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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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über seine angebliche Affäre mit Whitney McCormick und seinen Streit mit dem Jugendamt bombardierten, ein Anruf von North Anderson, der ihm das absolut Letzte mitteilte, was er hören wollte: dass North Anderson McCormick zum Logan Airport gefolgt war, zwei Riesen dafür hingeblättert hatte, acht Sitzreihen hinter ihr nach Rock Springs, Wyoming, zu fliegen, und sich schließlich im Marriott am Flughafen ein Zimmer genommen hatte, eine Flurlänge von ihrem entfernt.
    Clevenger schaffte es erst nach Mitternacht ins Bett, und die Gedanken an Billy hielten ihn bis nach ein Uhr wach. Billy fühlte sich bereits besser und brauchte weniger und weniger Entzugsmedikamente, was eine gute und gleichzeitig schlechte Nachricht war. Gut, weil das Kokain und der Alkohol und das Ecstasy schnell aus seinem Körper schwanden. Seine Leber und seine Nieren arbeiteten bestens. Schlecht, weil auch etwas von seiner Entschlossenheit zu schwinden schien.
    »Sie wollen, dass ich mich nach dem Entzug sechs Wochen lang einer ambulanten Behandlung unterziehe«, hatte er genörgelt und war im Zimmer auf und ab gewandert wie ein Tiger im Käfig. »Das ist praktisch der halbe Frühling.«
    »Und du findest, das wäre nicht lang genug«, gab Clevenger sarkastisch zurück.
    Billy blieb stehen und sah ihn ungläubig an. »Das sind acht Stunden pro Tag.«
    »Womit sechzehn bleiben, über die du dir Sorgen machen musst«, erwiderte Clevenger und gab sich große Mühe, seine Stimme nicht zu heben. »Die Drogen aus dem Körper zu spülen ist leicht. Sie aus deinem Kopf zu kriegen, das ist die wirkliche Schlacht. Wenn du die in bloß sechs Wochen gewinnst, dann hast du mehr Glück als die meisten.«
    »Schön«, sagte Billy verbittert. »Aber ich erzähle niemandem irgendetwas über mich. Alles, was ich sage, landet in meinem Krankenblatt, und das wird, wie du weißt, an das Jugendamt weitergegeben.«
    Das stimmte, und ein Teil von Clevenger fand ebenfalls, dass es besser war, wenn Billy möglichst wenig sagte, doch er war nicht bereit, Billys Behandlung aufs Spiel zu setzen, nicht einmal, wenn es die Sache für Sarah Ricciardelli schwieriger machte. »Keine Geheimnisse mehr«, sagte er. »Erzähl ihnen alles. Du hast nichts zu verbergen.«
    »Ich sollte hier abhauen«, sagte Billy. »Wir sollten einfach nach Hause fahren.«
    »Was?«
    »Ich sitz hier doch nur herum, das kann ich auch zu Hause machen. Sie haben ja nicht einmal Therapiegruppen oder so was.«
    Clevenger hatte die gleichen fadenscheinigen Argumente von zahllosen Patienten gehört, die den Entzug abbrechen wollten, damit sie wieder trinken oder Drogen nehmen konnten. Doch er glaubte nicht, dass Billys Sucht die einzige Triebfeder war, die ihn wünschen ließ abzuhauen. Clevenger vermeinte, hinter den Worten die Angst herauszuhören, verlassen zu werden. »Wir haben noch genug gemeinsame Zeit zuHause, sobald du offiziell hier raus bist«, sagte er. »Wenn du jetzt abhaust, dann erlaubst du dem Jugendamt nur zu behaupten, dass es dir nicht ernst damit ist, gesund zu werden. Und wenn ich dich bei mir bleiben ließe, würden sie nur sagen, dass es mir auch nicht ernst damit sei.«
    Billy senkte den Blick und schüttelte den Kopf auf die Art, wie er sich immer in seine Wut hineinzusteigern pflegte, um Clevenger und dem Rest der Welt zu sagen, dass sie ihn am Arsch lecken sollten, dass er auf sich selbst aufpassen könne. Doch diesmal tat er es nicht. Diesmal blickte er auf und sagte: »Wir sitzen ganz schön in der Tinte, was?« Dann lächelte er. »Keine Sorge. Ich bleib hier. Wir werden es schon durchstehen.«
    Daraufhin hatte Clevenger gelächelt, und er lächelte auch jetzt, während er darüber nachdachte, welche Fortschritte Billy und er gemacht hatten, wie viel näher sie sich gekommen waren. Und sein letzter Gedanke, bevor er endlich einschlief, galt diesem seltsamen Leben, das einem aus heiterem Himmel die besten und die schlimmsten Dinge bescheren konnte, ohne die geringste Vorwarnung.
     
     
     
     
     
     
     

TEIL DREI
     
    Der allernächste Tag
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

1
     
    10. April 2004
     
    Ganz wie Kyle Roland es versprochen hatte, erschien Clevengers Antwort an den Highwaykiller auf der Titelseite der Times.
    Jonah kaufte sich die Zeitung sofort im Krankenhauskiosk und fing an zu lesen, noch bevor er richtig an seinem Schreibtisch saß.
    Es war fünf Minuten vor seinem für acht Uhr angesetzten Treffen mit Hank, Sam, Heaven und einer Frau namens Sue Collins

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