ritt nach Süden? , signalisierte er zur Antwort.
»Ich habe mich entschieden, ein wenig zu jagen«, sagte Rudolfo mit einem Lächeln und einer großspurigen Handbewegung. Sethbert gehört mir.
Petronus’ Finger bewegten sich. Aber Ihr werdet ihn lebend fangen?
Rudolfo erbleichte. »Natürlich«, sagte er mit leiser Stimme. Meine Anatome werden die Gelegenheit bekommen, ihn unter ihren gesalzenen Messern zu erlösen.
Petronus spürte, wie sich sein Gesicht verfinsterte. Ihm gefiel nicht, wie die Zigeuner an jenen dunklen Ritualen der Erlösung festhielten. Es war ein barbarisches Überbleibsel aus der Zeit, als die Hexenkönige in weißen Schneidekammern Gerechtigkeit geübt hatten. Darüber hatten sich mit Liegen bestückte Beobachtungsterrassen befunden, auf denen edle Herren und Damen, während sie unter dem wie Herzschläge
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