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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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leiser Stimme. Ihre Augen verengten sich weiter. »Ich nehme zur Kenntnis«, sagte er, »dass Ihr Euch auf die Gepflogenheiten der Bundschaft und die höchsten Machenschaften der Staatskunst bestens versteht. Aber wir durchleben dunkle Tage, und die Strategie Eures Vaters ist eine vernünftige. Wir müssen unsere Leiber nicht in diese Angelegenheit mit einbeziehen.«
    Ihr Mund öffnete sich, aber er fuhr fort. »Ich bin mir vollauf bewusst, was von Euch als einer Tochter des Hauses Li Tam erwartet wird. Ich bin mir vollauf bewusst, wie die Satzung des Vollzugs in der Vierzehnten Einleitung der Bundschaft durch Verlobung lautet. Darauf müsst Ihr Euch bei dieser Unterhaltung nicht berufen. Nur wir beide sind hier und«, er deutete auf Isaak, »ein Metallmann. Wenn Ihr es wünscht, können wir uns ins Schlafgemach begeben, die Tür vor Isaak verschließen und die Welt glauben lassen, was sie will. Wir brauchen nichts anderes zu tun als zu schlafen, und können trotzdem beide behaupten, dass es die lohnendste und erschöpfendste Nacht voller Leidenschaft war, die ein jeder von uns je erlebt hat.«zu
    Er glaubte nicht, dass das, was in ihrem Gesicht stand, Bewunderung war. Es mochte Überraschung sein oder vielleicht sogar Unsicherheit. Aber einen winzigen Augenblick lang glaubte er, Erleichterung zu erblicken. Dann wurde daraus Erheiterung, und sie lächelte. »Ihr seid ein gütiger Mann, Euch um meine Gefühle in dieser Angelegenheit zu sorgen.«zu
    Er neigte den Kopf. »Ich glaube, es gibt Reisen, die man am besten langsam angeht. Die Verheerung von Windwir hat uns alle verändert. Sie hat die Welt verändert, und wir wissen nicht, was daraus erwachsen wird. Es ist genug: Ich möchte nicht noch mehr Veränderung hinzufügen, Strategie hin oder her.« Er hielt inne. »Obwohl ich Euch gestehen muss, dass ich mit der Arbeit Eures Vaters bisher sehr zufrieden bin.«zu
    Jin Li Tam erhob sich und ging auf ihn zu. »Veränderung«, sagte sie und zitierte damit die whymerische Bibel, »ist der Pfad, den das Leben einschlägt.«
    Rudolfo stand auf und währenddessen beugte sie sich herab und küsste ihn sanft seitlich auf den Mund. Er legte ihr die Hände auf die Hüften, spürte ihre feste Wärme, und reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihren Kuss zu erwidern. »Eine erfreuliche Zusage«, sagte er leise. Indem er ihr seine Finger auf die Hüften drückte, schickte er ihr eine weitere Botschaft, und sie wurde abermals rot.
    Ihr werdet stets mein Sonnenaufgang sein , verriet er ihr.
    Er wusste, wie wichtig es für sie war, dass es ihrer Laune entsprang und sie in diesem besonderen Tanz die Führung übernahm, deshalb ließ er zu, dass sie ihn an der Hand nahm und ihn in das wartende Schlafgemach führte.
    Sie schlossen die Tür und überließen Isaak seiner Arbeit, und er überließ sie der ihren.
    Neb
    In dieser Nacht suchte Bruder Hebda Nebs Träume heim.
    Sie waren auf dem Androfranzinerfriedhof, in der Nähe der hohen, verzierten Tore, die zu den Gräbern der Päpste führten. Sein Vater traf ihn dort, und sie gingen zusammen spazieren. Der Himmel über ihnen sah aus wie ein Bluterguss – Grün, Violett und Blau glitten ineinander und wälzten sich wie Öl auf Wasser.
    »Es wird schlimmer werden, Sohn«, sagte Bruder Hebda und legte seinen Arm um ihn.
    »Was meinst du damit, Vater?«, fragte Neb. Irgendwie gelang ihm in seinen Träumen der Sprung, den einst so großen, gemütlichen Mann, der ihn hin und wieder besuchte, auf diese Weise anzusprechen.
    Der Tod war nicht gnädig zu Bruder Hebda. Er hatte an Gewicht verloren, und seine Gestalt war unter dem Druck der Verzweiflung in sich zusammengesunken. Er deutete nach Süden und dann nach Westen. »In den gesamten Benannten Landen erklingt ein Klagelied für Windwir … und selbst darüber hinaus. Armeen versammeln sich hier, um zu trauern und zu zürnen, wo ihr Blick auf unsere Knochen fällt. Sie reiten nach Osten, um uns am falschen Haus zu rächen.«
    Neb starrte angestrengt in diese Richtung, aber in seinem Traum verstellten ihm die Große Bibliothek und das Amt der Auswärtigen Salbung die Sicht. Dieser Teil seines Traumes ergab natürlich einen Sinn – kurz vor dem Schlafengehen hatte ihm Petronus die Neuigkeiten der Zigeunerspäher berichtet. Er spürte eine knochige Hand auf der Schulter, spürte die stählerne Kraft in Hebdas Arm, als dieser Neb herumdrehte und nach Norden zeigte.
    »Im Norden ist die Neugier erwacht; der Sumpfkönig bringt seine Armee hierher

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