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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Schweigen verriet ihr, dass er nicht dasselbe behaupten konnte, aber das schob sie beiseite. »Was mein Vater dir angetan hat, ist falsch«, fuhr sie fort. »Das sehe ich sehr deutlich. Aber der Mann, der du geworden bist – er ist beeindruckend und stark. Ohne zu zögern wird er tun, was recht und ordentlich ist.«
    Rudolfo nickte. »Was du sagst, ist wahr. Aber es ist eine harte Wahrheit.« Er nahm den Turban und hielt ihn sich an die Nase, atmete tief ein. »Dann weißt du über meinen Bruder Bescheid?«
    »Ja.«
    Er öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, und sie wusste, wie sie lauten würde. War der Tod meines Bruders auch Teil all dessen? Aber dann sah sie, wie er es sich anders überlegte. »Dies hier war sein Zimmer«, sagte er. »Morgen werde ich es leerräumen und all seine Besitztümer wegwerfen lassen. Ich habe mich zu lange an ihnen festgeklammert.«
    Sag es ihm. Ein Teil von ihr dachte jedoch, dass sie auf eine weniger düstere Zeit warten sollte. Ein Teil von ihr war sich nicht sicher, wie er reagieren würde. Aber die heutige Nacht war eine Zeit der Wahrheit. Sie räusperte sich. »Eigentlich habe ich einen anderen Einfall für dieses Zimmer, König Rudolfo.«
    Er hob die Augenbrauen. »Ja?«
    Sie beugte sich näher zu ihm. »Du hattest unrecht, was deine Soldaten angeht.«
    Er sah sie ausdruckslos an. »Meine Soldaten?«
    Jin Li Tam schenkte ihm ein dünnlippiges Lächeln. »Ich war bei der Flussfrau«, sagte sie. Sie sah seinem Gesicht an, wie die Erkenntnis heraufdämmerte. »Es ist ein Junge. Ich würde ihn gerne Jakob nennen, wenn du es erlaubst.«
    Rudolfo öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Seine Stirn legte sich in Falten. »Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher. Du wirst Vater. Wir werden einen starken Erben großziehen, um das Licht zu schützen, das du hier wieder entzündet hast.«zu
    »Das«, sagte Rudolfo langsam, »sind unerwartete und glückliche Neuigkeiten.« Er blickte sie mit einem beinahe erstaunten Gesichtsausdruck an. Langsam verblasste das Erstaunen allerdings.
    Er weiß, dass es von meinem Vater so geplant war.
    Sie wollte ihn fragen, ob er glaubte, dass er sie auch nach dieser schrecklichen Erkenntnis noch lieben könne. Damals hatte er bestimmt etwas für sie empfunden – sie hatte es in seinem Gesicht gesehen, in seiner Stimme gehört. Aber es war keine Liebe gewesen. Es war eine Maskerade, die erzwungen worden war, die auf den bedachten Eingriffen des Hauses Li Tam beruhte. Sie wollte ihn fragen, aber sie konnte es nicht.
    Stattdessen würde sie abwarten und sehen, ob sich zwischen ihnen etwas Ehrliches aufbauen konnte. Jin Li Tam wurde klar, dass sie über die Liebe sehr wenig wusste.
    Aber so viel wusste sie – jene, die wirklich liebten, sollten keine Gegenseitigkeit einfordern.
    Nachdem sie ihren Kopf vor ihrem Verlobten geneigt hatte, um ihren Respekt zu zeigen, schlüpfte sie aus dem zukünftigen Kinderzimmer und kehrte in ihr einsames Bett zurück.

Kapitel 30
    Rudolfo
    Rudolfo, Jin Li Tam und Petronus nahmen am nächsten Abend ein gemeinsames Mahl ein. Rudolfo hatte es anberaumt, ehe er ins Bett gefallen war und den Großteil des Tages verschlafen hatte. Er hatte auch darauf bestanden, dass Isaak an dem Mahl teilnahm, auch wenn der Metallmann nicht aß. Sie fingen spät an. Über ihnen wechselte die Farbe des Himmels von Violett zu Grau, und der Mond machte sich auf, langsam über das Firmament zu kriechen.
    Auf Jins Vorschlag hin trugen die Köche gegrilltes Wild mit Waldpilzen in Knoblauchsauce und Reis auf, dazu wurden dünnes, gebratenes Brot und gedämpftes Gemüse serviert. Sie tranken herbes, kühles Zitronenbier und aßen zum Nachtisch Beeren mit Sahne.
    Isaak saß höflich von Anfang bis Ende am Tisch, antwortete, wenn er angesprochen wurde, hörte aber ansonsten lediglich zu. Rudolfo legte Wert darauf, ihn in die Unterhaltung einzubinden, wenn es angemessen war.
    Gerade jetzt blickte Rudolfo ihn an. »Wie läuft der Wiederaufbau?«
    »Er läuft gut, Herr. Der Bau liegt so weit vor dem Zeitplan, dass wir schon nachts arbeiten müssen, um mit den Arbeitern Schritt zu halten.«
    Der Frühling ging inzwischen in den Sommer über, und die vierzehn Mechoservitoren arbeiteten unter einem großen, seidenen Zeltdach am Fuß des Hügels. Sie hatten Tische, die mit Pergament, Federn und Tintenfässern ausgestattet waren, und stellten aus dem Gedächtnis wieder her, was möglich war. Die fertigen Papierstapel wurden gebündelt, mit Zwirn verknotet

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