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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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über die Meerenge in Richtung Kanada gestarrt hatte, war Ethan vor ihr auf die Knie gefallen und hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht.
    An diesem Morgen hatte er ihr in einem Supermarkt in einem Verkaufsautomaten einen Spielzeugring gekauft. Angeblich hatte er all das nicht geplant, aber es war ihm auf dieser Reise bewusst geworden, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte. Er hatte ihr gesagt, dass er nie glücklicher gewesen sei als in diesem Moment auf dem Gipfel dieses Berges, wo sich die Welt unter ihnen ausbreitete.
    »Ich hatte das hier auch nicht geplant«, sagte Theresa, »aber ich habe Ja gesagt und wir sind hier oben geblieben und habenzugesehen, wie die Sonne im Meer versunken ist. Ethan und ich wollten immer mal wieder für ein Wochenende hierherkommen, aber ihr wisst ja, wie das so ist, wenn man solche Pläne schmiedet. Aber wir hatten unsere perfekten Momente …« Sie küsste ihren Sohn auf den Kopf. »… und auch die weniger perfekten, doch ich glaube, dass Ethan nie glücklicher, sorgenfreier und hoffnungsvoller in die Zukunft gesehen hat als vor dreizehn Jahren auf dem Gipfel dieses Berges. Wie ihr wisst, sind die Umstände seines Verschwindens …« Sie drängte den Ansturm der Gefühle in ihrem Inneren beiseite. »… Tja, wir haben keine Leiche, keine Asche oder so etwas. Aber …« Sie lächelte trotz der Tränen. »Ich habe das hier dabei.« Sie zog einen alten Plastikring aus der Tasche, der seine goldene Farbe längst verloren hatte, während die winzigen Zacken noch immer das smaragdfarbene Stück Glas festhielten. Einige der anderen weinten jetzt auch. »Er hat mir später einen Diamanten gekauft, aber es erschien mir angemessener und auch vernünftiger, lieber diesen Ring mitzunehmen.« Dann holte sie einen Klappspaten aus ihrem Rucksack. »Ich möchte hier etwas zurücklassen, das Ethan wichtig gewesen ist, und der Ring scheint mir das Richtige zu sein. Hilfst du mir, Ben?«
    Theresa kniete sich hin und schob die Farne beiseite, bis sie den Boden erkennen konnte.
    Er war vom Regen durchtränkt und der Spaten glitt leicht hinein. Sie grub einige Erdbrocken aus und ließ Ben dasselbe tun.
    »Ich liebe dich, Ethan«, flüsterte sie, »und du fehlst mir so sehr.«
    Dann ließ sie den Ring in das flache Grab fallen, bedeckte ihn mit der ausgehobenen Erde und klopfte alles mit dem Spaten glatt.

    An diesem Abend gab Theresa in ihrem Haus im höher gelegenen Teil von Queen Anne eine Party.
    Sie hatte viele Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen eingeladen und jede Menge Alkohol gekauft.
    Ihre engsten Freunde, die jetzt alle verantwortungsbewusste, zahme Erwachsene waren, hatten es früher wild und bis zum Exzess getrieben, und auf der Heimfahrt hatten alle geschworen, sich Ethan zu Ehren zu betrinken.
    Sie hielten ihr Wort.
    Sie tranken wie die Löcher.
    Sie erzählten sich Geschichten über Ethan.
    Sie lachten und weinten.

    Um zweiundzwanzig Uhr dreißig stand Theresa auf ihrem Balkon, von dem aus man in den kleinen Garten und an den seltenen klaren Tagen sogar die Skyline von Seattle und im Süden den gewaltigen weißen Mount Rainier sehen konnte. An diesem Abend lagen die Gebäude der Innenstadt im Nebel verborgen und ließen sich nur daran ausmachen, dass die Wolkendecke darüber vom Neonlicht beleuchtet wurde.
    Sie lehnte sich gegen das Geländer, als sie mit Darla eine Zigarette rauchte – was sie seit ihrer Zeit im College nicht mehr gemacht hatte – und ihren fünften Gin Tonic des Abends trank. So viel hatte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr getrunken und ihr war klar, dass sie es am nächsten Morgen bereuen würde, doch vorerst genoss sie dieses wunderbare Gefühl, das sie vor der grausamen Realität schützte, vor den unbeantworteten Fragen, der Angst, die sie nie verließ. Die sie in ihren Träumen heimsuchte.
    »Was mache ich, wenn die Lebensversicherung nicht zahlt?«, fragte sie Darla.
    »Warum sollte sie das nicht tun?«
    »Weil es keinen Beweis für seinen Tod gibt.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Dann muss ich das Haus verkaufen. Die Hypothek kann ich von meinem Gehalt als Anwaltsgehilfin nicht bezahlen.«
    Darla hakte sich bei ihr unter. »Denk jetzt nicht an so was. Vergiss niemals, dass du Freunde hast, die dich lieben. Wir lassen nicht zu, dass dir oder Ben was passiert.«
    Theresa stellte ihr leeres Glas auf das Geländer.
    »Er war nicht perfekt«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Ganz und gar nicht. Aber die Fehler, die er gemacht hat,

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