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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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ebenfalls lernen. Wenn er einige Wochen verreist ist und die Kinder nicht mehr zu Hause sind, fühlt sie sich verlassen und sieht sich gezwungen, etwas alleine zu unternehmen.
    Eine meiner Pulsatilla-Patientinnen, eine attraktive und kultivierte Dame von Ende Vierzig, hatte zu Hause ein zufriedenes Leben geführt, bis ihr Mann starb. Danach fühlte sie sich etwa ein Jahr lang völlig ratlos, denn bis dahin hatte sie alles mit ihm zusammen getan. Sie mußte erst lernen, wie sie ohne den Schutz ihres Mannes und ohne mit ihm beschäftigt zu sein ihr Leben gestalten konnte. Anfangs hatte sie große Angst, alleine neue Leute kennenzulernen, und praktische Aufgaben, wie etwa das Haus zu verkaufen, versetzten sie in Panik. Schließlich lernte sie einen neuen Beruf als Masseurin und Reflexzonentherapeutin und richtete sich auf diesem Gebiet ziemlich professionell ein. Um ihre Interessen und ihre Praxis zu erweitern, machte sie mit großer Ernsthaftigkeit und Hingabe noch eine zusätzliche Ausbildung als Ernährungsberaterin. Ebenso wie sie denken viele Pulsatilla-Frauen gar nicht daran, daß sie ein eigenes Individuum sind, bis sie plötzlich ohne ihre Familie dastehen. Dann fragen sie sich, wer sie sind und wozu sie leben, bis sie einen neuen Partner finden, dem sie sich widmen können, oder sich auf irgendeine Aktivität in der Welt einlassen, die ihrem Leben Richtung und Stabilität gibt.
    Die Pubertät kann für Pulsatilla eine schwierige Zeit sein. Ihre üblichen emotionalen Launen werden durch Hormonschwankungen und durch den Druck der sich entwickelnden Sexualität verschärft. Das ist die Zeit, in der Pulsatilla sich von ihren Eltern bis zu einem gewissen Grad lösen muß, häufig bevor sie irgendeine stabile Beziehung hat, die diesen Platz einnehmen könnte. Pulsatilla hängt oft länger an ihren Eltern und verläßt sich mehr auf sie als die meisten anderen Jugendlichen. Wenn sie schließlich aus dem Haus geht, kann damit eine sehr labile und schwierige Lebensphase beginnen, wenn sie nicht schon eine feste Beziehung hat. Ich habe eine solche Pulsatilla-Frau von Anfang Zwanzig kennengelernt. Sie besuchte die Kunstschule und teilte sich die Wohnung mit einer Freundin, die ich ebenfalls kannte. Diese beklagte sich bei mir darüber, daß ihre Pulsatilla-Freundin sie ständig um Rat frage, den sie aber nicht befolge. Wenn dann etwas schiefging, jammerte sie der Freundin die Ohren voll. Insbesondere stolperte die Pulsatilla-Frau von einer romantischen oder sexuellen Beziehung in die nächste und beklagte sich dann bei ihrer Freundin darüber, wie elend sie sich ohne Partner fühle oder wie schlecht es ihr mit diesem oder jenem Freund gehe.
    Viele Pulsatillas lassen sich impulsive auf Beziehungen ein, weil sie verzweifelt versuchen, die emotionale Sicherheit zu finden, nach der sie sich sehnen. Die erwähnte junge Frau (die Bezeichnung »Mädchen« scheint trotz des Alters passender) litt unter einem großen Gefühl der » Verlorenheit«, denn sie hatte keine starke Beziehung, die ihr Rückhalt gegeben hätte. Um Anerkennung zu finden, stürzte sie sich auf verschiedene modische Themen wie zum Beispiel Umweltschutz. Darüber diskutierte sie mit ihren Studienkollegen, ohne sich jedoch selbst wirklich dafür zu interessieren. Sie wirkte gewöhnlich ziemlich ungepflegt und wie ein Punk, was unter Kunststudenten gerade schick war, aber gleichzeitig auch ihre innere Verwirrung widerspiegelte. Pulsatillas, die das Glück haben, aus dem Elternhaus direkt in eine liebevolle, stabile Partnerschaft zu wechseln, werden mit dieser Übergangszeit besser fertig und leiden nicht so sehr unter Verwirrung und Heimweh wie die anderen.
Emotionale Labilität
    Ich wollte gerade schreiben, daß Pulsatilla unter allen verbreiteten Konstitutionstypen nach Ignatia die emotional labilste ist, als ich darüber nachdachte, daß Pulsatilla eigentlich nicht sehr verbreitet ist. Ich habe wesentlich mehr Ignatias kennengelernt als erwachsene Pulsatillas, und Ignatia ist ebenfalls kein sehr verbreiteter Typ. Der grnndsätzliche Unterschied zwischen Ignatia und Pulsatilla ist der Grad ihrer emotionalen Intensität. Beide sind sehr launisch (Kent: »Stimmung wechselnd«), aber die Gefühle von Ignatia sind wesentlich intensiver, weil sie tiefer sind und sich auf die ätherische Macht der unterdrückten Emotionen stützen.
    Wenn für Pulsatilla alles glatt läuft und sie in einer liebevollen und stabilen Partnerschaft lebt, treten ihre negativen Stimmungen

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