Psychoid - Der Feind in Oliver
ganze Zeit.«
» Es tut gut, wenn er dir zuhört. Das ist doch toll. Er ist ein fantastischer Arzt und sehr zufrieden mit dir.«
Wenn man schö n mitmachte, würde man dafür belohnt werden. Ich kam mir vor wie ein blöder Hund, dem man den Knochen geklaut hat und der nicht hinterher rennt. Scheiß auf den Knochen. Und scheiß auf das Gespräch.
» Ich gebe mir Mühe. Was sollte ich auch sonst hier tun?«
» Nichts anderes als das. Du machst es genau richtig, Oliver.«
» Gut.«
Frä ulein Carla war mir zu hektisch. Zu positiv. Und sie ließ mich nicht ausreden.
» Ja, willst du mir nicht dein Zimmer zeigen? Ich würde es sehr gerne sehen, wenn es dir nichts ausmacht.«
Und zu aufdringlich war sie auch. Es würde mir unangenehm sein ihr meine Zimmer zu zeigen. Weil es eigentlich kein richtiges Zimmer war. Es hatte nur ein Bett, einen Kleiderschrank und eine Kommode. Und nichts von alledem gefiel mir. Es war ein hässliches Zimmer.
» Gerne. Wenn du es sehen möchtest, Carla, zeige ich es dir. Ich denke, Dr. Klein wird nichts dagegen haben.«
» Das denke ich auch, Oliver.«
Frä ulein Carla brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, um den Doc herzubestellen. So kam mir das jedenfalls vor. Sie war sehr dominant. Dr. Klein war auch schon gleich da.
» Haben Sie sich gut unterhalten? Ich wette, Sie waren ganz schön überrascht.«
Es nervte mich, das der Doc immer so untertreiben musste.
»Das können Sie wohl glauben. Carla möchte mein Zimmer sehen, Dr. Klein. Geht das?«
» Kein Problem. Wir können uns gleich auf den Weg machen.«
Frä ulein Carla hatte keine Geduld und stand vor mir auf. Eigentlich unverschämt, aber es war in Ordnung. Es war schmeichelhaft, dass sie Interesse an meinem Leben zeigte. Ich wusste nur nicht, warum das so war. Wir liefen den Gang zurück und ich trauerte meinem Chili ein wenig hinterher, weil ich mich ja so darauf freute. Aber als ich an all den Türen vorbeiging, hatte ich keinen Appetit mehr. Der Gedanke an schlechten Menschen, die sich dahinter befanden, schlug mir auf den Magen. Auch wenn ich mich gerne mit ihnen unterhalten hätte.
» So, hier sind wir. Ich schätze, sie beide wollen einen Moment alleine sein. Ich komme später wieder vorbei, Oliver.«
Das war mir Recht. Auch die Kamera in meinem Zimmer war mir Recht. Sollte die ganze Welt do ch sehen, dass ich Fräulein Carla in meinem Zimmer habe. So für mich.
Als der Doc noch die Tü re öffnete, blieb mein Herz stehen. Und das von Fräulein Carla musste doppelt so schnell schlagen. Dachte ich so.
» Schön, oder?«
Auch Frä ulein Carla konnte sehr gut untertreiben.
» Ich verstehe nicht.«
» Das haben Sie sich verdient, Oliver.«, sagte Dr. Klein einfach, aber ich habe wirklich nichts verstanden.
Frä ulein Carla packte mich an meiner Hand und zerrte mich an den Tisch. Die Kerzen flackerten, eine Flasche Rotwein stand da, und zwei Stühle.
» Setz dich doch.«
Wieder hatte sie diesen Befehlston drauf. Mit der Zeit würde ich mich sicher daran gewöhnt haben.
» Na, gefällt‘s dir?«
» Klar. Hat man ja nicht alle Tage.«
Als der Doc ging, haben wir angestoß en.
» Heute kommt keine Mama, die dich anbrüllt, Oliver. Das kann ich dir versprechen.«
Wer wü sste das besser als ich?
Ich wollte zwar sagen, das will ich hoffen, aber das wü rde sich unglaubwürdig anhören. Wir haben beide genau gewusst, dass meine Mutter uns diesmal in Ruhe lassen würde. Das war klar. Also nickte ich nur.
» Du hast ja gar keinen Fernseher. Ist dir nicht langweilig hier?«
» Nein, es wird mir nie langweilig.«
Ich hatte wirklich immer etwas zu tun, am meisten mit mir selbs t. Ich habe sehr gerne ferngesehen, aber so ein Flimmerkasten würde mich nun nur stören. Und mir die Welt zeigen, wie sie gerade ist. Das wollte ich nicht sehen, das nicht und auch all den anderen Quatsch wie Quizshows oder so nicht. Mit Menschen aus der Kiste konnte ich nichts anfangen, auch nicht mit dem, was sie sagten und taten. Es verwirrte mich. Ich konnte Wahres von Unwahrem nicht mehr unterscheiden.
» Nein? Nie? Ich liebe meine Sendungen, die Nachrichten, die Filme. Was machst du denn sonst so? Liest du denn wenigstens?«
Das hö rte sich abfällig an. So als könne ich nicht lesen, oder wäre mir zu schade, ein Buch in die Hand zu nehmen. Wäre mein Dschungelbuch da, würde ich es lesen. Aber das brauchte Fräulein Carla nicht zu wissen.
» Natürlich. Ich lese ständig. Die Tageszeitungen und Bücher von Kafka.«
»
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