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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Familien, die darin wohnten. Wie viele Einwohner – Insassen – trugen tagsüber eine starke, sorgenfreie Miene zur Schau, nur um nachts schlaflos wach zu liegen, während in ihren Köpfen die Gedanken rasten, sie sich fürchteten und zu verstehen versuchten, warum sie in diesem idyllischen Gefängnis festsaßen? Seiner Ansicht nach konnten das nicht gerade wenige sein. Aber menschliche Wesen waren vor allem eins: anpassungsfähig. Er konnte sich gut vorstellen, dass sich viele einredeten, dass alles so war, wie es sein sollte, und das auch ihren Kindern vermittelten. Dass es schon immer so gewesen war. Wie viele lebten von einem Tag zum nächsten, im Jetzt, und verbannten jeden Gedanken an das Leben, das sie früher geführt hatten? Es war leichter, etwas zu akzeptieren, das man nicht ändern konnte, als alles zu riskieren und ins Unbekannte vorzudringen. In das, was außerhalb lag. Langzeitinhaftierte begingen oft Selbstmord oder ein weiteres Verbrechen, wenn sie sich auf ein Leben außerhalb der Gefängnismauern einstellen mussten. War das hier denn so viel anders?
    »Einige Monate nach meiner Ankunft schob mir eines Abends ein Typ eine Nachricht zu«, berichtete sie. »Darauf stand: ›Auf der Rückseite Ihres linken Oberschenkels.‹ In dieser Nacht habe ich es unter der Dusche zum ersten Mal gespürt: eine kleine Erhebung, etwas unter der Haut, aber ich wusste nicht, was ich deswegen unternehmen sollte. Am nächsten Abend saßer wieder an meiner Bar. Er schrieb eine neue Nachricht, dieses Mal auf die Rechnung: ›Schneid es raus, bewahr es auf. So spüren sie dich auf.‹
    Die ersten drei Male hatte ich zu große Angst. Beim vierten Mal nahm ich meinen Mut zusammen und tat es. Tagsüber hatte ich den Chip immer bei mir. Ich machte so weiter wie zuvor. Und das Komische ist, dass es Augenblicke gab, in denen sich alles ganz normal angefühlt hat. Ich war bei Leuten zum Essen eingeladen oder auf einer Nachbarschaftsparty und mich überkam das Gefühl, dass es vielleicht schon immer so gewesen war und mein früheres Leben der eigentliche Traum war. Mir wurde langsam klar, wie die Leute das Leben in Wayward Pines akzeptieren konnten.
    Nachts ging ich nach der Arbeit in der Bar nach Hause, legte den Chip in mein Bett, wo auch ich liegen sollte, und ging nach draußen. Jeden Abend in eine andere Richtung. Immer wieder landete ich in einer Sackgasse. Im Norden, Osten und Westen waren diese riesigen Berghänge und ich konnte dreißig Meter weit hochklettern, aber dann wurden die Vorsprünge immer schmaler und ich konnte mich nicht mehr festhalten oder ich kam an eine Stelle, an der ich einfach nicht weiterklettern konnte. Am Fuß dieser Klippen sah ich jede Menge Skelette, alte, gebrochene Knochen. Menschliche Knochen. Menschen, die beim Klettern abgestürzt waren.
    Als ich das vierte Mal abends losmarschierte, ging ich südlich die Main Street entlang, auf der ich auch nach Wayward Pines gekommen war. Da fand ich genau dasselbe heraus wie Sie: dass die Straße eine Kurve macht und man wieder in die Stadt zurückkehrt. Es ist ein endloser Kreislauf. Aber ich drang in Richtung Süden tiefer in den Wald vor. Ich lief bestimmt eine halbe Meile, bis ich schließlich zu dem Zaun kam.«
    »Zu einem Zaun?«
    Das Pochen in Ethans Bein war fast schon unerträglich geworden, schlimmer als die Schmerzen beim Aufschneiden. Er lockerte das Klebeband.
    »Er war sechs Meter hoch und verlief so weit ich sehen konnte in jede Richtung durch den Wald. Er war oben mit Stacheldraht gesichert und summte, als ob er unter Strom stünde. Alle fünfzehn Meter stand ein Schild mit derselben Aufschrift: ›Kehren Sie nach Wayward Pines zurück. Wenn Sie weitergehen, werden Sie sterben.‹«
    Erneut wickelte Ethan das Klebeband um sein Bein.
    Das Pochen wurde schwächer. Er hatte noch immer Schmerzen, aber sie schienen nachgelassen zu haben.
    »Haben Sie einen Weg hindurch gefunden?«
    »Nein. Es dämmerte fast schon und ich hielt es für klüger, wieder in die Stadt zurückzukehren. Aber als ich mich umdrehte, stand ein Mann vor mir. Ich hätte mich beinahe zu Tode erschreckt, wenn ich ihn nicht gleich erkannt hätte.«
    »Es war der Mann, der Ihnen von dem Chip erzählt hat?«
    »Genau. Er sagte, er wäre mir gefolgt, und zwar jede Nacht.«
    »Wer war er?«, wollte Ethan wissen, und er war sich aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht ganz sicher, hatte jedoch den Eindruck, dass sich Beverlys Gesicht verfinsterte.
    »Bill.«
    Ein

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