Psychose: Thriller (German Edition)
sagte er und drückte dreimal auf den »Erdgeschoss«-Knopf, bis er endlich aufleuchtete, »aber ich glaube, ich weiß, was los ist.«
»Was denn?«
»In dieser Stadt stimmt was nicht.«
Pam stellte den Fuß auf die Schwelle, sodass sich die Türen nicht schließen konnten.
»Ethan. Bitte. Sie können nicht klar denken.«
»Nehmen Sie Ihren Fuß da weg.«
»Ich mache mir Sorgen um Sie. Das tun wir alle hier.«
Er hatte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Jetzt drückte er sich ab, ging nach vorn und blieb wenige Zentimeter vor Pam stehen, um sie durch den schmalen Türspalt anzustarren.
Dann sah er nach unten und tippte mit der Spitze seines schwarzen Schuhs gegen ihre weiße Fußspitze.
Einige lange Sekunden hielt sie stand, und Ethan fragte sich schon, ob er sie nach hinten schieben musste.
Schließlich zog sie ihren Fuß zurück.
Ethan stand auf dem Bürgersteig und fand, dass die Stadt am späten Nachmittag ziemlich ruhig wirkte. Er konnte keinen einzigen Motor hören. Eigentlich hörte er gar nichts außer den zwitschernden Vögeln und dem Wind, der durch die Kronen der drei hohen Pinien strich, die vor dem Krankenhaus standen.
Er stellte sich mitten auf die Straße.
Dort stand er, sah sich um und lauschte.
Die Sonne fühlte sich gut an und wärmte sein Gesicht.
Die Brise brachte eine angenehme Kühle mit sich.
Er blickte zum Himmel hinauf: dunkelblau und kristallklar.
Keine Wolken.
Makellos.
Dieser Ort war zweifellos wunderschön, aber zum ersten Mal erweckten die Berghänge, die dieses Tal umgaben, noch ein anderes Gefühl außer Bewunderung in ihm. Er konnte es nicht erklären, aber er verspürte auch Furcht. Eine Angst, die er nicht so richtig einordnen konnte.
Er fühlte sich … seltsam.
Vielleicht hatte er sich ja eine ernsthafte Verletzung zugezogen. Vielleicht aber auch nicht.
Möglicherweise forderte auch nur die Tatsache, dass er jetzt seit fünf Tagen keinen Kontakt zur Außenwelt hatte herstellen können, langsam ihren Tribut.
Kein iPhone, kein Internet, kein Facebook.
Wenn er so darüber nachdachte, kam es ihm unmöglich vor, dass es ihm nicht gelungen war, Kontakt mit seiner Familie, mit Hassler oder irgendjemand anderem außerhalb von Wayward Pines aufzunehmen.
Langsam ging er in Richtung Sheriffbüro.
Es war klüger, einfach abzuhauen. Sich neu zu sammeln. Die Sache auf der anderen Seite dieser Berghänge zu überdenken.
In der beruhigenden Umgebung einer normalen Stadt.
Denn irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
»Ist Sheriff Pope da?«
Belinda Moran sah von ihrem Solitärspiel auf.
»Hallo«, sagte sie. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Dieses Mal stellte Ethan die Frage ein wenig lauter. »Ist der Sheriff da?«
»Nein, der ist kurz weggegangen.«
»Dann kommt er gleich wieder?«
»Ich weiß nicht, wann er zurück sein wird.«
»Aber Sie sagten, er sei ›kurz‹ weggegangen, daher dachte ich …«
»Das ist nur so eine Redewendung, junger Mann.«
»Erinnern Sie sich an mich? Agent Burke vom Secret Service?«
»Ja. Dieses Mal haben Sie ein Hemd an. Das sieht doch gleich viel besser aus.«
»Hat irgendjemand für mich angerufen?«
Sie kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief. »Warum sollte jemand für Sie anrufen?«
»Weil ich einigen Leuten gesagt habe, dass sie mich hier erreichen können.«
Belinda schüttelte den Kopf. »Nein, es hat niemand für Sie angerufen.«
»Nicht einmal meine Frau Theresa oder ein Agent Adam Hassler?«
»Niemand hat für Sie angerufen, Mr. Burke, und Sie sollten auch niemandem sagen, dass er Sie hier erreichen kann.«
»Ich muss noch mal das Telefon in Ihrem Konferenzraum benutzen.«
Belinda runzelte die Stirn. »Ich halte das für keine gute Idee.«
»Warum nicht?«
Sie gab ihm keine Antwort, sondern sah ihn einfach nur weiterhin mit finsterer Miene an.
»Theresa, ich bin’s. Irgendwie erreiche ich dich nicht. Ich war noch mal im Krankenhaus. Ich weiß nicht, ob du schon im Büro des Sheriffs oder im Hotel angerufen hast, man hat mir jedenfalls keine Nachrichten übermittelt. Ich bin noch immer in Wayward Pines. Mein Handy und meine Brieftasche sind noch nicht wieder aufgetaucht, aber ich verschwinde von hier. Ich werde mir vom Sheriff einen Wagen leihen. Ich rufe dich dann heute Abend von Boise aus an. Du fehlst mir. Ich liebe dich.«
Er beugte sich auf dem Stuhl vor, wartete das Freizeichen ab, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.
Die Nummer fiel ihm wieder ein.
Er
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