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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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ein. Ohne den grünen Amtsturban sah er jünger aus, trotz seines graumelierten Bartes. Er hielt das kleine Schwert in den Händen und blickte zu ihr auf.
    Ich werde ihn nicht fragen, wo er gewesen ist. »Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist.«
    Sein Blick begegnete einen Sekundenbruchteil lang dem ihren, dann schoss er wieder fort. Es war ein zorniger Blick gewesen, erkannte sie, und er hatte nicht gewollt, dass sie ihn bemerkte. »Und ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin.«
    Ich werde ihn nicht fragen, wo er gewesen ist.
    Aber er fing zu sprechen an, als ob sie ihn gefragt hätte. »Ich war an den Smaragdküsten, um mit deinem Vater zu sprechen«, sagte Rudolfo. »Auf dem Rückweg hatte ich jede Menge Zeit, um mir zu überlegen, was ich zu dir sagen würde, welche Fragen ich dir stellen soll.«
    Noch mehr als die Worte verletzte sie sein Ton. Er war flach und fern, beinahe bar jeden Gefühls, und traf sie wie eine Faust. Sie hatte ihn schon einmal vernommen, aber nur während der schlimmsten Phase seiner Trauer um Gregoric. Und zu jener Zeit hatte er ihn nicht so vorsätzlich eingesetzt.
    Er weiß es jetzt. Ein Teil von ihr hatte gehofft, dass sie ihrem Vater unrecht tat. Ein Teil von ihr, der sie überrascht hatte, den es zuvor nicht gegeben hatte, nicht ehe sie diesen Mann getroffen hatte.
    Früher hätte sie Hirngespinsten keinen Raum zugestanden. Aber inzwischen war ihr klar, wie verzweifelt sie darauf gehofft hatte, sie möge sich mit ihren Schlüssen über all das, was ihr Vater Rudolfo angetan hatte, um ihn zu dem Mann zu machen, der er war, geirrt haben.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Es tut mir leid.«
    »Wie lange weißt du es schon?«
    Sie betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ich habe es mir in der Zeit zusammengereimt, seit ich hier bin.«
    Rudolfo nickte und strich sich über den Bart, sein Blick traf abermals den ihren. »Und hättest du es mir gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hätte ich nicht.«
    »Hast du gewusst, dass dein Vater die Benannten Lande verlässt?«
    »Ich habe mir Gedanken gemacht, als ich sah, wie seine Bibliothek hier eintraf«, sagte sie. »Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinem Vater.«
    Rudolfo sah wieder zur Seite. »Sie laden die Eiserne Armada mit Vieh und Gütern voll. Es gab noch eine weitere Bibliothek – eine Geheimbibliothek – und dein Vater hat alle Bücher darin verbrannt.« Er sah sie wieder an und seine Augen wurden schmal. »Du sollst wissen, dass ich geschworen habe, ihn zu töten, wenn ich ihn wiedertreffe.«
    Jin Li Tam blinzelte, dann nickte sie. Vielleicht helfe ich ihm ja dabei. Sie spürte Zorn und Trauer wegen Rudolfo, aber auch um ihrer selbst willen. Sie konnte nicht erkennen, wie ihr Vater nicht in die Verheerung von Windwir verwickelt sein sollte. Er hatte Sethbert auf dieselbe Weise benutzt, wie der verrückte Aufseher Isaak benutzt hatte – wie eine Marionette, die er tanzen ließ. Davon war sie bis in ihr Innerstes überzeugt.
    Die Ausdruckslosigkeit ihrer eigenen Stimme überraschte sie, als sie zu sprechen anhob. »Ich denke, dass er hinter Sethberts Völkermord steckt.«
    Rudolfo sah auf, seine Augen wurden etwas größer. »Du glaubst, dein Vater hat den Fall von Windwir herbeigeführt?«
    Sie nickte langsam. »Ja.«
    Der Zigeunerkönig starrte auf das Kinderschwert in seinen Händen, dann steckte er es in die Scheide und hängte den Gurt zurück an einen Haken an der Wand. Schließlich blickte er zu ihr auf. »Ich denke nicht, dass er das getan hat. Aber er hat genug getan.«
    Jin Li Tam schluckte. »Was soll das heißen?«
    Rudolfo stand auf. »Nichts. Die Androfranziner werden ihren Rat abhalten. Wir werden unsere Vermählung planen. Wir werden wiederaufbauen, was wir wiederaufbauen können, und wir werden es sicher bewahren.« Er berührte den kleinen Turban, strich mit den Fingern darüber. »Ich habe noch eine Frage«, sagte er.
    »Ich werde sie beantworten, wenn ich kann.« Sie verlagerte ihr Gewicht, da ihre Füße plötzlich den Drang hatten, sich zu bewegen.
    Rudolfos Augen waren hart und seine Kiefermuskeln angespannt. »Dein Vater behauptet, dass du ihn verleugnest. Er sagt, du tust es, weil du in deinem Herzen Liebe für mich empfindest. Ist das wahr?«
    Die Offenheit seiner Frage lähmte ihre Zunge. Plötzlich fühlte sie sich klein und nackt. Schließlich fand sie Worte, von denen sie sich niemals vorgestellt hatte, dass sie sie sagen würde. »Ja, ich liebe dich.« Sein

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