Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
um die Zeit des Klimakteriums zu überstehen. Beides sind schließlich hormonell bedingte Phasen im Leben eines Menschen - wie die Pubertät. Der guten Atmosphäre in der Familie wäre das sicher nicht zuträglich.
Besorgnis hat auch mit Vertrauen zu tun. Haben Sie Vertrauen in Ihren Sohn? Wenn dem so ist, dann ist dies die wirksamste Medizin gegen Ihre Angst und die beste Unterstützung, die Sie ihm in den nächsten fünf Jahren zukommen lassen können. Ich kenne Ihren Sohn zwar nicht, doch möchte ich hier ein paar Dinge aufzählen, auf die Eltern von heute vertrauen können, falls das grundlegende Verhältnis zu ihren jugendlichen Kindern in Ordnung ist:
❯ Sie können darauf vertrauen, dass sie/er einigen Versuchungen erliegen und eine Reihe schmerzhafter Erfahrungen machen wird.
❯ Sie können darauf vertrauen, dass sie/er sich aktiv darum bemühen wird, ihr/sein Verhältnis zu folgenden Dingen zu
klären: Alkohol, Haschisch und evtl. andere Drogen, Sex, Pornografie und Verliebtheit.
❯ Sie können darauf vertrauen, dass der Jugendliche zu unterscheiden beginnt, worüber er mit den Eltern und worüber er mit Gleichaltrigen spricht.
❯ Sie können darauf vertrauen, dass er alles, was er in den folgenden Jahren unternimmt, für sich selbst tut - nicht gegen seine Eltern.
Vertrauen hat ja nichts mit der Überzeugung zu tun, dass Kinder alles tun, was ihre Eltern für richtig halten, und das unterlassen, was diese für falsch halten. Das Vertrauen, das Kinder von ihren Eltern so sehr benötigen, ist die Zuversicht, dass die Kinder ihr Bestes geben, um zu dem Menschen zu werden, der sie gern sein möchten. Und zwar auf dem Fundament, das sie gemeinsam mit ihren Eltern, dem Kindergarten, der Schule und ihrem gesamten Netzwerk errichtet haben.
Warum schreibe ich überhaupt so viel über Sorge und Vertrauen? Ich tue das, um Ihre Frage zu beantworten, wie Sie die Offenheit zu Ihrem pubertierenden Kind bewahren können. In den letzten 30 Jahren habe ich viele Jugendliche aus den verschiedensten Kulturen kennengelernt, und eines ändert sich nie: Sie dürsten nach dem Vertrauen ihrer Eltern und hassen deren Besorgnis.
Was nicht bedeutet, dass der relevante Teil Ihrer Besorgnis für Ihr Verhältnis schädlich wäre. Es bedeutet nur, dass Sie die Besorgnis mit anderen Erwachsenen teilen müssen, statt sie Ihrem Sohn aufzubürden.
Sie können noch etwas anderes tun, das von großer Wichtigkeit ist. Sie können damit anfangen (oder weitermachen), offen über sich selbst und Ihr eigenes Leben zu reden, wenn Sie mit Ihrem Sohn zusammen sind. Wenn Sie so wie die meisten Eltern sind, dann haben Sie sich bisher weitgehend in Form von
Fragen an Ihren Sohn gewandt: »Wie war es heute in der Schule? Wie geht es dir? Hast du dir das auch gut überlegt?« etc. etc. Eine Mischung aus neugierigen, interessierten, engagierten und kontrollierenden Fragen.
Von nun an ist es wichtig, weniger Fragen zu stellen und mehr von sich selbst preiszugeben - Ihre Gedanken und Gefühle, große und kleine Erlebnisse, Ihre Meinungen und Ansichten über das Leben und die Welt etc.
Ich meine natürlich nicht, dass Sie sich zu ihm verhalten sollen wie zu einem erwachsenen Liebespartner, sondern wie zu einem guten Freund. Sie haben Ihr Privatleben, und er ist dabei, seines aufzubauen, und beide müssen respektiert werden, wenn sich Ihre Freundschaft entwickeln und die nächsten 50 Jahre überdauern soll.
Im Laufe der Pubertät gehen im Gehirn eines Kindes oft so große biologische Veränderungen vor sich, dass Eltern plötzlich das Gefühl haben, ihre Kinder nicht mehr zu kennen. Diese Veränderungen veranlassen viele Kinder, all ihre Aufmerksamkeit für lange Zeit nach innen zu richten. Diese Introvertiertheit sollten die Eltern nicht persönlich nehmen, denn sie hat nichts mit einem guten Verhältnis zu tun, das sich womöglich verschlechtert hat. Sie ist auch kein Zeichen mangelnden Vertrauens.
Das Frustrierende besteht darin, dass diese Introvertiertheit wortlos zum Ausdruck kommt, doch Worte und Gespräche sind schließlich nur eine Möglichkeit, seine Offenheit zu zeigen. Allein die Tatsache, dass Ihr Sohn mit seiner unverwechselbaren Persönlichkeit am Familienleben teilnimmt, ist doch ein Ausdruck für seine Offenheit und sein Vertrauen.
Das Leben mit pubertierenden Kindern konfrontiert Eltern mit der Tatsache, dass das Leben nicht planbar ist (auch wenn sich viele Eltern von Kleinkindern dieser Illusion hingeben). Ihr Sohn muss sein
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