Psychose: Thriller (German Edition)
replizierender Virus ausbreiteten, als das Blut in einem Dutzend einzelner Rinnsale daran herunterlief und sich in einer Lache auf dem Boden sammelte. Es schoss aus einer breiten Schnittwunde am Halsansatz des Mannes heraus, wobei es an einem Ende wie ein feiner Nebel hervorsprühte, während auf der anderen Seite ein ganzer Schwall aus der Arterie sprudelte. Doch der Blutstrom wurde zunehmend dünner, je langsamer das Herz des Mannes schlug.
Sein Gesicht war bleich geworden und er starrte Ethan mit leerem Gesichtsausdruck an und blinzelte langsam, als wäre er in einem faszinierenden Tagtraum gefangen.
Zu guter Letzt glitt er zu Boden, riss dabei einen der Hocker um und lag dann reglos da.
Nachdem er im Schlafzimmerschrank herumgewühlt hatte, war Ethan mit einer Jeans, einem langärmligen T-Shirt und einem schwarzen Kapuzenpullover ausgestattet. Das Shirt und die Jeans waren etwas zu klein, passten aber gerade noch. Die Tennis-schuhe, die er fand, konnte er jedoch unmöglich anziehen. Zwar bekam er sie an und konnte sie zubinden, doch das Laufen war eine Qual und er würde so schnell Blasen bekommen.
Die Stiefel des Toten sahen jedoch weitaus größer und vielversprechender aus.
Ethan zog sie ihm aus und streifte sich so viele Socken über, bis er gut darin laufen konnte.
Es fühlte sich gut an, endlich wieder Kleidung zu tragen, noch schöner war es jedoch, sich vor dem Regen geschützt in dieser warmen Wohnung aufzuhalten. Er war stark in Versuchung, noch eine halbe Stunde länger dortzubleiben und seine Verletzungen so gut er konnte zu versorgen, aber er wusste, dass er in Bewegung bleiben musste. Wenn eine größere Gruppe zufällig auf diese Etage kam, war er erledigt.
Ethan nahm die Taschenlampe und die Machete und ging zum Waschbecken.
Er hielt seinen Mund eine ganze Minute unter den Wasserhahn, da er vor Durst halb wahnsinnig war, aber auch Angst hatte, es zu übertreiben.
Dann öffnete er die Kühlschranktür.
Seltsam.
Da waren Glasflaschen mit Milch. Frisches Gemüse. Ein Karton voller Eier. Fleisch, das in Papier vom Fleischer eingewickelt war.
Aber nichts Abgepacktes.
Er griff hinein, holte einen Bund Karotten und einen kleinen Laib Brot heraus und stopfte beides in die Taschen seiner Jeans.
Laute Geräusche ließen ihn innehalten, als er gerade zur Tür gehen wollte: Stimmen und Rufe, die von der Straße heraufschallten.
Er lief durch die Wohnung zu einem der großen Fenster und zog den Vorhang ein Stück beiseite, um nach draußen zu schauen.
Sechs Meter unter ihm herrschte das reinste Chaos.
Die Gebäude und Geschäftsfronten wurden abwechselnd ins Licht der Flammen und in Schatten getaucht, da mitten auf der Straße ein riesiges Lagerfeuer loderte und dem Regen trotzte, welches aus Pinienschösslingen und langen Brettern bestand, die man von Häusern abgerissen hatte. Zwei Männer schleppten eine Holzbank heran und Ethan beobachtete, wie sie sie zurgroßen Freude der vom Regen durchnässten Zuschauer, die sich am Straßenrand drängten und sich in der Nähe der Flammen versammelt hatten, ins Feuer warfen.
Die Leute da unten sahen ganz und gar nicht so aus wie die Einwohner, die er zuvor getroffen hatte.
Die meisten trugen extravagante Kostüme.
An den Hälsen und Handgelenken der Frauen glänzten falsche, grelle Edelsteine. Sie trugen Perlen, Ketten und Tiaras. In ihren Gesichtern glänzten Glitter und Make-up, ihre Augen waren stark geschminkt und sie trugen alle trotz der Kälte und des Regens kaum Kleidung, sodass sie wie feiernde Prostituierte wirkten.
Die Männer sahen ähnlich absurd aus.
Einer trug ein Sakko, aber keine Hose.
Ein anderer stand mit einer dunklen Hose, roten Hosenträgern und ohne Hemd, dafür aber mit einer Weihnachtsmütze da. Er deutete mit einem Basketballschläger, der weiß angemalt und mit grotesken Monsterbildern verziert war, die Ethan von seiner Position aus allerdings nicht ganz genau erkennen konnte, gen Himmel.
Eine groß gewachsene Gestalt, die auf einem Pflanzgefäß stand, sodass ihr Kopf und ihre Schultern die Menge überragten, stach Ethan ins Auge. Der massive Mann hatte sich das Fell eines Braunbären übergeworfen, an dem sein Messingstern hing. Er trug eine Kopfbedeckung aus Metall mit Hörnern, hatte eine wilde Kriegsbemalung im Gesicht, eine Schrotflinte über der einen Schulter und ein Schwert über der anderen.
Pope.
Der Mann sah über die Menge hinweg, als würde sie aus seinen Untertanen bestehen, und in seinen Augen
Weitere Kostenlose Bücher