Psychose: Thriller (German Edition)
lief.
Falls in der Gasse nicht bereits andere Leute auf ihn warteten, sollte das reichen.
Ethan war bis jetzt in der Straßenmitte gelaufen, aber jetzt war es Zeit, das zu ändern.
Er machte auf dem vom Regen glitschigen Straßenpflaster einen Schlenker nach rechts.
Ich darf nicht hinfallen.
Er rannte über einen Grasstreifen, den Bürgersteig, dann wieder über Rasen, und als er die Gasse erreichte, wurde ihm klar, dass er eigentlich gar nicht wusste, was er vorhatte.
Keine Zeit zum Planen. Einfach reagieren.
Die Schritte seines Verfolgers klangen so, als wäre der Apotheker noch etwa sechs Schrittlängen hinter ihm.
Ethan schoss in die Gasse.
Beton wurde zu Erde.
Es wurde dunkler.
Nebel vermischte sich mit dem Gestank von feuchtem Müll.
In der unmittelbaren Umgebung konnte er niemanden entdecken, nur in einiger Entfernung waren zwei Lichtkegel zu erkennen, die sich in seine Richtung bewegten.
Ethan drehte die Füße parallel seitlich, als ob er auf Skiern stehen bleiben wollte, und bremste seine Vorwärtsbewegung auf diese Weise so abrupt ab, dass er schon glaubte, vornüberzufallen.
Dann richtete er sich auf und rannte mit voller Geschwindigkeit den Weg zurück, den er gekommen war, wobei er direkt auf die Ecke des Gebäudes zuhielt.
Sei da. Sei da. Sei da.
Die Kollision war heftig und Ethans Stirn prallte direkt gegen den Unterkiefer des Apothekers, der augenblicklich brach. Der Aufprall bewirkte, dass Ethan auch eine Sekunde lang benommen war.
Doch er fing sich und nahm ein paar Schritte Abstand ein, wobei ihm Blut über das Gesicht strömte.
Der Apotheker saß wie betäubt auf der Straße und spuckte einige Zähne auf den Asphalt.
Da der Treffer sein Gehirn ebenfalls durcheinandergebracht hatte, brauchte Ethan etwa zwei Sekunden, um zu realisieren, dass es sich bei dem langen, metallischen Objekt auf der Straße um die Machete des Mannes handelte.
Er hob sie gerade auf, als der Mann ihn anblickte, und die schreckliche Erkenntnis, dass er wusste, was gleich geschehen würde, holte ihn schneller wieder in die Realität zurück, als es ein ganzer Eimer Riechsalz vermocht hätte.
Ethan legte seine Finger in die Einkerbungen am Griff der Machete, der mit Klebeband umwickelt worden war, um dem Träger bei Regen einen besseren Halt zu ermöglichen.
In dem schwachen Versuch, das abzuwehren, was er ohnehin nicht verhindern konnte, hob der Mann die Arme.
Ethan täuschte einen Schlag an und trat dem Mann dann frontal ins Gesicht, wobei sein Hacken die Überreste der zerquetschten Nase des Mannes traf und dessen Schädel mit lautem Knacken auf der Straße aufkam.
Der Mann stöhnte und blieb liegen, aber seine beiden Freunde kamen immer näher – sie würden in zwei Sekunden da sein –, und etwa einen Block hinter ihnen rückte eine ganze Armee mit Taschenlampen wie eine Rinderherde heran, wobei der Klang ihrer Schritte auf dem Asphalt zunehmend lauter wurde.
Ethan flüchtete wieder in die Gasse und stellte erleichtert fest, dass die beiden Lichter, die er zuvor gesehen hatte, verschwunden waren.
Er rannte weiter, da er seine vorübergehende Unsichtbarkeit ausnutzen wollte.
Nach zwanzig Schritten näherte er sich einem Müllcontainer und er zögerte keine Sekunde.
Er ging an dessen Seite zu Boden, kroch darunter und zwängte sich ganz nach hinten zwischen das Metall und die Ziegelsteinmauer des Gebäudes, neben dem der Container stand.
Sein Herz klopfte wie wild und er atmete schwer, sodass er nichts anderes mehr hören konnte. Schweiß und Blut liefen ihm über das Gesicht und in die Augen, er fror und seine Muskeln brannten vor lauter Milchsäure, als wäre er gerade bei einem Marathon an seine Grenzen gestoßen.
Menschen liefen auf der anderen Seite des Müllcontainers vorbei und es war wie Musik in seinen Ohren, als er hörte, dass sie an ihm vorbeirannten und wieder leiser wurden.
Ethans Wange lag auf dem Boden und Dreck, Glasscherben und Kies bohrten sich in seine Haut.
Der Regen trommelte auf seinen Rücken und sammelte sich rings um seinen Körper in kleinen Pfützen, die bei jedem neuen Tropfen erbebten.
Am liebsten wäre er die ganze Nacht und auch noch den folgenden Tag da liegen geblieben.
Hoch mit dir. Du darfst nicht auskühlen.
Ethan legte die Handflächen auf den feuchten Kiesboden und richtete sich auf Händen und Knien auf.
Er kroch zwischen dem Müllcontainer und dem Gebäude hervor und hockte dann noch einen Augenblick da, um zu lauschen.
Stimmen in der
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