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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loni Littgenstein
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eingehen?«
    Was sollte mir die Welt, in de r ich lebe, schon Wert sein? Warum sollte ich versuchen, sie zu verschonen, wenn sie mich wie einen Irren behandelt? Einen Sinn hatte ich darin nicht gesehen. Ich überlegte nur, welche Antwort der Doc wohl hören wollte. Welche Antwort war eines Psychopathen würdig? Ich wusste es nicht mehr. Ich dachte nur, das arme Kind, wie es wohl leiden würde, wenn ich es so quälen müsste. Was hatte mir dieses Kind getan, dass ich ihm die Augen aussteche und in Stücke schneide? Mittlerweile wusste ich nicht mehr, wer in diesem Raum der Psychopath war. Dieses Kind, das nicht existierte, tat mir Leid.
    Der Doc steckte seinen Kugelschreiber in den Mund und knabberte daran.
    »Sie brauchen einen Kaugummi, Dr. Klein.«
    » Was?«
    » Sie kauen so komisch an Ihrem Stift herum.«
    » Entschuldigen Sie bitte. Na, was würden Sie tun?«
    Mir wurde beim Anblick des Kugelschreibers schlecht. Er war abgenagt wie der Knochen eines Hundes. Der Doc musste doch nervö ser sein, als ich bisher gedacht hatte.
    » Sie brauchen wirklich einen Kaugummi, glauben Sie mir.«
    Dr. Klein nickte so langsam, da ss ich dachte, er würde gleich einschlafen. Oder ich hatte ihn einfach genervt.
    » Was ich brauche, ist eine Antwort, Oliver!«
    Langsam wurde er bö se. Aber das machte mir nichts aus. Ich musste überlegen. Ich bin ja keine Maschine oder so.
    » Sie möchten doch gerne, dass ich das Kind umbringe, damit Sie auf mir herumhacken können, Dr. Klein. Was würden Sie von mir denken, wenn ich es tun würde? Sie haben wohl gar kein Gewissen?«
    » Würden Sie es machen oder nicht? Sie könnten die Welt retten.«
    Ich war Held genug. Ich brauchte nicht die Welt zu retten.
    Ich bin Oliver, der Oliver, der um die ganze Erde geflogen ist und die Kannibalen mit einer Machete zunichte gemacht hat. Ich brauchte kein Kind umzubringen, um die Welt zu retten.
    » Nein, mache ich nicht, Dr. Klein.«
    » Sie nehmen es also in Kauf, dass die Welt vernichtet wird, weil Sie das Kind nicht töten konnten?«
    Der Doc meinte wohl, weil ich ein Psychopath bin, sei es fü r mich ein Leichtes, ein Kind zu töten? Ich denke, er versuchte, mich umzustimmen.
    » Ja, so ist es. Ich werde das Kind nicht töten.«
    » Weil es ein Kind ist?«
    Ich musste an das Mä dchen denken, das mir zugewunken hatte. Dann könnte ich nicht mehr zurückwinken, wenn es tot wäre. Wenn ich ihr die Augen aussteche und in Stücke schneide, dann wäre das Kleine nicht mehr da. Dann würde es kein Winken mehr geben.
    Der Doc hatte Recht.
    »Könnte sein.«
    » Nehmen wir einmal an, Sie müssten jemanden umbringen, den Sie bis auf den Tod hassen. Würden Sie es dann tun?«
    Ich versuchte mich an jemanden zu erinnern, den ich hass te. Ich kannte niemanden. Ich hasste niemanden. Nicht einmal meine Eltern, sonst wären beide nicht noch am Leben. Ich war nicht nur ein Trottel, ich war ein feiger Trottel, der nicht einmal die Welt retten konnte. Aber das war in Ordnung.
    » Aber nicht die Augen ausstechen und in Stücke schneiden.«
    » Was dann, Oliver?«
    Ich hä tte gerne gesagt, dass ich diesem Menschen zuerst Nähnadeln zwischen die Fingern gesteckt, ihm dann die Zähne ausgeschlagen, ihm mit einem heißen Eisenstück das Augenlicht genommen, und schließlich die Füße abgefackelt hätte. Oder mit Wasser begießen und dem Frost übergeben würde. Tat ich aber nicht.
    » Ich habe keine Lust, die Welt zu retten. Verstehen Sie das, Dr. Klein? Ich kann es nicht. Auch wenn es mir Spaß machen würde. Was denken Sie?«
    Der Doc lä chelte und klopfte mir auf die Schulter. Wir waren Freunde geworden.
    » Ich würde es auch nicht tun, Oliver. Niemand mit einem normalen Menschenverstand könnte das tun.«
    Ich ha tte verstanden. Der Doc meinte also, ich hätte einen Menschenverstand, und einen normalen obendrein. Das gefiel mir. Dr. Klein schaute mich so nett an, da wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte, auch wenn ich das Kind gerne umgebracht hätte. Schließlich hing die ganze Welt davon ab.
    Aber ich konnte es nicht.
    »Ich schlage vor, dass wir eine kleine Pause machen. Was halten Sie davon, wenn wir in die Kantine gehen? Ich könnte etwas zu Essen vertragen. Und soviel ich weiß, gibt’s heute Chili.«
    Fü r ein Chili würde ich morden.
    » Gut.«
    Vor meiner Tü r wartete wieder dieser Kerl, der versuchte, mir mit seinen Augen Angst zu machen. Doch das konnte nur meine Mutter.
    » Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Oliver.«
    » Tue ich

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