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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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dasselbe leichte Lispeln wie meine vorherige Thuja-Patientin. Abgesehen von ihrer äußeren Erscheinung war eine Pilzinfektion der Zehennägel der einzige Hinweis darauf, daß sie Thuja war. Thuja neigt zu solchen Pilzinfektionen, aber erst die Art, wie sie darauf reagierte, ließ mich sicher sein, daß sie Thuja war. Sie fand ihren Zehennagel so häßlich, daß sie ihn mir nicht zeigen wollte. (Das erinnerte mich an eine frühere Thuja-Patientin, die einen Knoten in der Brust hatte, aber nur zögernd bereit war, ihn von mir untersuchen zu lassen, weil sie sich als häßliche Mißgeburt fühlte. Der Grund dafür waren ihre ungewöhnlich langen Brustwarzen.) Sie hatte mich konsultiert, weil sie sich nach einer schwierigen Lebensphase allgemein »ausgelaugt« fühlte. Eine Dosis Thuja 1M ließ sie innerhalb einer Woche wieder ihr altes Selbst werden.
    Diese relativ gesunde Thuja-Frau hätte man leicht mit einer Medorrhinum-Frau verwechseln können. Die äußere Erscheinung ist ähnlich, aber Medorrhinum hat nicht so eine gelbliche Haut und neigt auch nicht so stark zu Muttermalen und Sommersprossen im Gesicht und am Körper. Außerdem ist Medorrhinum selten so schlank wie die meisten Thuja-Frauen. Psychologisch gab es einen subtilen Unterschied zwischen dieser Frau und den meisten Medorrhinum-Frauen, die ich kennengelernt habe. Sie wirkte sensibler und zarter als Medorrhinum, die im allgemeinen emotional und körperlich robuster ist als Thuja.
    Thuja-Männer sind wie Mauern aus Ziegelsteinen, wenn es darum geht, sich jemandem zu öffnen. Sie sind sogar noch verschlossener als Natrium- und Aurum-Männer, sagen im allgemeinen sehr wenig über das, was in ihnen vorgeht, und halten sich bei der Fallaufnahme fast ausschließlich an die körperlichen Symptome. Deshalb bekommt man sie schwer zu fassen, und ich kann nur vermuten, was hinter den hohen Verteidigungswällen vorgeht.Wenn der Homöopath sie nach ihrer Persönlichkeit fragt, sagen sie »normal« oder etwas in der Art, und auf spezifische Fragen antworten sie nur mit »Ja« oder »Nein« oder »Vielleicht« (Kent: »einsilbig«), Thuja-Männer sind sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, mit anderen Menschen zu sprechen, es sei denn, die Unterhaltung bewegt sich auf einer sicheren, unpersönlichen Ebene, und ich vermute, dahinter steckt die Furcht, andere könnten Verdacht schöpfen, daß sie »eine Leiche im Keller« haben.
    Anscheinend reagieren Thuja-Männer ähnlich wie Natrium-Männer auf ihre inneren Ängste. Sie werden äußerlich hart, unnahbar und ausweichend. Auch in dieser Beziehung scheint Thuja wieder defensiver zu sein als Natrium, wahrscheinlich weil seine Schuldgefühle größer sind.
    Thuja ist ein Mittel, das Geschlechtskrankheiten stärker als andere abdeckt. Mit diesen sexuell übertragbaren Krankheiten ist im allgemeinen sehr viel Scham und oft auch Täuschung verbunden, und ich glaube, daß sich diese beiden Eigenschaften in der Persönlichkeit von Thuja widerspiegeln. Ein Mann, der mich wegen einer chronischen Prostatitis aufsuchte, gab mir gegenüber zu, er habe nach der Infektion mit einer sexuell übertragenen Urethritis weiterhin Geschlechtsverkehr mit seiner Frau gehabt und ihr nichts gesagt, bis sie sich selbst infiziert hatte, weil er sich zu sehr schämte, ihr zu sagen, er habe mit einer anderen Frau geschlafen. Dieses Szenario dürfte kaum auf Thuja-Männer und ihre Partnerinnen beschränkt sein, aber es erscheint mir als eine natürliche Konsequenz der Geheimniskrämerei, die das Sexualleben von Thuja umgibt. Wo immer es Geheimnisse gibt, können wir damit rechnen, daß etwas »faul« ist, und bei Thuja sitzt die Fäulnis im allgemeinen so tief, daß er sie selbst nicht wahrnimmt und statt dessen nur ein generelles Gefühl der Selbstablehnung bei den Frauen auftritt, während die Männer sich ausweichend verhalten.
    Einige Homöopathen haben über eine gewisse Härte bei Thuja-Menschen berichtet. In meiner begrenzten Erfahrung mit Thuja-Männern halte ich diese scheinbare Härte für eine Folge ihrer Verschlossenheit gegenüber anderen Menschen. Ich hatte einmal einen Nachbarn, der an Lungenkrebs litt und schwer krank war. Der Krebs war inoperabel, und auch die Chemotherapie hatte nicht verhindern können, daß er sich weiter ausbreitete. Ich kannte diesen Mann nicht gut, aber meine Frau kannte seine Frau, und nachdem ich von seinem Zustand gehört hatte, besuchte ich ihn und bot an, ihn homöopathisch und mit einer

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