Psychologische Homöopathie
werden. Es ist die emotionale Unsicherheit, die Pulsatilla so selbstsüchtig macht. Sie neigt dazu, ihre eigenen emotionalen Bedürfnisse für wichtiger als alles andere zu halten, und sie kann bei Bedarf eine Szene machen, damit man sie zur Kenntnis nimmt und sich um sie kümmert. Wenn sie unglücklich ist, kann sie genausogut permanent jammern und quengeln, um sich auf diese Weise liebevoller Aufmerksamkeit zu versichern (Kent: »stöhnen, ächzen«). Sobald sie die Liebe bekommt, nach der sie verlangt hat, ist sie rundum glücklich, und solange diese Liebe weiterhin gewährt wird und spürbar bleibt, macht siesich keine Sorgen, jedenfalls nicht für lange. Wie Calcium ist Pulsatilla in ihren Bedürfnissen sehr einfach. Alles, was sie will, ist Liebe, und solange sie die bekommt, ist sie sanft, mild und zufrieden. Sie wird sich dann befriedigt zurücklehnen und das Beste aus ihren angenehmen persönlichen Kontakten und ihren sinnlichen Gelüsten machen.
Erwartungsgemäß ist das Pulsatilla-Kind sehr abhängig von seinen Eltern. Das kleine Mädchen bekommt Angst, wenn die Eltern für länger als ein paar Momente nicht zu sehen sind, und in der Öffentlichkeit bleibt sie in ihrer Nähe. Oft hält sie die Hand der Mutter fest oder hängt sogar an deren Rockzipfel. Solange sie sich geliebt fühlt, geht sie vergnügt auf kleine Spiele ein und genießt die Kommunikation mit ihren Eltern, wobei sie besonderen Wert auf Körperkontakt legt. Alle Pulsatillas haben ein großes Bedürfnis nach körperlicher Wärme und Nähe, sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen. Sie schmiegen sich selig in die Arme eines liebevollen Vaters, völlig hingegeben und friedlich, und sie nutzen jede Gelegenheit zum Schmusen. Pulsatilla-Kinder genießen auch die Gegenwart von Lieblingstanten und -onkeln sehr, vor allem wenn diese sie verwöhnen und zärtlich zu ihnen sind. Wenn Pulsatilla sich glücklich und sicher fühlt, zeigt sie eine sehr charakteristische Schüchternheit, die ausgesprochen charmant ist und ihr viel Zuneigung sichert. Ihre großen unschuldigen Augen sind gleichzeitig scheu und verspielt, und sie lächelt verführerisch und zugleich selbstzufrieden, so als wolle sie sagen: »Sei nett zu mir – sieh doch nur, wie niedlich ich bin!« Erwachsene Pulsatillas verlieren nichts von diesem schüchternen Charme und wissen ihn zu ihrem Vorteil einzusetzen.
Außerhalb der eigenen vier Wände ist das Pulsatilla-Kind Fremden gegenüber ängstlich. Wie Silicea verhält sie sich zunächst zurückhaltend, während sie herauszufinden versucht, ob die unbekannten Leute ungefährlich und freundlich sind (Kent: »schüchtern, furchtsam«). Wenn sie feindselig wirken, bekommt Pulsatilla sehr leicht Angst und spricht dann überhaupt nicht mit ihnen, sondern versteckt sich hinter ihren Eltern. Hat sie jedoch festgestellt, daß der Fremde nett ist, gibt sie ihre Zurückhaltung sehr viel schneller auf als Silicea und beginnt bald, mit ihm zu flirten, zeigt ihm ihr Lieblingsspielzeug und erzählt ihm ihre größten Geheimnisse (beispielsweise wie der Junge in der Schule heißt, in den sie verliebt ist).
Obwohl sie gegenüber den Menschen, die sie liebt, sehr vertrauensselig ist, kann Pulsatilla Fremden gegenüber sehr argwöhnisch sein, und sie läßt sich nicht immer durch vordergründige Freundlichkeit gewinnen (Kent: »argwöhnisch«). Der Arzt, der beruhigende Worte murmelt, während er versucht, seinOtoskop in das Ohr der kleinen Pulsatilla einzuführen, erntet Protestgebrüll, längst bevor er sie berührt hat. Wen Pulsatilla mag und wen sie nicht mag, ist eine äußerst persönliche und sensible Angelegenheit, und wenn sie sich einmal entschieden hat, sind ihre Präferenzen sehr eindeutig, auch wenn sie vielleicht manchmal kurzlebig sein mögen. Obwohl sie den gräßlichen Doktor nicht leiden kann und bei seinem Anblick zurückschreckt, wird sie sich eines Tages plötzlich eines Besseren besinnen und ihm ein gewinnendes Lächeln schenken, ihr Zeichen der Anerkennung.
Abgesehen vom persönlichen Kontakt mit liebevollen Vertrauten gehört Pulsatillas nächste Liebe dem sinnlichen Vergnügen. Sie hat einen ausgeprägten Tastsinn, liebt den Anblick schöner Dinge und auch den Geschmack ihrer Lieblingsspeisen. Einmal mehr ist sie bezüglich ihrer Präferenzen sehr persönlich und pingelig, ganz gleich ob sie nun fünf oder fünfzig Jahre alt ist. Die junge Pulsatilla wird sich standhaft weigern, ein Kleid anzuziehen, dessen Farbe ihr nicht
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