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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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sie förmlich. »Sind wir hier fertig?« Sie sah von Jonah zu Collins, dann wieder zu Jonah. »Sind Sie damit fertig, meinem kleinen Engel Flausen in den Kopf zu setzen?«
    »Du kannst es schaffen«, versicherte Jonah Sam. Doch er war sich nicht mehr sicher, ob Sam es tatsächlich schaffen konnte. Seine Knochen und sein Hirngewebe waren verheilt. Doch seine Seele mochte noch immer an zu vielen Stellen gebrochen sein, um die Bürde dessen zu tragen, was getan werden musste. Jonah biss die Zähne zusammen, als er das erkannte, und sein Hass auf Heaven Garber erreichte fast den Siedepunkt. Er schaute sie an und sah mit Grauen abermals in die Augen seiner Mutter.
    Eine Träne kullerte über Sams Wange.
    Heaven wurde kühn. »Ihr Leute habt einfach keine Ahnung von Disziplin. Eurer Meinung nach soll man Kinder tun und machen lassen, was sie wollen.«
    Jonah hatte den brennenden Wunsch, ihr diese Augen auszureißen. Doch seine Arme waren eingeschlafen, und er konnte sie kaum bewegen.
    »Sam wird es uns noch mal danken, dass wir ihm Grenzen gesetzt haben«, wetterte Heaven. »Er wird ein braver Junge werden, kein Rowdy. Er wird Respekt lernen.« Sie sah zu Hank. »Diese Leute kriegen ihr Geld fürs Herumsitzen. Wir nicht, soweit ich weiß. Komm, wir gehen.«
    Hank rührte sich nicht. Er kaute jetzt an seiner Unterlippe wie Sam. Seine spindeldürren Finger zupften an seinen Hosenbeinen.
    »Komm jetzt«, sagte sie. Sie hievte sich aus ihrem Sessel und stand auf.
    Hank blickte zu der massigen Gestalt, die über ihm aufragte. »Geh nach Hause, Heaven«, sagte er.
    Im Raum herrschte schlagartig völlige Stille.
    »Wie bitte?«, sagte Heaven und stemmte ihre Hände in die Hüften.
    »Es war falsch, dich mit herzubringen. Der Doktor wollte es nicht, aber ich hab gedacht, ich wüsste es besser. Hab gedacht, es wär das Beste, wenn du es dir mit anhörst. Aber es ist verdammt klar, dass Sam nicht tun kann, was er tun muss, solange du ihn einschüchterst. Und es ist ziemlich klar, dass ich es auch nicht kann.«
    Jonah kribbelte es im Nacken.
    Sam sah seinen Vater an.
    »Wovon redest du?«, fragte Heaven und schaute verwirrt drein, so als würde sie ihren Mann nicht wiedererkennen.
    »Es tut mir Leid«, sagte Hank und schluckte seine Tränen herunter. »Ich liebe dich. Zumindest glaube ich das. Aber in diesem Leben gibt es Recht und Unrecht. Und ich muss dieses eine Mal tun, was recht ist, sonst tauge ich für nichts und niemanden was. Also geh jetzt nach Hause, pack ein, was immer du brauchst, und dann gehst du erst mal zu deiner Schwester. Ich nehm Sam heute mit nach Hause.«
    »Wir gehen zusammen nach Hause, alle zusammen, und zwar auf der Stelle«, sagte Heaven mit gepresster Stimme. Sie griff nach Hanks Arm, doch ein Blitzen in seinen Augen ließ sie innehalten. Sie hatte es jetzt mit einem anderen Mann zu tun. Einem freien Mann. Sie hatte die Gewalt über ihn verloren.
    Jonah wurde Zeuge, wie Heaven vor seinen Augen schrumpfte; ihre Züge entgleisten, ihre Schultern sackten kraftlos herunter, ihre Brust war nicht mehr trotzig geschwellt, ihre Hände waren nicht mehr in die Hüften gestemmt, sondern stützten jetzt ihr Kreuz, während sie vor Schmerzen vornüber klappte. »Sie haben ‘ne Gehirnwäsche mit dir gemacht«, sagte sie. »Da kannst ja nicht mehr richtig klar denken.«
    »Denken ist das Einzige, was ich tue«, entgegnete Hank.
    Heaven drehte sich aufgebracht zu Jonah um, und in ihren Augen loderte Zorn, doch es waren jetzt wieder ihre Augen, und es schimmerten Tränen darin. »Das haben Sie getan!«, wütete sie.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Sie verstehe«, erwiderte Jonah. »Ich halte Sie nicht für einen schlechten Menschen. Meine Tür steht Ihnen weiterhin offen. Wir können uns treffen, wann immer Sie wollen.«
    »Wofür halten Sie sich, für Gott, dass Sie hier Vergebung austeilen? Sind Sie so viel besser als der Rest von uns?«
    »Ich bin nicht besser als Sie«, sagte Jonah.
    Sie wich einen Schritt zurück, doch die Kampflust in ihrem Gesicht war erloschen, sie war ein abgesetzter Diktator auf der Flucht, und ihr war nur der verirrte Stolz geblieben, um sie vor dem Höllenfeuer zu schützen, welches das Kind in ihr verbrannt und ihre Psyche so monströs entstellt hatte. »Ich würde lieber sterben, als zu Ihnen kommen«, zischte sie.
    »Auch das verstehe ich«, sagte Jonah.
    Um fünfzehn Uhr zehn hatte Whitney McCormick ihre Dienstmarke und ihren Charme erfolgreich eingesetzt, um sich Zugriff auf die

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