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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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biss, wanderte ihr Verstand schon wieder zur letzten Nacht zurück, um dann in eine Zukunft zu springen, die sie sich ausmalte.
    Unter Rudolfos geckenhaftem Äußeren lag eine stählerne Stärke, die sie sehr an ihren Vater erinnerte. Und wenn man bedachte, dass Vlad Li Tam der mächtigste – und herausragendste – lebende Mann war, konnte das gewiss nichts Schlechtes sein. Aber sie fragte sich zugleich, wie der Zigeunerkönig sich in dieser Welt behaupten würde, die gerade im Wandel war.
    Sie wusste gut über ihn Bescheid. Über sein Leben, das er unterwegs zwischen neun Waldresidenzen und hundert kleinen Städtchen verbracht hatte. Über die tiefe Leidenschaft für gutes Essen, gekühlten Wein und … Sie spürte, wie sie rot wurde und sank tiefer in die Wanne.
    Aber falls – oder vielleicht war es inzwischen einfach sobald – sie die gegenwärtig missliche Lage durch den päpstlichen Erlass lösen konnten, und falls es Rudolfo irgendwie gelang, einen Teil der Großen Bibliothek weit abseits in seinen nördlichen Wäldern wiederaufzubauen, wie gut würde es der General der Streunenden Armee verkraften, fest verwurzelt an einem Ort zu leben?
    Und wie gut würde sie es verkraften?
    Aber es brachte nun einmal Folgen und Opfer mit sich, den Mittelpunkt der Welt zu verschieben. Genauso wie das Umlenken der Geschichte, dieses breiten und starken Flusses, in eine neue und unerwartete Richtung.

Kapitel 16
    Rudolfo
    Papst Resolut verbrachte den Großteil der Woche damit, Rudolfo zu verhören, wie es ihm gerade in den Sinn kam. Die meisten Treffen dieser Art fanden im Sitzbereich von Rudolfos Räumen statt, aber zumindest zweimal hatte ihn die Graue Garde – natürlich gefesselt – in das Amtszimmer des Papstes im obersten Stockwerk gebracht. Von jener ersten Nacht abgesehen, hatte Rudolfo Jin Li Tam nicht mehr getroffen.
    Resolut lernt langsam dazu, dachte er.
    Aber als ihn die Graue Garde diesmal abholte, fesselten sie ihn nicht. Und er war überrascht, sowohl Isaak als auch Jin Li Tam vorzufinden, die bei Resolut im Amtszimmer saßen.
    »König Rudolfo«, sagte der Papst und blickte von seinem Schreibtisch auf. »Bitte setzt Euch.«
    Rudolfo nickte Jin Li Tam zu, und sie erwiderte sein Nicken.
    »Es tut gut, Euch zu sehen, edle Dame Tam«, sagte Rudolfo.
    »Ganz meinerseits, König Rudolfo.«
    Rudolfo setzte sich. »Und, Isaak, was ist mit dir? Geht es dir gut?«
    Der Metallmann öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber an seiner Stelle sprach Papst Resolut. »Der Mechoservitor arbeitet wie gewohnt. Ich bin dankbar, dass Eure Verlobte ihn sicher hergebracht hat.«
    Rudolfos Blick suchte rasch den Raum ab. Auf dem Tisch lagen mehr Papiere als vor zwei Tagen. Der Papst selbst sah weniger ausgeruht aus, und die Terassentür hinter seinem Schreibtisch, durch die man einen bedeckten Himmel sah, war verschlossen. Das Wetter kühlte sich ab – er hatte es in den letzten paar Tagen gespürt. Bald würde der Regen auf seine schmalen, hoch gelegenen Fenster trommeln. Und so weit im Norden ließ der Schnee nicht lange auf sich warten. Es war eine konservative und vorhersehbare Strategie. Eine Vorgehensweise wie aus einem Leitfaden der Akademie. Sie würden sich hier verstecken, dachte Rudolfo, und abschätzen, was sie überhaupt noch besaßen. Im Frühling würden sie wissen, was zu tun war und was aus ihnen werden sollte. Er nahm an, dass dies nicht auf Geheiß des Papstes geschah. Jemand musste ihm Befehle geben. Jemand aus dem Militär.
    Rudolfo konnte nicht so lange hierbleiben. Er konnte nicht einmal annähernd so lange hierbleiben.
    Papst Resolut beugte sich über seinen Tisch nach vorn. »Ich habe Euch herbringen lassen, König Rudolfo, um Euch die nächsten Schritte dieser Untersuchung darzulegen.«zu
    »Ihr habt nicht vor, den Bannschrieb zu widerrufen?«, fragte Rudolfo.
    »Ich habe keinen Beweis, der darauf hindeutet, dass ich das tun sollte«, sagte Papst Resolut und wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch.
    Jin Li Tam sprach, ihre Stimme war scharf. »Ihr habt auch keinen Beweis dafür, dass Ihr es nicht tun solltet. Der Mechoservitor hat bekräftigt …«
    »Der Mechoservitor hat nur bekräftigt, was Rudolfo ihm gesagt hat. Ich bezweifle gar nicht, dass der Lehrling von Bruder Charles die Register des Metallmanns geändert hat. Ich bezweifle auch nicht, dass dieser Mechoservitor den Bann ausgesprochen und Windwir vernichtet hat. Darüber hinaus weiß ich nichts.«
    Jin Li Tams Finger bewegten sich

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