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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Konsequenzen. Seine äußere Handlungsfähigkeit wird immer geringer. Zunächst wird er sich gesellschaftlich zurückziehen (was er bis zu einem gewissen Grad infolge seiner emotionalen Starre auch schon vorher getan hat), er wird Einladungen ablehnen und in Gesellschaft nur passiv herumsitzen (Kent: »Hang zum Sitzen«), Gleichzeitig verschlechtern sich die praktischen Leistungen, weil die geistige Verwirrung immer stärker wird. Lesenwird unmöglich (Kent: »Konzentration schwierig«, »unfähig, lange zu denken«), und bald ist der Patient nicht mehr arbeitsfähig. Schließlich wird er wie ein Behinderter entweder von Verwandten oder Freunden unterstützt oder endet in einem Heim, höchstwahrscheinlich mit der Diagnose »präsenile Demenz« oder »passive Schizophrenie«. (Keiner der Patienten, die ich behandelt habe, hatte dieses Stadium erreicht, und einige hatten jahrzehntelang ohne Emotionen, aber mit passablen geistigen Fähigkeiten existiert.)
    Der intellektuelle Verfall, den man bei manchen Acidum-phosphoricum-Patienten findet, erinnert an Alumina und Argentum. Bei Argentum ist die intellektuelle Pathologie jedoch stärker ausgeprägt als die emotionale, während für Acidum phosphoricum das Gegenteil gilt. Wie Alumina und Argentum können Acidum-phosphoricum-Patienten jedoch zunehmend ängstlich werden, wenn ihr Denken stärker gestört ist, und diese Ängstlichkeit scheint das einzige Gefühl zu sein, das sie empfinden. Es handelt sich gewöhnlich um realistische Ängste, mit einer Situation nicht fertig zu werden, und Sorgen darüber, wie weit der geistige Abbau noch fortschreiten wird (Kent: »Angst vor der Zukunft«).
    Obwohl die meisten Acidum-phosphoricum-Patienten, bei denen eine geistige Pathologie auftritt, darüber klagen, daß sich ihre Denkprozesse verlangsamen oder die Gedanken einfach verschwinden, geraten einige auch in Eile, zumindest zeitweise. Das scheint eine universelle Reaktion auf das Nachlassen der Geisteskräfte zu sein, weil dasselbe Phänomen auch bei den geistigen Zusammenbrüchen von Alumina, Argentum und Medorrhinum autritt. Wenn die Patienten nicht mehr zusammenhängend denken können, geraten sie in Panik, und diese Panik treibt die Leute zur Eile, weil sie versuchen zu kompensieren. Doch die Hast macht alles nur noch schlimmer, ähnlich wie bei Nux, Natrium und Lachesis, wo sie auch oft auftritt und meist dazu führt, daß die Leistungen noch schlechter werden.
Weitere typische Verhaltensweisen
    Ein Ergebnis der emotionalen Verarmung von Acidum-phosphoricum-Menschen besteht darin, daß sie sich vielleicht auf andere verlassen, die stellvertretend »für sie fühlen«. Ich habe einmal einen jungen Mann wegen Apathie, Entschlußlosigkeit und Psoriasis behandelt. Seine geistigen und emotionalen Probleme hatten sich nach der Trennung von seiner Freundin entwickelt, obwohl es seine Entscheidung gewesen war, die Beziehung zu beenden. Er war ein sehr offener, leicht zu beeindruckender Jugendlicher, der äußerlichwie Phosphor wirkte, aber er klagte über emotionale Verwirrung in dem Sinne, daß seine Emotionen so unbestimmt waren, daß er nicht wußte, was er fühlte. Er hatte auch einige charakteristische körperliche Symptome, die auf Phosphorsäure hinwiesen, einschließlich einer chronischen, starken, schmerzlosen Diarrhoe, die mit seiner Ängstlichkeit zusammenhing. Er sagte mir, seine Emotionen seien auch schon vor der Trennung von seiner Freundin immer sehr vage und schwer zu bestimmen gewesen, und er habe dazu geneigt, ähnlich zu empfinden wie seine Freundin, aber weniger intensiv (Phosphor würde genauso intensiv empfinden). Er selbst interpretierte das so, daß er die Gefühle seiner Freundin benutzte, um überhaupt irgend etwas zu empfinden. Sein Bericht erinnerte mich an die Geschichten über Geister, die keinen Körper haben, so daß sie nichts fühlen können, und sich deshalb von den Emotionen lebendiger Menschen nähren. Er wirkte in mancher Hinsicht wie Phosphor, einschließlich der Tatsache, daß er ein begabter Künstler war und sehr phantasievolle, visionäre Bilder malte. Gleichwohl reagierten seine Psoriasis wie auch seine geistige Verwirrung auf Acidum phosphoricum, und ich habe nie herausgefunden, ob er in der Schicht darunter Phosphor war.
    Kent nennt Acidum phosphoricum in seinem Repertorium unter der Rubrik »Gesten – greift nach etwas«. Ich habe etwas Ähnliches in der Geschichte eines meiner Acidum-phosphoricum-Patienten – des oben

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