Psalms of Isaak 01. Sündenfall
und in Schubkarren in die Buchbinderei auf der anderen Seite des Flusses gebracht. Ursprünglich waren sie davon ausgegangen, dass es drei Jahre dauern würde, um das wiederherzustellen, was vom größten Wissensspeicher der Welt noch erhalten war.
»Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Petronus. »Und ich habe den Übereignungsbrief erhalten. Noch mehr gute Neuigkeiten.«
Isaak nickte. »So ist es.«
Petronus lächelte. »Neb hat mir ausgerichtet, dass weitere Bestände auf dem Weg hierher sind.«
Isaak summte und klickte. »Zweihundertzwölf Bücher sind aus verschiedenen Quellen eingetroffen, außerdem etliche androfranzinische Artefakte von Interesse. Und wir haben Briefe von zwei Universitäten erhalten, die Gesandte zu sich einladen, damit ihre Bestände nach Werken durchsucht werden können, die wir bisher nicht berücksichtigt haben. Wir erwarten eine Wiederherstellung von vierzig Prozent, wenn wir fertig sind. Sogar mehr, wenn das Amt für Expeditionen seine Arbeit wiederaufnimmt.«
Aber als Isaak diese Worte aussprach, sah Rudolfo den Ausdruck auf Petronus’ Gesicht, und er erkannte, dass der Papst nicht vorhatte, noch einmal in die Mahlenden Ödlande zurückzukehren.
Und niemals spricht er über die Zukunft nach dem Rat. Rudolfo merkte sich dieses Detail.
Mit leisen Stimmen unterhielten sie sich weiter, tranken ihren Wein und sprachen über den Rat und die verbleibende Arbeit.
Anschließend lehnten sie sich in Polstersesseln zurück und lauschten dem Beginn der Nacht.
Isaak erhob sich. »Ich bitte demütigst um Verzeihung«, sagte er, »aber mit Eurer Erlaubnis werde ich an meine Arbeit zurückkehren.« Er klickte und klirrte, dann verbeugte er sich vor Petronus. »Einen guten Abend, Vater.«
Petronus lachte leise. »Fahr fort mit deiner hervorragenden Arbeit. Wir werden uns sicher morgen weiter unterhalten.«
Isaak nickte, dann blickte er zu Rudolfo und Jin Li Tam. »Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit.«
»Für dich immer gerne«, sagte Rudolfo.
Sie hörten das Klappern seiner Kolben, als er den Garten verließ und die Stufen nach drinnen nahm.
Jins linke Hand bewegte sich schnell, ihre Finger strichen über die Rückseite ihres Kleides und die Tischdecke, während sie mit der rechten nach ihrer Serviette griff. Du solltest mich fortschicken und allein mit Petronus sprechen , signalisierte sie.
Rudolfo neigte leicht den Kopf. »Vielleicht sollten unser Gast und ich den Pflaumenbrand heute Abend unter vier Augen einnehmen?«
Jin lächelte sie beide an. »Ich denke, Ihr habt viel miteinander zu besprechen.« Als sie aufstand, bewegte sich ihre Hand abermals, diesmal an ihrer Hüfte und ihrem Bein. Sei wachsam, dieser alte Fuchs ist listig.
»Nicht nur listig«, sagte Petronus, »sondern auch bewandert in siebzehn verschiedenen nonverbalen Hofsprachen.« Er blickte sie an, und seine Augen verschwanden in Lachfältchen. Seine eigene Hand bewegte sich im selben Sprachmuster. Ihr habt eine starke und schöne Strategin gefunden, Rudolfo.
Jin Li Tam errötete. »Ich danke Euch, Eure Exzellenz.«
Sie beugte sich kurz über Rudolfo und drückte ihm die Schulter, bevor sie ging. Zwei Zigeunerspäher folgten ihr, als sie den Garten verließ.
Rudolfo klatschte in die Hände, und ein Bediensteter erschien mit einer Flasche und zwei kleinen Gläsern. Er füllte die Gläser und verschwand.
Petronus wühlte in einer abgewetzten Ledertasche an seinem einfachen, braunen Talar nach einer Pfeife aus Elfenbein und hielt sie hoch. »Darf ich?«
Rudolfo nickte. »Aber bitte.«
Petronus sah überhaupt nicht wie ein König aus, wurde Rudolfo klar, und er benahm sich gewiss nicht wie irgendeiner der Päpste, die Rudolfo gesehen hatte. Er beobachtete, wie der alte Mann dunkle, süß duftende Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieb und das Pulver in die Kammer der Pfeife stopfte. Er entzündete ein Streichholz am Tisch und zog an seiner Pfeife, um sie anzufachen, während sich eine Wolke aus violettem Rauch um seinen Kopf sammelte und dort Kreise zog, ehe sie durch den Garten davonschwebte.
Petronus wartete, bis Rudolfo sein Glas mit Branntwein nahm und hob dann sein eigenes. Sie hielten ihre Gläser hoch, sagten nichts, und tranken anschließend.
Rudolfo schmeckte die süßen Früchte, spürte das Feuer des Getränks, das sich tief in ihn hineinbrannte.
Nachdem eine Minute vergangen war, räusperte sich Rudolfo. Die Gärten wurden leer, als die Zigeunerspäher und Bediensteten auf Abstand
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