Psychologische Homöopathie
Ignatia, aber deren Launen sind dramatischer, und vor allem die negativen Gefühle sind meist tiefer und anhaltender. Wenn Phosphor nicht gerade eine lange Zeit voller Schwierigkeiten hinter sich hat, von denen sie erschöpft ist, läßt sie sich von Schicksalsschlägen nicht so leicht unterkriegen und ist nach einer kurzen Phase der Depression oder Angst wieder voller Begeisterung.
Von allen Konstitutionstypen ist Phosphor emotional der leichteste. Andere, wie Lycopodium und Tuberculinum, sind die meiste Zeit entspannt und nicht besonders emotional, aber sie haben nicht den geistigen Schwung von Phosphor. Wie Peter Pan oder Shakespeares Puck ist Phosphor ein Luftgeist. (Nicht zufällig beginnen alle drei mit einem »P«, einem Buchstaben, dessen oberer Teil stark betont ist, wie das dreieckige Gesicht von Phosphor, das sich nach unten hin nur zögernd entfaltet und nach oben hin ausdehnt, als wolle es sich dem Himmel öffnen – Sie sehen, wie das Phosphor-Thema den Autor berührt und ihn lyrisch stimmt!) Sie hat keine Zeit und keinen Sinn für das Schwere, und während man noch denkt, daß sie jetzt aber von einer bedrückenden Angelegenheit am Boden zerstört ist, fliegt sie schon wieder auf und davon und läßt die Probleme hinter sich, ganz gleich ob sie nun gelöst sind oder nicht.
Phosphor ist ein sehr soziales Wesen. Kein anderer Typ genießt Gesellschaft so sehr und ist in einem solchen Maße von ihr abhängig (Kent: »Verlangen nach Gesellschaft«). Wenn die Phosphor-Frau allein ist, fühlt sie sich schnell rastlos und einsam, aber in Gesellschaft strahlt sie (wenn die Gesellschaft nicht bedrohlich ist), denn sie teilt sich selbst und ihre Gedanken und Gefühle gerne mit anderen. Ihre natürliche Freude ist ansteckend, und ihre Lebensphilosophie des »Hier und Jetzt« wirkt sehr erfrischend auf nüchternere Typen, die in ihrer Gesellschaft etwas aufheitern, Sie ist genauso offen, wenn sie unglücklich ist, aber anders als Natrium oder Ignatia, die eine großeSache daraus machen, wenn sie ihr Leid mit anderen teilen, bringt der Akt des Teilens für Phosphor rasche Erleichterung. Außerdem ist Phosphor so beeindruckbar, daß sie nur ein bißchen Beruhigung braucht, um ihre Ängste zu zerstreuen, und ein wenig Ermutigung reicht aus, um ihre Düsternis zu vertreiben.
Wenn sie glücklich ist, benimmt sich Phosphor meist sehr verspielt. Selbst bei der Arbeit ist sie schwungvoll und gesprächig, und da sie oft im Dienstleistungsbereich arbeitet, hat sie meist zahlreiche Spielgefährten, mit denen sie scherzen und lachen kann. Eine Phosphor-Krankenschwester wirkt im Krankenhaus wie eine frische Brise. Sie tanzt durch ihre »Bettpfannenpflichten« wie in einer Musicalproduktion und bringt auch den traurigsten Patienten mit ihrem schelmischen Sinn für Humor zum Lachen (Kent: »Heiterkeit, Übermut«). Einige der anderen Schwestern sind vielleicht neidisch auf ihren Frohsinn und ihre Beliebtheit und nutzen ihre Naivität und Offenheit aus. Ich habe eine junge Phosphor-Frau kennengelernt, die darüber klagte, daß ihre Kolleginnen sich ihr gegenüber wie Miststücke benahmen. Das mag teilweise ein Ausdruck der Überempfindlichkeit von Phosphor sein, die manchmal bis zur Paranoia geht, aber zum Teil ist es auch eine Folge von Eifersucht. Sehr oft wirkt Phosphor wie ein Sonntagskind, das der Himmel geschickt hat, um ein wenig Magie in die glanzlose Welt zu bringen. Weil sie soviel Charme hat, ist sie meist sehr beliebt und kann dadurch beispielsweise einen sehr attraktiven Partner finden. Außerdem verfügt sie über eine dramatische Ausdrucksfähigkeit und tut nichts, um ihre Freude über die Segnungen des Lebens zu verbergen. Dadurch fühlen sich einige der weniger glücklichen Sterblichen befremdet, die keine Lust mehr haben, ständig daran erinnert zu werden, was für ein wunderbares Leben Phosphor hat.
Wie Medorrhinum und Lachesis lebt auch Phosphor vorwiegend über die rechte Gehirnhälfte und fühlt sich von Harmonie mehr angezogen als von Logik. Die meisten Phosphor-Menschen sind künstlerisch begabt, und viele werden Dichter, Maler oder Tänzer, entweder in ihrer Freizeit oder sogar professionell. Phosphor drückt ihre geistige Leichtigkeit auch in ihrer Kunst aus und wird von künstlerischen Ausdrucksformen angezogen, die leicht, sanft und freundlich sind. So sind ihr Wasserfarben meist lieber als Öl, und bei den Ölbildern bevorzugt sie einen leichten, verträumten Stil wie den von Monet gegenüber
Weitere Kostenlose Bücher