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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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im wesentlichen um Sex drehten, und schließlich begann sie sich an eine Episode von sexuellem Mißbrauch in der frühen Kindheit zu erinnern. Das blanke Entsetzen, das sie angesichts dieses Traumas empfand, war noch stärker als normalerweise in solchen Fällen, denn sie war konstitutionell nervöser als die meisten Frauen, die als Kinder mißbraucht worden sind (beispielsweise mißbrauchte Natrium-Frauen). Während der Therapie war mir klargeworden, daß sie konstitutionell wahrscheinlich Thuja war, und ich stellte fest, daß eine Dosis Thuja 10M sie ausgezeichnet stabilisierte und befähigte, sich mit ihrem Trauma auseinanderzusetzen und damit umzugehen.
    Ich hatte zwei Thuja-Patientinnen in der Psychotherapie, und beide sind als kleine Kinder sexuell mißbraucht worden, deshalb fällt es mir schwer, einklares Bild von Thuja ohne die Auswirkungen dieses Mißbrauchs zu entwickeln. Beide Thuja-Patientinnen reagierten jedoch während der Psychotherapie ähnlich auf ihr Martyrium und unterschieden sich dadurch von den meisten anderen Frauen. Beide waren extrem verschlossen und mußten immer wieder gedrängt werden, zu sagen, woran sie sich erinnerten und was sie fühlten, weil sie sich so darüber schämten. Das Entsetzen, das sie beide angesichts des früheren Traumas ernpfanden, war wesentlich größer als bei den meisten anderen Frauen in der gleichen Situation, und es machte sich auch außerhalb der Therapiesitzungen stärker bemerkbar. Zudem waren beide Frauen offensichtlich medial veranlagt und neigten sowohl während der Therapiesitzungen als auch danach zu Visionen. Sie verstanden schließlich, daß diese im allgemeinen beängstigenden Visionen der Weg waren, auf dem ihr Bewußtsein versuchte, die Erinnerungen an den Mißbrauch in der Kindheit zu verdrängen. Besser ein angstvoller Alptraum als die Wirklichkeit. Ich stellte fest, daß beide über eine ungewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit und Einsicht in ihr eigenes Bewußtsein, aber auch in das Bewußtsein anderer verfügten. Dabei handelte es sich teilweise um eine intuitive oder mediale Fähigkeit, die Gefühle oder Gedanken eines anderen Menschen aufzunehmen, und teilweise war es der Ausdruck eines subtilen Intellekts, der hinter die äußeren Erscheinungen zu blicken vermochte.
    Die Selbstablehnung, die während der Therapie zutage trat, war in einem Fall so groß, daß die Frau das Verlangen hatte, sich selbst zu verletzen, und häufig Visionen davon hatte, wie sie ihren Körper in Stücke schnitt oder sich selbst verbrannte. Einige Male schnitt sie sich mit einem Messer in die Handgelenke, aber nur oberflächlich. Sie sagte, sie wolle nicht sterben, sie habe nur das Bedürfnis, sich zu verletzen. Im Verlauf der Therapie erkannte sie, daß sie während ihres Lebens schon häufiger unbewußt versucht hatte, sich zu verletzen, indem sie beispielsweise an Beziehungen festhielt, in denen sie schlecht behandelt wurde, oder indem sie ihre eigenen Bedürfnisse verleugnete. Obwohl sie erkannte, daß ihre Probleme im Leben dadurch verursacht wurden, daß ihre Mutter sie vernachlässigt hatte und sie von einem Freund der Familie sexuell mißbraucht worden war, hatte sie noch lange Zeit das Gefühl, alles sei ihre Schuld, bis sie kurz vor Beendigung der Therapie sich selbst akzeptieren konnte und ihre Wut dahin richtete, wo sie hingehörte.
    Die Selbstablehnung vieler Thuja-Frauen gleicht der vieler Natrium-Frauen, aber sie reicht tiefer. Thuja-Frauen haben ein wirklich alptraumhaftes, transpersonales Gefühl von Dunkelheit und Häßlichkeit, während es sich bei Natrium-Frauen oft um ein vages Gefühl der Wertlosigkeit oder Schlechtigkeithandelt. Das hat teilweise damit zu tun, daß Thuja, wie Medorrhinum, ein medial veranlagter Typ ist und deshalb einen direkteren Zugriff auf das eigene Unterbewußtsein hat. Natrium ist manchmal auch medial veranlagt, aber nicht so häufig wie Thuja-Frauen, die anscheinend alle medial sind. Außerdem besteht die Essenz der emotionalen Pathologie von Natrium in dem Gefühl, ungeliebt und verlassen zu sein, während es bei Thuja im wesentlichen um das Gefühl geht, schmutzig und elend zu sein.
    Eine meiner Thuja-Patientinnen hatte nur geringfügige emotionale Störungen. Sie war intelligent, sensibel, liebevoll und spirituell orientiert. Ich hielt sie auf den ersten Blick konstitutionell für Thuja, weil sie den beiden emotional weniger gesunden Thuja-Patientinnen, die ich vorher behandelt hatte, so ähnlich sah. Sie hatte sogar

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