Psychosomatische Homoeopathie

das Gegenteil der Fall.
    Ich verabreichte Naja C200 als einmalige Dosis. Zwei Tage später rief die Patientin aufgeregt an. Sie hatte seit zwei Jahren keine Monatsblutung mehr gehabt und fürchtete nun, da eine neuerliche Blutung aufgetreten war, eine Krebserkrankung. Sie vereinbarte einen Termin beim Frauenarzt, doch nachdem die Blutung schon am nächsten Tag wieder aufgehört hatte, ging sie doch nicht hin. Meine Erklärung war, dass der Verlust des Ehepartners (und Bettgenossen) eine Krankheit des Herzens und der Geschlechtsorgane hervorgerufen hatte, die sich nun durch einen Reinigungsprozess der Gebärmutter – die Blutung – wieder zurückbildete. Dass hier auf homöopathischem Weg Trauerarbeit stattfand, merkte man schon daran, dass die Patientin nach langer Zeit wieder das Grab ihres Mannes besuchen konnte. Sie hatte zuvor die fixe Idee entwickelt, sie werde dabei einen Herzinfarkt erleiden und am Grab tot zusammenbrechen.
Über das Mittel
    Dass Schlangengifte nicht nur todbringend sein können, sondern bereits bei der Geburtsstunde der Medizin zum Einsatz kamen, ist schon an der Statue des griechischen Heilgotts Asklepios erkennbar, der stets mit einem Stab abgebildet ist, an dem sich eine Schlange hochringelt. In einem kleinen Tempelchen im Allerheiligsten großer Heilzentren wie Pergamon oder auf der griechischen Insel Kos, wo Hippokrates wirkte, wurden zu Heilzwecken Schlangen gehalten. Wie genau diese eingesetzt wurden, kann keiner sagen, aber dass die Gifte verschiedener Schlangen äußerst interessante Wirkungen auf den Menschen haben, hat die Homöopathie mit zahlreichen Arzneimittelprüfungen festgestellt. Naja hat mit anderen Schlangengiften gemeinsam, dass es starken Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System nimmt und Rhythmusstörungen oder Bluthochdruck lindern kann. Während aber das andere große Schlangenheilmittel Lachesis eher für „feurige“ Krankheiten eingesetzt wird, die durch Zorn und Wut entstehen, ist Naja emotional im Bereich der Trauer angesiedelt und eignet sich vor allem für Zustände, in denen eine Wasserverteilungsstörung im Körper vorherrscht.
    Naja hilft ruhigen Menschen, die von starken Gefühlen beherrscht werden und einen großen Verlust zu verarbeiten haben. Diese Menschen strahlen Würde und einen „natürlichen Adel“ aus.
Natrium muriaticum (Kochsalz) – Akutmittel der Gruppe Blau
    Polychrestpunkte: 3
    Vorwiegend für Frauen
    Eine 46-jährige Frau suchte mich wegen ihrer Regelbeschwerden auf. Sobald die Monatsblutung einsetzte, fühlte sie sich elend, zitterte und fror, bekam Kreislaufstörungen mit Schwindel und hatte heftige, drückende Schmerzen. Eine genauere Befragung wies auf eine allgemeine Störung des Natriumstoffwechsels im Körper hin: Vor der Regelblutung lagerte sie viel Wasser ein, vor allem in den Unterschenkeln. Bei Wanderungen traten Schwellungen der Hände auf. Stress führte zu einer Eindickung des Stuhlgangs durch Wasserentzug, vor allem auf Reisen. Bei Aufregung konnte dies jedoch blitzschnell in wässrigen Durchfall umschlagen. Bei Schnupfen führte die virale Infektion zu einer enormen Produktion von wässrigem Nasensekret. In den letzten Jahren hatte sie auch bemerkt, dass sie, die immer ausgleichend und beruhigend auf ihre Umgebung zu wirken bemüht war, erhöhte Blutdruckwerte entwickelte. Sie litt im Frühjahr unter Heuschnupfen mit laufender Nase und Jucken. All diese körperlichen Charakteristika wiesen auf die Notwendigkeit einer Therapie mit Natrium muriaticum hin. Auch die geistig-seelischen Eigenschaften der Patientin passten in das Mittelbild. Sie war ruhig und zögerlich, immer rasch bemüht, den Überblick über eine Lage zu gewinnen, dabei ungewöhnlich feinfühlig und empfindlich, was sie sich aber nicht gern anmerken ließ. Ihre Wünsche konnte sie nur schwer äußern, und wenn sie etwas missbilligte, drückte sie das durch Rückzug aus. Sie hatte im Laufe der Jahre nicht viele Freundschaften aufbauen und erhalten können, da sie sehr hohe Ansprüche stellte und Fehltritte nicht leicht verzieh. Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter war spannungsgeladen. Sie warf ihr heute noch die Kränkungen vor, die sie in der Kindheit erlitten hatte.
    Eine 48-jährige Anwältin, schlank und sportlich, hatte im Laufe der letzten Jahre einen deutlichen Anstieg ihres Blutdrucks zu verzeichnen. Der obere Wert lag bei 160, der untere bei 110 mmHg. Dafür hatte sie vom Hausarzt ein blutdrucksenkendes Mittel bekommen, darauf aber zwischendurch so