Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
Hinter der wachsenden Anzahl der Kinder mit »Schulproblemen« verbirgt sich eine wichtige Botschaft für die Erwachsenen: Die Schule ist ein wachsendes Problem für ihre Schüler.
Ich möchte unterstreichen, wie wichtig es ist, dass Eltern ihren Kindern den Rücken stärken. Das heißt jedoch nicht, dass diese die Kanonen gewissermaßen in die entgegengesetzte Richtung drehen und die Lehrer unter Beschuss nehmen. Sie sind der falsche Adressat. Es sind die überkommene Schulkultur und ihre antiquierte politische Grundlage, der wir - was die Lehrer ausdrücklich mit einschließt - den Kampf ansagen müssen.
Die Hoffnung der Eltern kann sich vielmehr auf die Tatsache stützen, dass es unter den Schullehrern so viele großartige und engagierte Persönlichkeiten gibt. Persönlichkeiten, mit denen der Dialog nicht schwerfällt, sofern man sich die Mühe macht, sie nicht zum Feind seiner Kinder zu erklären. Denken Sie daran:
❯ Viele Lehrer haben Angst vor den Eltern. Der umgekehrte Fall ist weitaus seltener.
❯ Lehrer wissen generell nur sehr wenig über Kinder (meist ausschließlich über Schüler) und demzufolge auch wenig über Ihr eigenes Kind.
❯ Lehrer sind nicht darin geschult, Konflikte zu lösen oder Menschen zu führen.
❯ Die Solidarität, die Sie Ihrem Kind im Kampf gegen seine Schule zukommen lassen, ist ein zweischneidiges Schwert, das die Situation der Kinder u.U. noch schwieriger macht.
❯ Weder die Schule noch ihre Lehrer sind darauf eingestellt, für das Wohlergehen Ihres Kindes Mitverantwortung zu übernehmen - zumindest nicht, bevor Sie als Eltern Kontakt zu ihnen aufgenommen haben, der ihnen Sicherheit gibt.
❯ So sehr die Lehrer selbst belehren, so sehr hassen sie es, belehrt zu werden.
❯ Behandeln Sie die Lehrer so, wie diese auch Ihre Kinder behandeln sollten.
Vielleicht werden Sie sich fragen, ob man Eltern solch eine große Verantwortung überhaupt aufbürden sollte. Die Antwort lautet Nein, eigentlich nicht. Doch so, wie die Dinge liegen, kann man nur auf diese Weise die Kinder davor bewahren, sämtliche Verantwortung und Schuldgefühle allein zu tragen.
ZWEI
»Und was soll ich jetzt machen?«
Lösungsideen in Briefform
Offene Kommunikation mit pubertierenden Kindern
LIEBER JESPER JUUL,
wir haben drei Kinder im Alter von drei, acht und zwölf Jahren. Der Älteste ist ein Junge, die beiden Jüngeren sind Mädchen. Der Junge ist bereits in der Pubertät. Wie schafft man es, eine offene Kommunikation zu ihm aufrechtzuerhalten, ohne seine Gefühle und sein Leben »in Beschlag zu nehmen«? Er fragt und denkt immer mehr wie ein Junge, der erwachsen wird. Gleichzeitig »fürchte« ich als Mutter, dass er seine Offenheit uns gegenüber verliert und damit aufhört, Fragen zu stellen und von sich aus zu erzählen. Ich fürchte auch, dass er »eines Tages« in ein Milieu geraten könnte, in dem er Bekanntschaft mit Drogen o.Ä. macht. Im Moment gibt es zwar nicht den geringsten Anlass zu dieser Besorgnis, doch wie kann ich meine Ängste in den Griff bekommen, damit sie nicht die Kommunikation mit meinem Sohn überschatten?
Die Mädchen sind immer noch so klein und begegnen dem Leben mit kindlicher Offenheit. Wenn Sie etwas zu der Problematik der Offenheit zwischen Teenagern und ihren Eltern schreiben könnten, würde ich mich sehr darüber freuen. Wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder.
Eine Mutter
ANTWORT
Zunächst möchte ich etwas Allgemeines zum Verhältnis vieler Eltern zur Pubertät sagen. Wohl um keinen anderen Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes ranken sich so viele Mythen und Problematisierungen. Es scheint fast so, als würden wir in
unserer Kultur gar nicht genug davon bekommen, eine Periode zu bejammern und zu problematisieren, die in anderen Kulturen als freudige Begebenheit im Leben eines Kindes und seiner Familie begrüßt wird.
Dabei lohnt es sich für alle Seiten, die Sorgen beiseite zu lassen und den künftigen Jahren mit folgender Einstellung zu begegnen: Es wird spannend sein zu verfolgen, zu welchem Menschen er/sie sich entwickeln wird!
Aber es gibt doch wirklich tausend Gründe, sich Sorgen zu machen, werden manche jetzt sagen. Es ist richtig, dass wir in einer gefährlichen Welt leben und zumal einem jungen Menschen viel Schreckliches geschehen kann. Manchmal bitte ich Mütter sich vorzustellen, dass ihre Männer und Kinder jeden Monat viele Stunden brauchten, um sich auf die mütterliche Menstruation vorzubereiten, oder mehrere Jahre,
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