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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Gefahr. Es ist Aurum, der eine ähnliche Lust auf lebensgefährliche Aktivitäten hat wie der wilde Staphisagria, aber aus einem etwas anderen Grund. Für Aurum ist es ein Trost, dem Tod nahe zu kommen, weil er sich dann von der Last des Lebens befreit fühlt. Der wilde Staphisagria ist nicht depressiv wie Aurum. Er braucht den Nervenkitzel rücksichtsloser und gefährlicher Unternehmungen, um seine Spannung abzubauen, die eine Folge des unterdrückten Ärgers ist, dessen Ursachen in seiner Kindheit liegen. Wenn er sich nicht auf diese Weise Erleichterung verschaffen kann, rastet er leicht aus, vor allem wenn er sich beleidigt fühlt.
    Ich habe einmal in Kalifornien einen jungen Mann behandelt, dessen Leidenschaft das Bergsteigen war. Er klagte über ein ziemlich unspezifisches Unwohlsein im Magen nach dem Essen und über eine sehr wechselhafte Verdauung, und er bat auch um Hilfe bei der Drogenentwöhnung. Er wirkte sehr erregt und begeistert, wenn er über seine Bergtouren berichtete, und brüstete sich mit Situationen, in denen das Sicherheitsseil gerissen war, und mit dem Nervenkitzel, den er bei der Bewältigung tödlicher Felsüberhänge empfand. Als ich versuchte, mehr über seine Persönlichkeit herauszufinden, wurde er immer unbestimmter, sein Gesicht bekam einen verwirrten Ausdruck, und er begann auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Anscheinend wußte er nicht viel über seine inneren Gefühle, beschrieb sie als eine vage, verwirrende Mischung von Emotionen, abgesehen von den Momenten höchsterErregung, die er beim Bergsteigen, unter Drogen und beim Sex empfand. Sein ganzes Leben schien eine Flucht vor den verwirrenden Emotionen zu sein, die er immer empfand, wenn er nicht durch Erregung abgelenkt war.
    Er hatte die verschiedensten Jobs überall im Land gehabt, aber abgesehen von seiner Tätigkeit als Bergführer hatte es ihm am besten gefallen, sich um ein paar Hektar Wildnis in den Bergen an der kalifornischen Küste zu kümmern. Er liebte die damit verbundene Freiheit und die Tatsache, daß er niemandem Rechenschaft schuldig war und nur dann mit Menschen zu tun hatte, wenn er selbst es wollte. Wie der unterdrückte Staphisagria muß auch der wilde Typ sich frei bewegen und reisen können, um den Einschränkungen des normalen Alltags zu entgehen. Er ist gewöhnlich ein Nomade, der nach Seelenfrieden sucht, aber ihn selten findet, weil er ihn in der äußeren Welt sucht, und wenn er in sich hineinblickt, dann findet er lediglich ein heftiges Chaos, das ihm angst macht. Nur indem er (im Rahmen einer tiefgehenden Psychotherapie) seine Kindheit noch einmal erlebt, die er ausgeblendet hat, und den unterdrückten Ärger auflöst, kann der wilde Staphisagria-Mann innerlich zur Ruhe kommen. Aber statt dessen geht er nach außen und verliert sich buchstäblich im Nervenkitzel gefährlicher Abenteuer.
    Der wilde Staphisagria achtet wenig auf die Gefahren, die er bei seinen Unternehmungen eingeht. Der Bergsteiger verlor seine Freundin bei einer Expedition, als ihr Sicherheitsseil riß und sie in den Tod stürzte, aber auch das verringerte seine Risikobereitschaft nicht. Während er bei mir in Behandlung war, führte er eine Stegreifexpedition in die Berge an der Küste. Das Wetter war schlecht, die Sicht eingeschränkt, und man hatte ihn gewarnt, es sei besser, auf die Tour zu verzichten, aber er zuckte nur mit den Schultern und redete vier unerfahrenen Bergsteigern ein, alles sei in bester Ordnung. Es zeigte sich, daß die Gruppe von Anfang an Schwierigkeiten hatte, und ein Neuling wurde leicht verletzt. Glücklicherweise kam niemand ums Leben. Mein Patient sprach später über diese Ereignisse, als befinde er sich in einem Traum. Er versuchte, die mit der Tour verbundenen Gefahren und das Trauma, das seine Schutzbefohlenen erlebt hatten, zu beschönigen, und er schien wirklich nicht zu wissen, was falsch gelaufen war. Er wollte die Scharte unbedingt durch eine andere Expedition »unter sichereren Bedingungen« auswetzen. Der wilde Staphisagria gerät leicht in Verwirrung, wobei er verträumt und geistesabwesend wirkt (Kent: »Konzentrationsschwierigkeiten«, »Gefühl der Leere«). Seine Emotionen sind bedeutend aktiver als die des zarten Typs, und er kann sie nur teilweise unterdrücken. Das Ergebnis ist eine Art Pattsituation, in der sein Verstand aussetzt, um sich nicht mit der Verwirrungund der darunterliegenden Wut beschäftigen zu müssen. Nach einer Dosis Staphisagria 10M wurde der wilde Bergsteiger

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