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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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und ehrt damit eine Bundschaft, die weiter zurückreicht als unsere Anwesenheit in diesem Land.«zu
    Diese Worte stachelten Nebs Neugier nur noch mehr an. Petronus hatte nichts davon erwähnt. Sie gingen ein Stück und blieben unvermittelt stehen. Neb blickte sich um. Sie standen am Fuße von Petronus’ Grab. Sein Name stach aus den übrigen hervor, da er der einzige Papst im letzten Jahrtausend oder noch länger gewesen war, der seinen eigenen Vornamen als Heiligennamen angenommen hatte.
    Hebda strich mit der Hand unter dem Namen entlang. »Er wird diesem Verheerer von Windwir Gerechtigkeit widerfahren lassen und das Licht vernichten, damit es wiedergeboren werden kann.«
    Neb spürte, wie sein Magen rebellierte. »Vater, ich verstehe das nicht.«
    Bruder Hebda beugte sich vor. »Das musst du nicht. Aber auch du wirst dabei eine Rolle spielen. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du dich erheben und ihn in den Gärten der Krönung und Weihe zum Papst und König erklären, und er wird dir das Herz brechen.«zu
    Diese Gärten waren inzwischen nur noch eine Erinnerung. Natürlich hatte er sie niemals gesehen, sie waren nur während der Zeit der Nachfolge geöffnet. Aber er war an ihnen vorübergegangen und in der Bibliothek hatte er Entwürfe der Anlage gesehen. Sie waren kleiner, als sie seiner Ansicht nach hätten sein sollen.
    Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Etwas packte sein Herz und drückte fest zu. Er spürte, wie sich seine Kehle verengte. Er hatte Angst. Er stammelte, fand aber keine Worte.
    »Nebios«, sagte sein Vater und nannte ihn damit beim vollen Namen, »du bist als ein Kind des Kummers in diese Welt gekommen, ausersehen, ein Mann des Kummers zu sein.« Seinem Vater standen Tränen in den Augen. »Es tut mir leid, mein Sohn, dass ich keine hoffnungsvolleren Worte für dich habe.«
    Neb wollte sagen, dass er den Kummer gerne annehmen würde, wenn es nur die Hoffnung gäbe, seinen Vater wiederzusehen, aber bevor er den Mund öffnen konnte, wachte er schlagartig auf. Er schrie.
    Petronus war einen Augenblick später an seiner Seite. »Träumst du wieder?«
    Neb nickte. Er hatte nicht nur geschrien, sondern auch geschluchzt. Er hob die Hände ans Gesicht, und sie wurden nass. Seine Schultern bebten noch immer. Er hielt den Atem an. Es gab etwas, das er Petronus berichten musste, etwas, das wichtiger und dringender war als alles andere aus seinem Traum.
    Neugier. Erwacht. Er erinnerte sich.
    Mit einem Seitenblick auf Petronus sprach er die Worte langsam und behutsam aus. »Der Sumpfkönig bringt seine Armee hierher.«
    Und Petronus zuckte zusammen, während Neb sprach.
    Petronus
    Petronus fluchte auf dem ganzen Weg zurück zur Nordgrenze des Lagers.
    Er hatte keine Ahnung, weshalb die Worte des Jungen ihm so wahr erschienen waren, aber so hatten sie geklungen. Petronus war zwar der Papst des Androfranzinerordens gewesen, aber im Herzen war er ein Fischer, und trotz der jahrzehntelangen franzinischen Ausbildung schenkte er den Worten der Toten, wenn sie in den Träumen sprachen, immer noch Glauben.
    Er näherte sich dem Wachposten. Hier tat gerade ein entrolusischer Fußsoldat Dienst. Sethbert hatte sie mitgeschickt, damit die Totengräber nicht in Doppelschichten Gräber ausheben und Wache stehen mussten. »Wie läuft die Wache?«
    »Alles bestens«, sagte der Soldat, der sich auf seinen Speer stützte. »Nichts regt sich außer den Kojoten.«
    Petronus blickte nach Norden. Wenn sie kamen, dann aus dem Norden. Aber wer würde kommen? Wenn es Plänkler waren, würden sie einfallen, morden, Gräber anlegen und sich dann wieder zurückziehen. Doch wenn der Junge recht hatte – wenn es der Sumpfkönig selbst war, der seine Armee herführte -, dann wäre das etwas vollkommen anderes.
    Der Sumpfkönig hatte seit fünfhundert Jahren sein Exil nicht mehr verlassen. Und damals war er gekommen, um Windwir ein halbes Jahr lang zu belagern, bis die Zigeunerspäher und die Graue Garde seinen Griff um die Stadt gelockert und ihn zurück in seine Sümpfe und Moore geschickt hatten.
    Petronus blickte den Wächter an. Er war jung, zwanzig vielleicht, und hatte ein breites Gesicht.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Petronus.
    Der Soldat betrachtete ihn, schätzte ihn ab. »Ihr seid der alte Androfranziner, der dieses Lager leitet.«zu
    Petronus nickte. »Der bin ich. Obwohl ich kein großer Androfranziner mehr bin.«zu
    »Aus dem Westen reiten Armeen heran. Sie werden morgen hier sein … oder vielleicht

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