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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loni Littgenstein
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berrascht, doch ich war mir sicher, dass Fräulein Carla dies bereits gewusst hatte. Da waren sie wieder. Diese unsichtbaren Zeilen, die ich lesen konnte.
    » Ja.«, sagte ich nur. Mehr ging nicht, sonst wären sie wieder gekommen. Meine Erinnerungen. Die Erregung, die ich dabei gefühlt habe, wenn mein Vater mich auf die Gesäßbacken schlug. Das ging wirklich nicht. Sonst würde Fräulein Carla denken, ich bin irre.
    » Das muss sehr schlimm für dich gewesen sein. Ich kann es nicht verstehen, warum es Leute gibt, die ihre Kinder schlagen. Warum tut man das? Das tut mir so leid, Oli.«
    Frä ulein Carla nahm mich in den Arm. Ich hätte ihr am liebsten mit dem Zollstock die Zähne ausgeschlagen. Wenn ich doch nur einen gehabt hätte. Fräulein Carla musste damit aufhören, immer Oli zu sagen.
    Wie ich das hasste.
    »Du armer Kerl. Was meinst du mit verdient ist verdient? Hast du deine Eltern deshalb...«
    Verstü mmelt, gequält und so, wollte sie anscheinend noch sagen. Tat es aber nicht. Nun war ich wohl nicht der Einzige, der feige war. Das gefiel mir.
    » Es wäre gut zu wissen, wie es ihnen geht. Keine der beiden hatte nach mir gefragt. Es interessiert sie wohl nicht, was ich hier so mache. Das macht mich traurig.«
    Frä ulein Carla dachte mir gerade ein wenig zu lange nach. Was könnte man darauf antworten? Was könnte man zu einem Psychopathen, der seine Eltern misshandelte, sagen, wenn der sich danach sehnt, zu wissen, wie es ihnen geht? Es war, als wäre dies etwas Unnatürliches.
    » Frag doch Dr. Klein. Er kann dir sicher helfen. Sag doch, was hast du damit gemeint?«
    » Jeder Mensch hat ein Recht. Sachen richtigzustellen, wenn sie falsch sind, Carla. Das ist so. Ich habe alles richtig gemacht, auch wenn es falsch war. Das ist mein Recht, verstehst du? Ich hätte gerne meine anderen Tage zurück. Das wollte ich immer. Aber meine Eltern haben mich nicht verstanden. Das war schade.«
    » Wie waren denn die anderen Tage?«
    » Wundervoll. Da war David noch bei uns. Da war alles wundervoll, Carla.«
    Sie lä chelte. Ihr hatte es gefallen, was ich sagte. Ich hoffte, ihr würde auch der Rest noch gefallen. Da sie nicht fragte, glaube ich, dass Fräulein Carla auch noch wusste, wer David war.
    » Er war ein guter Junge. Nett, fleißig, charmant und hilfsbereit war er, sagte meine Mutter immer. Und gutaussehend. Aber das bin ich ja auch, oder?«
    » Jaja...«, sagte Fräulein Carla leise. So als ob ich es überhören sollte, tat ich aber nicht. Es war so ein Jaja, als würde man über eine schlechte Angewohnheit reden oder so. Aber es war mir egal.
    » Mit seiner schönen Stimme konnte er tolle Geschichten erzählen. Das hat David sehr gerne getan. Und ich habe zugehört. Nur manchmal funkte ich dazwischen, wenn ich anderer Meinung war. Das war mein Recht, weißt du? Müde?«
    Frä ulein Carla gähnte. Ich glaubte, ich langweilte sie. Es war wohl etwas, das sie schon vom Doc gehört haben musste.
    » Nur etwas müde. Rede nur weiter.«
    Dieser Befehlston wollte nicht von ihr gehen.
    »Ich erzähle dir eine Geschichte. Es war einmal ein Bauer namens Mick. Er züchtete in seinem Garten rote Bananen. Jeden Abend in der Dämmerung hatte er seine roten Bananen mit einem Zauberwasser begossen, in der Hoffnung, diese heilende Wirkung in seinem Obst mache kranke Menschen wieder gesund. Bauer Mick war ein guter Kerl, ein egoistischer Gott. Viele im Dorf wollten seine wundersamen Bananen haben. Er verlangte für seine Gaben kein Geld, nur jeweils einen Tonkrug mit Milch, den ihm kleine Mägde vorbeibrachten. Diese Milch brauchte Bauer Mick zum Leben. Das war sein Ansporn, rote Bananen zu züchten. Rote Bananen, die Blinde haben sehen lassen, Taube konnten hören und Gelähmte liefen. Ein guter Gott eben.«
    » Weil er rote Bananen anbaute?«
    » Weil er Kranke heilte. Wirklich. Hast du schon mal rote Bananen gesehen, Carla?«
    Sie kicherte .
    » Nein habe ich nicht. Wenn ich solche mal sehen sollte, dann würde ich sie beim besten Willen nicht essen. Und du?«
    Frä ulein Carla hätte sie auch nicht zu essen brauchen. Sie war ja nicht krank gewesen.
    » Ich habe sie gegessen, diese roten Bananen. Ein Dutzend davon. Warum hättest du sie nicht gegessen?«
    Frä ulein Carla lachte und dachte das sei ein Scherz.
    » Die rote Farbe ist es vielleicht. Für mich sind Bananen gelb und nicht rot. Das schreckt mich ab. Auch wenn ich nicht weiß, warum sie rot sind und wie sie schmecken würden. Das ist einfach nicht

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