Psychosomatische Homoeopathie

war türkischer Herkunft, sprach aber leidlich Deutsch. Sie erzählte mir als Erstes, dass ihre Familie in ihrer Heimat große gesellschaftliche Bedeutung habe.
    Noch stärker als ihr Aussehen beeindruckte mich, dass auch ihre Beschwerden einen klaren Hinweis auf ein Schlangengift gaben. Sie machte ihrer Misslaunigkeit Luft, indem sie langanhaltend und detailliert über Probleme sprach, ohne auch nur den Ansatz einer Lösungsabsicht erkennen zu lassen. Sie war niedergeschlagen bis zum Suizid, obwohl ihr Leben eigentlich in geregelten Bahnen verlief und sie sozial abgesichert war. Sie machte die Buchhaltung im Betrieb eines Verwandten, und das seit vielen Jahren. Ihre Tochter war ihr Stolz, sie machte bereits in jungen Jahren eine steile Karriere, und mit ihr pflegte sie ein liebevolles Verhältnis. Was der Patientin allerdings fehlte, war ein Partner. Ihr Ehemann war vor sieben Jahren gestorben und seither trug sie Trauerkleidung, was ihr düsteres Äußeres noch verstärkte.
    Seit einigen Jahren litt die Patientin unter Herzbeschwerden, die überfallsartig und immer im Zusammenhang mit Atemnot, Schwäche und Schwindel auftraten. Dabei hatte sie manchmal das Gefühl, das Herz würde zusammengeschnürt, weshalbschon mehrmals vonseiten des Hausarztes und des Internisten eine Abklärung bezüglich eines Herzinfarkts erfolgt war. Gefunden hatte man nur einen leichten Bluthochdruck. Außerdem litt die Patientin über Schmerzen im Kopf, vor allem im Winter, eher vorne hinter dem Auge auf der linken Seite, manchmal in Verbindung mit einem ziehenden Schmerz vom linken Unterbauch bis zum Herzen. Diese Beklemmungsgefühle traten bei dieser Patientin stets bei dem hohen Blutdruck auf.
    Steckbrief
    Naja: Brütende Leidenschaft
Wodurch diese Konstitution entsteht: In Kulturkreisen, in denen leidenschaftliche Gefühle einen sehr hohen Stellenwert haben.
Was diese Menschen antreibt: Der Wunsch, in der Familie gehört und geachtet zu werden.
Stärken: Mitfühlend, sinnlich, ausgeprägter Familiensinn.
Schwächen: Ängstlich, kopflos in Belastungssituationen.
Häufige körperliche Beschwerden: Herzschwäche, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen. Schmerzen in der linken Schläfe, oder im linken Eierstock. Hängende Augenlider, juckende Narben, Bluthochdruck und Asthma.
Beschwerden verschlechtert durch: Kalte Luft, Alkohol, Berührung.
Beschwerden verbessert durch: Gehen, Fahren im offenen Wagen, Rauchen.
Achillesferse: Herz.
Verwandte Mittel: Spigelia, Lachesis.
    Berufliches
Wo sie beruflich hinwollen: Diese Menschen ruhen in der Gewissheit, einer guten Familie anzugehören, und leisten beruflich das, was für sie in diesem Umfeld vorgesehen wurde.
Aggressivität: Offener Streit ist nicht ihr Stil, aber sie sind verletzlich und nachtragend und neigen Jüngeren gegenüber zur Strenge.
Umgang mit Menschen: Würdevoll und bestimmt, wenn sie gesund sind. Im Erkrankungsfall eher klagend und melancholisch mit Rückzugsneigung.
Wie Sie diese Menschen für sich gewinnen können: Indem sie die Familienstrukturen berücksichtigen und sie ihrem Rang entsprechend höflich und zuvorkommend behandeln.
Fehler, die Sie im Umgang mit ihnen vermeiden sollten: Distanzlosigkeit, Ehrverletzungen, oberflächlicher Trost sind für diese Menschen äußerst unangenehm. Machen Sie ihnen keine Vorschriften und kritisieren Sie sie nie.
    Privates
Was sie sich in einer Partnerschaft erwarten: Es sind Menschen, die ihren Lebensinhalt in der Erfüllung ihrer sozialen Rolle sehen. Dazu gehört auch eine lebenslange Partnerschaft mit einer klaren Rollenaufteilung. Sie erfüllen ihre Aufgaben mit Umsicht und Strenge.
Ihre Liebe: Es sind leidenschaftliche Menschen, für die aber auch das Intimleben vor allem den Stellenwert hat, den ihm die soziale Umgebung zuweist.
Wie sie auf Verlust reagieren: Diese Menschen finden es sehr schwer, mit Wechselfällen des Lebens zurechtzukommen, da sie ein ganz klares Bild davon haben, wie ihr Leben eigentlich aussehen sollte.
    Die Beschwerden waren für mich charakteristisch. Die Linksseitigkeit und die Art der Herzbeschwerden ließen mich zuerst an Lachesis denken, doch Lachesis-Menschen neigen eher dazu, ihrer Wut durch Witz und Einfallsreichtum Erleichterung zu verschaffen. Das Schwermütige, das düstere Grübeln und das Ängstliche brachten mich auf Naja. Dazu passte auch, dass die Patientin sehr wärmeliebend war und sich ihre Beschwerden bei Kälte und Feuchtigkeit eher verschlechterten. Bei Menschen, die Lachesis brauchen, ist